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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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Tochter der Wirtschafterin, dachte er herablassend. Eine Person, bei der sicher jeder feuchte Träume bekam.
    Sein Blick wanderte weiter zu Kate. Die spröde Ziehtochter, mit mehr Hirn als Sinn für Stil. Es erstaunte ihn, dass Laura eine derart kindische Zuneigung zu den beiden empfand. Aber er war sicher, dass sie mit der Zeit verblassen würde, denn schließlich war sie eine durchaus vernünftige, füi einen Menschen ihres Alters bewundernswert würdevolle Person. Sobald sie zur Gänze verstanden hätte, welches ihr Platz in der Gesellschaft und ihre Rolle als seine Gattin war, könnte er sie sicher sanft aus derart unpassenden Bindungen lösen, dachte er.
    Ohne jeden Zweifel war sie in ihn verliebt. Sie hatte so wenig Erfahrung, dass sie weder zu gespielter Schüchternheit noch zum Überspielen ihrer Gefühle in der Lage war. Ihre Eltern mochten nicht ganz einverstanden sein mit ihrer Wahl, aber er war voller Zuversicht, dass ihre Tochter sie früher oder später für ihn einnehmen würde.
    Er war sich sicher, dass er persönlich und beruflich ohne jeden Makel war. Er machte seine Arbeit mehr als gut. Er würde einen passenderen Schwiegersohn abgeben. Mit Laura an seiner Seite, mit dem Namen Templeton hätte er alles erreicht. Alles, was er wollte und was er verdient hatte. Die richtige Frau, eine gesicherte gesellschaftliche Position, Söhne, Reichtum und Erfolg.
    »Wir kennen einander erst recht kurz«, setzte er an.
    »Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit.«
    Er lächelte, ohne dass sie es sah. Wie süß und romantisch sie doch war. »Erst seit ein paar Monaten, Laura. Und ich bin beinahe zehn Jahre älter als du.«
    Unbeeindruckt davon schmiegte sie sich noch enger an seine Brust. »Was macht das schon?«
    »Ich sollte dir mehr Zeit geben. Gott, du bist immer noch auf der High School«, erwiderte er.
    »Nur noch ein paar Monate.« Sie hob den Kopf, wobei ihr Herz vor freudiger Erwartung schneller schlug. »Ich bin kein Kind mehr, Peter.«
    »Nein, das bist du nicht.«
    »Ich weiß, was ich will. Das habe ich schon immer gewusst.«
    Er glaubte ihr. Auch er wusste, was er wollte, auch er hatte es stets gewusst. Somit, dachte er, hatten sie eine weitere Gemeinsamkeit.
    »Trotzdem habe ich mir vorgenommen zu warten.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und sah ihr ins Gesicht. »Mindestens noch ein Jahr.«
    Sie wusste, er war alles, was sie sich erträumt, alles, worauf sie je gewartet hatte. »Ich will nicht, dass du wartest, Peter«, sagte sie im Flüsterton. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch, Laura. Und ich fürchte, dass ich tatsächlich nicht noch länger warten kann.«
    Ihre Hände zitterten und alle Einzelheiten dieses Augenblicks prägten sich ihr unauslöschlich ein. Die von leiser, zärtlicher Musik erfüllte klare Luft. Den süßen Duft des blühenden Jasmins, den würzigen Geruch der See. Das Spiel von Licht und Schatten auf den Holzwänden der Laube, in der sie mit ihrem Liebsten stand.
    Peter drückte Laura sanft auf eine der gepolsterten Bänke und ging, wie sie nicht anders erwartet hatte, vor ihr in die Knie. Sein Gesicht in dem weichen, träumerischen Licht war herzergreifend schön. Tränen traten in ihre Augen, als er eine kleine schwarze Samtschatulle aus der Tasche zog und öffnete. Durch die Tränen schillerte der diamantbesetzte Ring in den Farben eines Regenbogens.
    »Laura, willst du meine Frau werden?«
    Jetzt wusste sie, was jede Frau in diesem einen überwältigenden Moment in ihrem Leben spürte. Nahm seine Hand und antwortete: »Ja, ich will.«

2
    Zwölf Jahre später
    "Wenn eine Frau dreißig wurde, nahm Laura an, war es Zeit zum Nachdenken, Zeit für ein erstes Resümee, Zeit, sich nicht nur erschauernd die Decke über die Ohren zu ziehen, weil das Alter unaufhaltsam näher kam, sondern auf das zurückzublicken, was sie bisher erreicht hatte.
    Und sie versuchte es.
    Aber Tatsache war, dass der graue Himmel und der unablässige Regen, als sie am Morgen ihres dreißigsten Geburtstags wach wurde, ihre Laune treffend widerspiegelten.
    Sie war dreißig Jahre und geschieden. Sie hatte den Löwenanteil ihres persönlichen Vermögens durch ihre eigene Naivität verloren und mühte sich verzweifelt, ihrer Verantwortung für ihr Zuhause, für ihre beiden Töchter, die sie allein erzog, für ihre beiden Teilzeitjobs – auf die sie nicht vorbereitet gewesen war – gerecht zu werden und trotzdem noch eine echte Templeton zu sein.
    Auf der Minusseite hatte sie zu verzeichnen, dass sie
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