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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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wegzuschütteln. 
    Zu schmerzhaft sind manche Eindrücke, die geblieben sind. 
    Ist vielleicht der unerträglichste Moment der gewesen, als die Kommissarin ihm mit einfühlsamen Worten die Nachricht vom Tode Lauras überbracht hat? Oder der, als Simon erfahren musste, wie seine Verlobte gestorben ist? Oder ist es das Bild jenes Tages, als sie ihn zur Urnenbeisetzung begleitet hatte und Lauras Mutter weinend vor der winzigen Grube zusammengebrochen war? 
    Der Wilderer kommt ihr in den Sinn, den sie noch ein Mal bei der Gerichtsverhandlung gesehen hat. War er ihr am Tag seiner Festnahme noch bedrohlich erschienen, gab er auf der Anklagebank nur noch das Bild eines völlig gebrochenen Menschen ab. Zwar hatte der Richter letztlich das Strafmaß auf den Tatbestand einer fahrlässigen Tötung ausgelegt, dennoch bestand offenbar am wenigsten für ihn selbst irgendein Zweifel an seiner Schuld. Es waren wohl tatsächlich die Ereignisse um Lauras Tod gewesen, die ihn völlig hatten absacken lassen. Die ganze Zeit lang war er davon ausgegangen, ihr Mörder zu sein. Mit dieser Schuld konnte er nicht bei klarem Verstand leben und versuchte, sich sein Leben erträglich zu saufen. Ein besonders charmanter Zeitgenosse schien er nie gewesen zu sein. Nach diesem Vorfall hatte er aber anscheinend jedes Maß und jede Menschlichkeit verloren.
     
    Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis sie Simons Vorschlag in die Tat umsetzten und Nina in sein altes Haus einzog. An das Theater mit ihrem Vater denkt sie mit einem Lächeln zurück. Er hatte sie eigentlich nicht gehen lassen wollen. Nicht, bevor sie das Abi fertig hätte. Einen Riesenwust von Argumenten versuchte er ihnen in den Weg zu legen und war immer wieder an Simons souveräner Art, sachlich und vernünftig mit den Vorbehalten umzugehen, gescheitert. Ein Mann von anderem Kaliber, da ist sie sich sicher, wäre vor der eiskalten Verteidigungsbastion ihres Vaters in die Knie gegangen und hätte jeden Plan schnell aufgegeben, sie endgültig zu „entführen“. 
    Spät hatte er es eingesehen, und zwar letztlich erst dann, als sie ihm die Ergebnisse ihrer Prüfungen vorlegen konnte. Seither war Frieden zwischen ihren liebsten Männern. Manchmal hatte sie sich gefühlt wie zwischen zwei mächtigen Mühlsteinen zermahlen und war ihrer Mutter dankbar für die viele Vermittlungsarbeit, die sie geleistet hatte. Dass Simon sie schon am ersten Tag völlig für sich einnahm, war unübersehbar gewesen, und Nina liebt das ganz neue, freundschaftliche Verhältnis, das sie seit den „Kriegshandlungen“ zwischen den Männern zu ihr hat.
    Die Bilder der düsteren, grauen Momente, die sie beiseiteschieben möchte, liefern sich einen Wettstreit mit den Erinnerungen an die wundervollen Momente. 
    Die Vorbereitungen auf Ninas Abiturprüfung hatte Simon so ernst genommen, dass er sie drillte, bis ihr manchmal der Kragen geplatzt war. Wenn ihr Kopf zu explodieren drohte, oder sie nicht mehr in der Lage war, weitere Formeln aufzunehmen, hatte sie sich ihre „albernen Attacken“ genommen. Anfangs war er sauer geworden und versuchte, ernst zu bleiben. Dann aber hatte er nach und nach begriffen, wie gut ihr kleine Auszeiten taten.
    Nina entwischt ein kleines Glucksen über die Geschichte mit der Kissenschlacht und Simon sieht sie kurz von der Seite an. 
    „Woran denkst du?“ 
    „Ich denke gerade darüber nach, wie viel in den letzten Monaten passiert ist. Und eben dachte ich an die Sache mit der Exerzierstunde zum Thema Molekulargenetik und Gentechnik. Herrgott, was hast du mich getriezt!“ 
    „Unser guter Geist behauptet, immer noch in allen Ecken des Wohnzimmers Federchen zu finden. Du bist aber auch wie eine Furie mit den Sofakissen auf mich losgegangen“, sagt Simon und lacht. „Immerhin hat das Getrieze dazu geführt, dass du eine gloriose Bioklausur geschrieben hast. Kann also nicht ganz falsch gewesen sein. Du darfst dich dann schon mal auf meine Vorbereitungsmethoden im Studium freuen. Wetten, dass die noch wirksamer werden?“, droht er feixend und Nina weiß mittlerweile sehr gut einzuschätzen, dass sie jede Gegenwette sowieso verlieren würde. 
    „Ich tue alles, was du willst“, beteuert sie prustend, „solange du mir nicht mit Liebesentzug drohst. Dann kannste mich nämlich vergessen!“ 
    „Nee, du, mit der Strategie trete ich mir ja selbst vors Knie. Ich bin doch nicht bescheuert.“
    Dass es eigentlich fast gar keine Situation gibt, die ihn veranlassen könnte, auf Sex mit
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