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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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sie schon oft durch die Bäume schimmern sehen. Irgendeinem Jagdpächter muss sie wohl gehören.
    Aber wer ist dieser Mann, der mich aus dem Hang gefischt hat? Er kümmert sich so liebevoll und irgendwie professionell um mich. Ich muss das später klären. O Gott, mein Kopf schwirrt. Bloß nicht bewegen. Dann gibt es wieder diese kleinen Lichtpünktchen vor den Augen. Die sind doch nicht normal …!
    Ihre Gedanken werden unterbrochen, als die schwere Bohlentür aufschwingt und ein neues Schneegestöber in den Raum fegt. Er erscheint mit einem Stethoskop um den Hals und allerhand Verbandsmaterial, Sprühflaschen und Salbentuben unterm Arm. 
    Vorsichtig versucht sie sich aufzurichten, sieht ihn erstaunt an. „Bist du Arzt?“ 
    „Jep“, bekommt sie eine knappe Antwort. 
    „Und du hast deine Praxis im Auto?“, fragt sie ungläubig. 
    „Das ist in meinem Berufszweig so üblich“, erwidert er grinsend. „Wir haben immer alles dabei. Unsere Patienten sind in der Regel nicht in der Lage, Wartezimmertüren zu öffnen. Den meisten fehlt dazu der Daumen.“ 
    „Sag nicht, du bist Tierarzt!“, entfährt es Nina. 
    „Doch! Aber mach dir keine Sorgen. Säugetier ist Säugetier. In Ermangelung eines 'richtigen' Arztes wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen. Und nun sei artig, schieb das Hemd hoch und lass mich dich erst mal abhorchen.“ 
    Sanft, aber bestimmt rückt er Nina auf dem Sofa zurecht und beginnt, sie sehr routiniert und akribisch zu untersuchen. Die Kontrolle der Augenreaktion lässt ihn erneut etwas bedenklich den Kopf schütteln. „Du hast eine leichte Gehirnerschütterung“, konstatiert er, „schätze aber, du wirst es mit ein bisschen Ruhe auch ohne die Humankollegen überleben.“ 
    „Und diese komischen Lichtpunkte vor den Augen, gehen die von allein wieder weg?“, fragt Nina skeptisch. 
    „Siehst du die dauernd?“ 
    „Nee, nur wenn ich mich etwas schneller bewege.“ 
    „Dann lässt du das jetzt mal. Ich sage ja, du brauchst Ruhe. Oder besser: dein durchgeschütteltes Hirn braucht Ruhe. Man sollte eben nicht mit dem Kopf am Baum bremsen. So was nimmt er übel“, beruhigt Simon mit einem Lächeln, und als sie ihn immer noch etwas zweifelnd ansieht, fügt er zuversichtlich hinzu: „Das wird schon wieder!“ 
    Bei der Versorgung der Schürfwunde auf ihrer Stirn kommt er ihr sehr nah. Für einen Moment treffen sich ihre Blicke und beinahe unmerklich schmiegt Nina ihren Kopf für den Bruchteil einer Sekunde in seine stützende Hand.
    *
    Es ist ihm nicht entgangen und kostet ihn etwas Mühe, sich nicht in diesen verletzlich wirkenden Rehaugen zu verlieren. Sie passt so perfekt in sein Beuteschema! Jung, aber längst alt genug für die Liebe, klein und zierlich, mit einem sportlichen, aber dennoch sehr weiblichen, biegsamen Körper, der seine Sinne befeuert. 
    Simon muss sich zusammenreißen, die Situation nicht auszunutzen. Vorläufig darf er sie nur als Patientin betrachten, nimmt sich jedoch vor, sie mit allen Mitteln schnell wieder auf den Damm zu bringen, um dann einen Versuch zu starten, dieses scheue Wild nach allen Regeln der waidmännischen Kunst zu „erlegen“.
    *
    Ben kommt wedelnd ans Krankenlager, legt den Kopf schief und sieht seinem Herrn bei der Wundversorgung zu. Simon ist dankbar für die Ablenkung. Der Hund hat sowieso einen schönen Markknochen verdient für dieses besonders hübsche Geschenk, das er ihm da ins Haus gebracht hat. 
    „Du hast es Ben zu verdanken, dass du jetzt im Warmen liegst, Nina.“ 
    „Ich weiß“, antwortet sie und krault dem jungen Hund den dunklen Kopf, den er ihr auf den Bauch gelegt hat. „Darf ich denn auch mal die Namen meiner Lebensretter erfahren?“, fällt ihr endlich zu fragen ein. 
    „Klar! Behandlung vorläufig beendet“, erwidert er, steht auf, wendet sich dem Herd zu, der das Herzstück der kleinen Küchenzeile in einer Ecke des Raumes ist. Er setzt einen Kessel mit Wasser über die blauen Gasflammen und bereitet Tee zu.
    *
    Viel erfährt sie wirklich nicht. Simon gibt über sich lediglich noch preis, dass man seinen Namen englisch ausspricht und erwähnt seine Mutter, die aus Neuseeland stammt. 
    Für den Moment ist es ihr allerdings auch ziemlich egal, denn sie kann sehr gut einschätzen, wie gering ihre Chancen allein gewesen wären. Nina spürt nur, dass sie sich in seiner Obhut zunehmend wohl und beschützt fühlt. Der Tee vertreibt das letzte Frösteln und Simon wird nicht müde, immer neue Holzscheite in
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