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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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anspricht. Aber sie lebt! Der Schneeschicht nach, die sich schon über ihren Körper gelegt hat, muss sie bereits vor einer ganzen Weile abgestürzt und vollkommen unterkühlt sein. Äußerlich wirkt sie, abgesehen von einer Schürfwunde an der Stirn, unverletzt. Allerdings hat anscheinend der Aufprall auf das Bäumchen ihren Sturz abgefangen und sie hat verdammtes Glück gehabt, nicht noch tiefer gefallen zu sein. Mit einiger Mühe gelingt es Simon, sie hochzuziehen. Sie ist nicht schwer, aber, obwohl sie zu sich kommt, nicht wirklich in der Lage, richtig mitzuhelfen. Immerhin schlingt sie ihm die Arme um die Schultern, als er sie Huckepack zur Hütte trägt.
    Er bettet sie vorsichtig auf dem großen alten Ledersofa vor dem Kamin, schiebt ihr ein Kissen unter den Kopf.
Ein wirklich hübscher Kopf
, bemerkt Simon, als er sie nun im weichen Licht des Kaminfeuers und der kleinen Leselampen betrachtet. Üppige Locken in warmem, dunklem Goldton, der an alten Brokat erinnert, umrahmen das blasse Gesicht. Der Schein des Feuers lässt rötliche Reflexe in ihrem Haar blitzen. Die kleine Nase strebt leicht aufwärts, ihr hübsch geformter Mund fordert seine Fantasie heraus. 
    Verdammt, Mann
, ruft er sich zur Ordnung,
das ist hier kein Date, das ist ein Notfall. Tu, was dir deine Profession vorgibt!
 
    Es genügt, ihr leicht die Wange zu tätscheln, um sie ganz zu sich zu bringen. Verwirrt sieht sie ihn aus großen braunen Augen an. 
    „Kannst du mich hören?“ 
    „Ja.“ 
    „Wie heißt du?“ 
    „Nina.“ 
    „Hast du Schmerzen?“ 
    Vorsichtig bewegt sie die einzelnen Glieder, schüttelt den Kopf, verzieht das Gesicht und greift sich an die Stirn. 
    „Eine schöne Beule wird das geben“, erklärt er, „ich werde dir das gleich versorgen. Ist abgeschürft. Aber erst mal raus aus den feuchten Klamotten jetzt!“ 
    Brav lässt sie sich von ihm ausziehen. Sie ist schlapp und unendlich dankbar. 
    Der Hightechanzug hat offenbar größere Unterkühlung verhindert. Ihre lange Skiunterwäsche ist trocken und halbwegs warm, wie er erleichtert feststellen kann. Trotzdem wickelt er sie sorgsam in eine warme, dicke Decke. 
    Sie lässt alles mit sich geschehen und klagt nur leise: „Mir ist ganz schön blöd im Kopf.“ 
    „Wundert mich gar nicht. Anscheinend bist du mit dem Baum kollidiert, der da am Abhang steht. Ich würde aber sagen: Gott sei Dank! Sonst wärst du wohl noch erheblich tiefer abgestürzt. Mach mal die Augen zu, streck die rechte Hand aus und versuch mit dem Finger deine Nasenspitze zu berühren.“ 
    Sie trifft ziemlich ungenau. Er schaut etwas nachdenklich, greift sich von einem kleinen Tischchen einen Bund Schlüssel und ist mit einem „Warte mal“ aus dem Haus.
     
     

    Ein Schwall eisiger Luft dringt bis zu Ninas Lager. Fröstelnd zieht sie die Decke bis ans Kinn hoch. Für einen Augenblick ist sie allein und hat Gelegenheit, sich über ihre Situation klar zu werden. Ihre schlimmste Befürchtung ist wahr geworden. Dieser verdammte Abhang, an dem der Weg so schmal wird, ist ihr trotz aller Vorsicht zum Verhängnis geworden. Sie kann sich an den dumpfen Schlag erinnern, den sie am Kopf gefühlt hat, als der Baum ihren Fall bremste. Kurze Zeit muss sie weggetreten gewesen sein, bevor sie versucht hat, den Abhang wieder hinaufzuklettern, um sich aus der misslichen Lage zu befreien. Drei Ansätze hat sie gemacht, nirgends Halt gefunden und sich schließlich erschöpft dicht an dem Stamm zusammengekauert, beschlossen, auf den Tagesanbruch zu warten. Irgendwie wollte sie versuchen, die Nacht im Schnee zu überleben. In diesem Augenblick hat sie sich zu dem Kauf ihres sauteuren neuen Overalls beglückwünscht. Die Temperatur war deutlich unter den Gefrierpunkt gefallen, und abgesehen von ihrem Gesicht, das sich reichlich erfroren anfühlte, war ihr nicht sehr kalt gewesen. 
    Ich muss eingeschlafen sein,
überlegt sie, denn das Hundegebell hat sie aus einem wirren Traum geweckt. Sie hat das Gesicht ihrer Mutter gesehen, die sich über sie beugte. Schöner Gedanke, aber eben nur ein Traum, denn die Eltern weiß sie schon seit einer Woche im Skiurlaub im Ötztal. Niemand würde sie vermissen, niemand hier suchen, war es ihr in einem wachen Moment durch den Kopf geschossen. Für einen Augenblick hat der Gedanke sie in Todesangst versetzt. 
    Dass die Hütte hier oben steht, weiß sie. Sehr weit ab von der Route liegt sie nicht und hat eine direkte Anbindung zur Landstraße. Beim Vorbeilaufen hat sie
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