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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel
Autoren: Izabelle Jardin
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den ohnehin munter knisternden Kamin zu legen, um die Temperatur im Raum ja nicht fallen zu lassen. Noch immer hängt der Duft des gebratenen Specks, der knusprigen Kartoffeln in der Luft, und Nina schielt ein paar Mal zum Herd hinüber, wo noch die halb volle Riesenpfanne steht. 
    Simon übersieht ihren Blick nicht. „Du hast Hunger? Das ist großartig! Wer frisst und säuft, ist auf dem Weg der Besserung“, stellt er ernsthaft fest. 
    Nina muss so lachen, dass sie sich die schmerzende Stirn und das Zwerchfell hält. Es dauert einen Augenblick, bis bei Simon der Groschen gefallen ist und er einstimmen kann. Zu alltäglich ist diese Feststellung für ihn gewesen, als dass es ihm bewusst geworden wäre, worin hier eigentlich der Witz liegt.
    *
    Zufrieden sieht er ihr beim Essen zu. Es gefällt ihm, dass dieses Mädchen isst. Und es gefällt ihm, wie sie isst. Von Lizzy ist er es gewohnt, dass sie eigentlich ständig auf Diät ist. Es ist vollkommen egal, welche Köstlichkeiten man ihr vorsetzt – sie hat eine derartige Panik davor, ihrer Kleidergröße vierunddreißig zu entwachsen, dass er bisweilen den Verdacht hat, sie sei längst pathologisch magersüchtig. Ihr Busen ist so winzig geworden, dass die edlen Dessous, die sie zu tragen pflegt, nur noch Haut und Knochen überspannen, beide Brüste zusammen in einer seiner kräftigen Männerhände Platz finden. Es hat nichts genutzt, was er ihr ständig zu vermitteln versucht. Seit er einmal den Fehler gemacht hat, ihr zu sagen, dass er sie so mag, wie sie ist, egal, welches Gewicht sie auf die Waage bringt, fragt sie ihn dauernd, ob sie zu „fett“ geworden sei. Lizzy stochert im Essen herum, nippt an der Gabel und scheint schon bei den homöopathischen Dosen, die sie zu sich nimmt, ständig nur Kalorien zu zählen. 
    Obwohl sie etwas steif auf dem Sofa sitzt, bemüht ihren Kopf möglichst ruhig zu halten, isst Nina mit Genuss. Sie kaut mit vollen Backen, leckt sich zwischendurch mit ihrer rosigen Zungenspitze die Lippen, genießt ganz offensichtlich, was er ihr vorgesetzt hat. Ihre Wangen, die er in Verdacht hat, angefroren zu sein, röten sich zusehends, und als sie den Teller geleert hat, lehnt sie sich zufrieden in den Kissen zurück. 
    „Köstlich!“, strahlt sie. „Satt!“ 
    Ein kleines Stückchen Speck hat sie auf dem Rand liegen lassen. Ben hat sie aus dem Korb heraus die ganze Zeit mit einem Auge fixiert. „Darf er?“, bittet sie Simon, und auf einen kleinen Wink hin springt der junge Hund auf und holt sich vorsichtig den hingehaltenen Leckerbissen aus Ninas Hand. 
    „Gibt es hier ein Bad?“, möchte sie wissen und weist auf ihre fettigen Finger. 
    „Klar, die Tür da drüben.“ 
    Als Nina schwungvoll aufzustehen versucht, bemerkt er, wie schwach sie tatsächlich noch ist. Sie scheint Gleichgewichtsprobleme zu haben und er ist schnell bei ihr, um sie zu stützen. 
    „Übel ist dir aber nicht?“, fragt er alarmiert. 
    „Nein, bloß ein bisschen schwindelig“, erklärt sie und lässt sich bereitwillig helfen. „Ich müsste noch mal...“, sagt sie etwas verlegen. 
    „Kein Problem, melde dich, wenn ich dich wieder abtransportieren kann.“
    Wie süß sie ist,
denkt er, als er höflich die Tür zu dem winzigen Bad schließt und Ben einen zufriedenen Blick zuwirft. Das katastrophale Wetter ist sein Verbündeter. Eigentlich hätte es besser gar nicht laufen können. Das Mädchen wird so schnell hier nicht wieder wegkommen, und sie scheint absolut nicht abgeneigt zu sein. Er wird sich Zeit lassen, sanft und umsichtig mit ihr sein.
    Sie hat etwas von ... Viel sogar!
    Den Gedanken muss er fortwischen.
    Man wird sehen.
    Ihr Rufen reißt ihn aus seinen Überlegungen. Sie hat eindeutig Hilfe nötig, und Simon beschließt, sie gleich im Schlafzimmer unterzubringen, damit sie richtig zur Ruhe kommen kann. Nina nimmt das Angebot dankbar an, lässt sich führen, lässt sich zudecken und streckt ihm, mit schon halb geschlossenen Augen, noch eine Hand hin. „Sag mir 'Gute Nacht'“, bittet sie ihn. 
    Er setzt sich auf den Rand des breiten Bettes, streicht sanft durch ihre dunkelblonden Locken, nähert seine Lippen ihrem Ohr und flüstert: „Schlaf schön, Schnee-Engel.“
     
     

3. Kapitel
     
     

    Als Nina aufwacht, ist es schon helllichter Tag. Sie hat geschlafen wie ein Stein und ist vollkommen ausgeruht. Vorsichtig richtet sie sich auf und stellt fest, dass der Schwindel, der gestern Abend sofort bei jeder Bewegung eingesetzt hat,
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