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Sniper

Sniper

Titel: Sniper
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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ich eine tolle Familie und einen interessanten Job hatte, hieß das noch lange nicht, dass alles zum Besten bestellt war. Zum Beispiel hatte ich nach wie vor Schuldgefühle, weil ich die SEALs verlassen hatte. Und ich trug es meiner Frau immer noch nach, dass sie mir deswegen eine Art Ultimatum gestellt hatte.
    Auch wenn mein Leben angenehm hätte verlaufen sollen, hatte ich einige Monate nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst das Gefühl, geradewegs auf einen Abgrund zuzugehen.
    Ich trank immer mehr Bier. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass ich damals depressiv war und in Selbstmitleid versank. Es dauerte nicht lange, bis ich nur noch am Trinken war. Nach einer Weile stieg ich auf harte Alkoholika um und fing schon morgens damit an.
    Ich möchte die Sache nicht unnötig dramatisieren. Andere Menschen hatten schon größere Probleme als ich. Aber ich befand mich eindeutig auf dem falschen Weg. Es ging bergab mit mir, und zwar in rasantem Tempo.
    Eines Abends war ich mit meinem Wagen unterwegs und nahm eine Kurve zu schnell. Eventuell war auch die Straße nass oder irgendetwas anderes war nicht in Ordnung. Oder vielleicht beschloss der Schutzengel, der schon in Ramadi seine schützende Hand über mich gehalten hatte, dass es Zeit war einzugreifen.
    Keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass mein Wagen Totalschaden hatte, ich jedoch nicht einen Kratzer davontrug.
    Körperlich zumindest. Um mein Selbstwertgefühl war es ganz anders bestellt.
    Der Unfall war für mich eine Art Weckruf. Ich bedaure sagen zu müssen, dass so ein drastisches Erlebnis nötig war, damit ich wieder auf Kurs kam. Aber es half.
    Ich trinke zwar immer noch Bier, aber lange nicht so viel wie damals.
    Mir ist mittlerweile klar, wie wertvoll das ist, was ich besitze, und wie viel ich verlieren könnte.
    Und ich weiß jetzt nicht nur, dass ich eine gewisse Verantwortung übernehmen muss, sondern auch, was ich dafür tun muss.
    Etwas zurückgeben
    Ich fange an zu begreifen, wie ich meinen Mitmenschen helfen kann. Ein Mann zu sein bedeutet für mich, für meine Familie da zu sein und zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten, um auch meinen Mitmenschen zu helfen.
    Marcus Luttrell hat vor einiger Zeit eine Organisation namens Lone Survivor Foundation gegründet, die sich um verletzte Soldaten kümmert und sie in eine Umgebung bringt, in der sie auf andere Gedanken kommen können. Marcus erzählte mir, dass er sich nach seiner Verwundung in Afghanistan auf der Ranch seiner Mutter doppelt so schnell erholte wie im Krankenhaus. Die frische Luft und das weitläufige Areal, auf dem er sich frei bewegen konnte, trugen erheblich zu seiner Genesung bei. Dieses Erlebnis inspirierte ihn dazu, eine Stiftung zu gründen, zu der auch ich einen bescheidenen Beitrag zu leisten versuche.
    So habe ich mich mit einigen texanischen Ranchbesitzern zusammengetan und sie gefragt, ob sie uns nicht für einige Tage einige Unterkünfte und etwas Platz zur Verfügung stellen könnten. Und sie waren mehr als großzügig. Also luden wir kleine Gruppen von Kriegsversehrten ein und verbrachten mit ihnen zusammen Zeit. Wir gingen auf die Jagd, trainierten auf dem Schießstand – oder entspannten uns einfach. Es geht darum, eine unbeschwerte Zeit zu erleben.
    Ich sollte auch erwähnen, dass mein Freund Kyle – derselbe Typ, der die treibende Kraft hinter Craft war – ebenfalls sehr patriotisch ist und die Streitkräfte unterstützt. Er hat uns freundlicherweise erlaubt, seine schöne Barefoot Ranch für die Workshops zu benutzen, die wir schon mehrfach für verletzte Soldaten abgehalten haben. Rick Kells und David Fehertys Selbsthilfeorganisation Troops First arbeitet auch mit Craft zusammen, um möglichst vielen Kriegsinvaliden zu helfen.
    Diese Art der gemeinnützigen Arbeit macht mir großen Spaß. Wir gehen mehrmals am Tag jagen, üben auf dem Schießplatz und verbringen die Abende damit, uns gegenseitig Anekdoten zu erzählen und das eine oder andere Bierchen zu trinken.
    Es sind weniger die Kriegserlebnisse, die einem in Erinnerung bleiben, als vielmehr die heiteren Momente. Und sie sind es auch, die verdeutlichen, wir humorvoll und zäh diese Männer sind – sie waren im Krieg tapfere Kämpfer und mit demselben Kampfgeist stellen sie sich nun ihren körperlichen Einschränkungen.
    Sie können sich sicher vorstellen, dass die Jungs und ich nicht gerade zimperlich miteinander umgehen. Die Lacher sind zwar nicht immer auf meiner Seite, aber ich gebe mir redlich Mühe.
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