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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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nun wirklich nicht mehr sein.
    »Hm, Erdbeer«, murmelt Sam, leckt genießerisch seinen Löffel ab und lächelt mich an.
    Ich würde mich so gerne mit ihm unterhalten, aber mir fällt so gar nichts ein. Handball? Fußball? Schule? Familie?Keine Ahnung, was ich sagen soll. Doch – eine Frage habe ich. »Wenn das dein Lieblingseisbecher ist, dann musst du doch immer jemanden mitnehmen zum Eisessen, weil er für zwei ist.«
    Sam lacht, dann nickt er. »Stimmt. Ich bin oft hier und fast nie allein.«
    Meine Stimmung sinkt auf unter null. Offenbar sieht Sam es mir auch an, denn er grinst und beugt sich zu mir.
    »Vor Kurzem war ich mit deinem Bruder da. Der hat vielleicht komisch geguckt, als ich den Eisbecher für uns bestellt habe!«
    Ich muss lachen. Ich kann mir vorstellen, wie peinlich Marc das war.
    Meine Stimmung steigt wieder. So bleibt es die ganze nächste Stunde. Mal oben, mal unten, ich hab so ein Achterbahn-Gefühl in mir, ich muss wirklich aufpassen, dass mir davon nicht schlecht wird.
    »Es muss toll sein, einen älteren Bruder zu haben«, sagt Sam und ich schüttle spontan den Kopf.
    »Nicht, wenn er Marc heißt!«
    »Ich mag Marc«, widerspricht er mir.
    »Ich schenk ihn dir.«
    Sam lacht. »Marc hat recht: Du bist wirklich nicht auf den Mund gefallen.«
    »Sonst hätte ich gegen ihn ja gar keine Chance.«
    Einen Moment schweigen wir und essen unsere Waffeln, die ganz oben im Eis steckten. Sam öffnet und schließt das kleine Schirmchen, dann macht er es wieder auf, steckt es mir ins Haar.
    Jeden anderen hätte ich dafür angefaucht, aber bei Sam finde ich diese Idee ganz süß. Typisches Zeichen von Verliebtsein, wenn einer gar nichts falsch machen kann? Wahrscheinlich.
    »Ich hab gar keine Geschwister«, erzählt Sam. »Dabei wollte ich immer einen großen Bruder und eine kleine Schwester. Der große Bruder sollte mit mir spielen und mir alles zeigen und mich beschützen, und auf die kleine Schwester hätte ich dann aufgepasst.«
    »Das klingt ein bisschen unrealistisch«, gebe ich zu bedenken und Sam nickt.
    »Das denkt man sich als Kind eben so aus.«
    »Ich wollte immer ein Einzelkind sein, weil ich der Meinung war, dass sich meine Eltern zu viel um Marc kümmern.«
    Sam grinst. »Armes, benachteiligtes Mädchen?«
    Ich nicke. »Eine Zeit lang dachte ich ja, ich wäre adoptiert.«
    Sam mustert mich genau, als würde er alle meine Sommersprossen zählen.
    »Das kann nicht sein«, sagt er dann. »Du siehst Marc nämlich ein bisschen ähnlich.«
    Das ist wieder so ein Moment, in dem meine Stimmung im Keller ist.

    Schwupp, geht es mit der Laune wieder bergauf, als Sam für uns beide bezahlt und mir vorschlägt, mich nach Hause zu fahren. Natürlich habe ich nicht vergessen, dass mein Fahrrad noch an der Schule steht, aber da steht es gut überNacht. Wie ich morgen früh zur Schule komme, ist damit zwar noch nicht geklärt, aber lieber gehe ich den langen Weg zu Fuß, als dass ich mir die Gelegenheit entgehen lasse, von Sam heimgebracht zu werden.
    Ich sitze hinten auf seinem Roller, gucke durch das Visier des Helmes, halte mich an Sam fest und freue mich des Lebens. Warum ist die Strecke nach Hause nur so kurz? Ich könnte ewig so weiterfahren. Vor allem muss man sich während der Fahrt nicht unterhalten. Ich habe nämlich gerade das Gefühl, dass ich vorher beim Gespräch alles falsch gemacht habe, was man nur falsch machen kann.

    »Danke fürs Eis«, sage ich zu Sam, als ich absteige und ihm seinen Beifahrerhelm in die Hand drücke.
    »Danke für die nette Zeit«, antwortet Sam. »Mit dir kann man echt gut reden.«
    Sieh an, vielleicht habe ich mich doch nicht so blöd angestellt.
    »Du hast ja dein Fahrrad an der Schule!«, fällt es Sam jetzt ein. Ich nicke. »Gut, dann hole ich dich morgen früh ab – zur Zeugnisverleihung«, sagt Sam. »So zwanzig vor acht?«
    Wieder nicke ich, weil ich vor lauter Begeisterung nichts mehr sagen kann. Was für ein Tag! Heute kann nichts mehr schiefgehen.

    Marc mustert mich grinsend von oben bis unten, als ich ins Haus komme.
    »Noch eine, die sich an Sam ranschmeißt«, kommentiert er.
    »
Er
hat
mich
eingeladen«, versuche ich mich zu rechtfertigen.
    »Egal«, meint Marc nur, bevor er mit einer Flasche Saft in seinem Zimmer verschwindet. »In den Ferien fliegt er für vier Wochen nach Neuseeland – da wird er wohl genug Zeit haben, sich von den Mädels und ihrer Schwärmerei zu erholen.«
    Jetzt bin ich auf der Achterbahn der Gefühle wieder ganz unten.

    Ich
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