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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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und schon gar nicht von irgendwem.

    Ich muss zugeben, ich bin zurzeit nicht ganz fair, wenn es um Jenny geht. Eigentlich mag ich sie. Sonst wäre ich ja nicht mit ihr in einer Clique. Aber es ist wegen der Sommerferien, ich habe mich einfach über sie geärgert. Jenny darf nämlich eine Freundin nach Portugal mitnehmen. Sie hat Lili gefragt, nicht mich. Denn Lili gibt ihr immer recht und bewundert sie. Lili würde sich noch ein paar Jahre die Geschichte von Enrico anhören und sie neu und toll und aufregend finden. Ich mag Jenny, aber ich habe einfach keine Lust, sie andauernd zu bewundern. Und im Moment mag ich sie eben ein bisschen weniger, weil ich sie um ihren Urlaub beneide und darum, dass die Jungs mehr auf sie stehen als auf mich. Ich sehe nämlich mit meinen 13 Jahren immer noch aus wie ein kleines Mädchen.

    In der zweiten Pause redet Jenny da weiter, wo sie in der ersten aufgehört hat – es geht um die Ferien.
    »Du fährst bestimmt in die Türkei«, sagt sie zu Cibel.
    »Ja, wir besuchen den Bruder meiner Mutter und seine Familie.«
    »Das wird bestimmt langweilig«, behauptet Jenny.
    »Glaub ich nicht«, sagt Cibel und wird ein bisschen rot. Ich weiß nicht, ob vor Ärger oder weil es ihr peinlich ist. »Letztes Jahr war ich auch vier Wochen dort und ich hab mich mit meiner Cousine ganz toll verstanden. Das war sehr lustig.«
    Jenny sieht sie an, als könne sie sich das gar nicht vorstellen.
    »Gibt’s denn auch einen Cousin? Der schon erwachsen ist? Den du irgendwann mal heiraten musst?«
    Lili kichert albern, als Jenny das sagt. Cibel aber sieht die beiden jetzt wirklich böse an. Eine Strähne ihrer langen, dunklen Haare fällt ihr ins Gesicht, sie funkelt mit ihren fast schwarzen Augen und in dem Moment wirkt die sonst so ruhige Cibel fast gefährlich.
    »So stellt ihr euch die Türkei vor, oder? Da fährt man als Mädchen hin, muss einen alten Mann heiraten und wird den Rest des Lebens gequält.«
    »In der Zeitung stehen ständig solche Geschichten«, verteidigt Jenny ihre Ansichten. Lili nickt eifrig.
    Ich muss zugeben: Ich hab so was auch schon mal gelesen. Aber das muss ja nicht bei allen Leuten so sein, oder?
    Cibel holt tief Luft: »Ich lese hier ständig in der Zeitung, dass die Deutschen keine Kinder mögen. Und ich sage auch nicht, dass alle so sind.«
    »Das sind doch nur Vorurteile«, mische ich mich ein.
    »Woher willst du denn wissen, wie es in der Türkei ist?«, fährt Jenny mich an.
    »Weiß ich ja nicht, aber wenn ich’s wissen will, erzähleich nicht irgendeinen Blödsinn, sondern frage Cibel«, gebe ich zurück.
    Cibel bedankt sich mit einem kleinen Lächeln, doch Jenny findet es nicht so lustig, dass ich ihr widerspreche. Macht nichts, ich darf ja sowieso nicht mit nach Portugal.

    Lili gelingt es, geschickt das Thema zu wechseln und Jennys gute Laune wiederherzustellen.
    »Du hast den anderen noch gar nichts von deinem tollen Plan erzählt!«, bringt sie Jenny wieder auf die Spur und tatsächlich huscht ein Lächeln über Jennys Gesicht.
    »Genau, ich habe nämlich eine neue Idee für unsere Clique«, sagt sie. Lili nickt wieder eifrig und strahlt wie ein kleines Kind.
    Cibel und ich warten gespannt, was da auf uns zukommt.
    »Wir sehen uns doch in den Ferien ein paar Wochen nicht«, fängt Jenny an und ich verdrehe die Augen. Wenn ich eins nicht mehr hören kann, dann das: Alle fahren weg und ich bleib da. »Und deshalb hab ich gedacht, wir schließen einen Pakt. Jede muss alles erzählen, was ihr passiert. Alles. Vor allem mit Jungs. Denn ich habe so ein Gefühl, dass das ein Spitzensommer wird. Und dass wir alle so richtig was erleben.«
    Jenny strahlt uns an, aber weder Cibel noch ich sind begeistert.
    »Wenn du denkst, ich erzähle dir, dass ich mit meinem Cousin zwangsverheiratet werde …« Cibel ist immer noch ziemlich sauer auf Jenny.
    »Quatsch«, winkt Jenny ab. »Ich stell mir einfach vor,dass du in der Türkei einen netten Jungen kennenlernst und ihr trefft euch heimlich hinter dem Ziegenstall deines Onkels und da küsst er dich …«
    Cibel schüttelt energisch den Kopf. »Mein Onkel hat keinen Ziegenstall. Er ist Architekt in Ankara. Außerdem küsse ich nicht irgendwelche Jungs, die ich zum ersten Mal sehe und nach den Ferien vielleicht nie wieder.«
    »Aber das ist toll!«, widerspricht Jenny. »Wenn ich da an Enrico denke …«
    »So was würde ich nie machen.« Cibel bleibt dabei. »Ich will einen Jungen erst genauer kennenlernen. Ich kann doch nicht beim
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