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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer
Autoren: Mara Laue
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anderer war nicht mehr frei. Ich hoffe, du hast damit kein Problem.«
    »Natürlich nicht.« Sie steckte den Schlüssel in die Hosentasche.
    Christopher hatte den blauen Ford in der Nacht gefahren, als er starb. Deshalb hätte sie einen anderen Wagen vorgezogen. Doch das würde sie Roemer gegenüber unter keinen Umständen zugeben. Sie durfte sich von solchen Dingen nicht beeinflussen lassen, wenn sie ihr Leben endgültig wieder in den Griff bekommen wollte, ganz besonders ihr Berufsleben.
    Roemer seufzte tief. »Ich weiß, dass es für dich in der letzten Zeit nicht leicht war und dass das hier keineswegs ein Zuckerschlecken wird. Es könnte aber hilfreich sein, wenn du nicht bei jeder Gelegenheit mit dem Skorpionsstachel zustichst, den man bei gewöhnlichen Leuten Zunge nennt.« Er blickte sie eindringlich an. »In deinem eigenen Interesse: Bau keinen Mist. Ich möchte nicht bereuen, dass ich mich für deine Rückkehr eingesetzt habe.«
    Paula stand betont langsam auf. »Ich habe dich niemals darum gebeten.« Wenn sie derart sanft sprach, war das bei ihr ein Zeichen höchster Verärgerung. »Also bürde mir nicht die Verantwortung für deine eigene Entscheidung auf.«
    Sie verließ sein Büro, ehe er etwas erwidern konnte, und knallte die Tür zu. Sie hatte damit gerechnet, dass es schwierig werden würde, wieder in diese Dienststelle zurückzukehren, doch sie hatte sich nichts vorzuwerfen. Basta!
    In ihrem Büro saß Lukas Rambacher an seinem Schreibtisch und blätterte in der Akte von Christophers Fall. Paula riss sie ihm aus der Hand und warf sie auf ihren Tisch.
    »Das geht Sie nichts an. Wir haben ein Tötungsdelikt.«
    Sie schnappte sich ihre Umhängetasche und überließ es Rambacher, ihr zu folgen oder nicht, fest entschlossen, nicht auf ihn zu warten, falls es ihm einfiel zu trödeln. Doch er schloss rasch zu ihr auf.
    »Ich möchte nur klarstellen, dass es nicht meine Idee war, dass wir zusammenarbeiten, Frau Rauwolf. Ich wollte in eine andere Abteilung, aber wenn man neu in einer Dienststelle ist, muss man eben nehmen, was man bekommt.«
    »Wenn die Arbeit mit mir eine so fürchterliche Strafe ist, dann sollten Sie vielleicht mal überlegen, was Sie verbrochen haben, um sie sich zu verdienen.« Befriedigt registrierte sie, dass er rot wurde. »Bis dahin tun Sie Ihre Arbeit und lassen mich ansonsten in Ruhe. Vor allem verbitte ich mir jegliches persönliche Gespräch. Haben wir uns verstanden?« Paula war sich nun ganz sicher, ihn nicht zu mögen.
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Rambacher ging schweigend neben ihr her, während er sein Jackett überzog. In dem Punkt war er ganz Paulas Gegenteil. Während sie legere Kleidung bevorzugte, wirkte er mit Anzug und Krawatte wie aus dem Ei gepellt. Andererseits mochte das in der einen oder anderen Situation durchaus mal von Vorteil sein.
    Sie steuerte den Stammparkplatz des blauen Fords an und fühlte mit jedem Schritt ihre Beine schwerer werden, als weigerten sie sich, sie ausgerechnet zu diesem Wagen zu tragen. Sie schalt sich eine überempfindliche Närrin. Christopher war an jenem verhängnisvollen Abend lediglich damit zum Kai gefahren. Für das, was dort passiert war, konnte der Wagen nun wirklich nichts.
    Man hatte ihn offensichtlich frisch gewaschen, denn er glänzte im Licht der Spätseptembersonne. Hinter ihm hatte Paula Christopher vor dem Kugelhagel in Sicherheit zu bringen versucht. Sie hatte nicht ahnen können, dass er zu dem Zeitpunkt bereits tot war. Für einen Moment glaubte sie, das Blut ihres Geliebten an der Fahrertür hinabrinnen zu sehen, und schluckte den Kloß hinunter, der ihr im Hals saß.
    Sie bemerkte, dass Rambacher ihr einen verwunderten Seitenblick zuwarf, und erkannte, dass sie ihre Schritte beim Anblick des Wagens verlangsamt hatte. Sie blieb stehen, ging in die Hocke und band die Schnürsenkel ihrer Sportschuhe fester, obwohl das gar nicht nötig war.
    Das ist nur ein Auto! Ein stinknormaler Wagen ohne besondere Bedeutung.
    Trotz dieser nachdrücklichen Ermahnung zitterte sie innerlich, als sie sich hinter das Steuer setzte und sich anschnallte. Sie glaubte, Christophers Rasierwasser zu riechen, einen dezenten Duft nach Sandelholz und herber Orangenblüte. Pure Einbildung. Der einzig wahrnehmbare Geruch war der nach Reinigungsmittel und Benzin. Paula war widerwillig dankbar dafür, dass Rambacher neben ihr saß und sie deshalb gezwungen war, sich zusammenzunehmen. Schließlich war er der Letzte, vor dem sie sich irgendeine
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