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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer
Autoren: Mara Laue
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zurück und beugte gleichzeitig den Oberkörper mit einer raschen Bewegung weit genug nach hinten, dass Jasmins Hände ins Leere fuhren. Sie zögerte keine Sekunde und knallte ihm eine Faust auf den Solarplexus, die andere auf die Nase und hörte befriedigt den Knochen brechen. Er grunzte und stolperte zurück. Das verschaffte ihr etwas Luft.
    Leider war er kein Weichei, sondern ein kampferprobter Ex-Söldner und schlimmere Verletzungen gewöhnt. Der Schmerz seiner gebrochenen Nase hielt ihn nicht auf. Jasmin holte zu einem Tritt in seinen Unterleib aus. Er packte ihren Fuß und verdrehte ihn. Sie stürzte mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Dabei riss sie die Vase aus Murano-Glas vom Garderobentisch. Klirrend zerbrach sie auf den Fliesen der Diele. Die Splitter bohrten sich schmerzhaft in ihre Haut. Egal.
    Sie trat mit dem anderen Fuß nach seinem Knie und traf. Er stöhnte, aber seine harte Beinmuskulatur fing die Wucht größtenteils ab. Immerhin hatte Jasmin wieder ein paar Sekunden gewonnen. Die genügten ihr, um auf die Beine zu kommen. Dabei schnitt sie sich die Hände an den Glassplittern auf. Ihr Fuß tat entsetzlich weh und war mindestens verrenkt.
    Bevor sie sich umdrehen und den Kerl erneut angreifen konnte, packte er von hinten ihre Haare und riss brutal ihren Kopf zurück. Sie schrie erneut. Er drückte sie rücklings gegen die Wand. Sie knallte die Stirn gegen seine gebrochene Nase. Er brüllte, eher wütend als schmerzvoll, und versetzte ihr einen Haken in den Magen, von dem ihr die Luft wegblieb. Sie klappte zusammen. Er holte mit dem Messer aus, um ihr erneut das Gesicht zu zerschneiden. Sie wollte zur Seite ausweichen und rutschte auf den Glasscherben aus. Sie fiel nach vorn. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, um den Sturz abzufangen oder ihm wenigstens eine andere Richtung zu geben. Vergeblich.
    Ein heftiger Schmerz fuhr durch ihren Körper, als sie direkt ins Messer ihres Angreifers fiel. Jasmin schnappte nach Luft. Ihre Beine gaben nach, und sie brach zusammen. Ihr Körper knallte auf die Glassplitter, die sich tief in ihre Haut bohrten. Sie verlor das Bewusstsein.
     
    Der Mann fluchte unterdrückt und drückte den Handrücken gegen seine blutende Nase, ehe er die Finger gegen beide Seiten presste und mit einem Ruck den Bruch richtete. Diese miese, kleine Nutte war doch ein wehrhafteres Biest gewesen, als er gedacht hatte. Aber er war schon mit ganz anderen Kalibern fertig geworden. Er zog das Messer aus ihrem Körper und wischte es an ihrem Kleid sauber.
    Ihre Handtasche stand auf dem Garderobentisch. Er kippte ihren Inhalt aus und begann ihn zu durchsuchen.

    Kriminalkommissarin Paula Rauwolf ging den vertrauten Weg am Empfang der Polizeiinspektion Wilhelmshaven vorbei. Sie grüßte Silke Moravac, die dort heute Dienst tat, mit einem knappen »Moin!«
    »Moin, Paula!«
    Neutraler Tonfall. Kein Lächeln wie früher. Paula hatte nichts anderes erwartet. Sie stieg die Treppe zum ersten Stock hoch. Während der sechzehn Monate ihrer erzwungenen Abwesenheit vom Fachkommissariat 1 hatte sich hier nichts verändert. An den Wänden hingen dieselben Bilder, der Bodenbelag sah aus wie immer, und der Stuhl mit dem verbogenen Stahlbein stand immer noch vor Zimmer 39.
    Bis zur Höhe der Kaffeeküche hatte sie das Gefühl, als wäre sie erst gestern hier entlanggegangen. Normalerweise wäre sie in das Zimmer gegenüber gegangen, in dem ihr Büro gewesen war. Jetzt ging sie daran vorbei und bekam schon mit dem ersten Schritt in die andere Richtung den Eindruck, hier vollkommen fremd zu sein. Die wenigen Kollegen, die sie auf dem Gang traf, grüßten sie mit einem kurzen Nicken, und Paula nickte automatisch zurück.
    Das ihr neu zugewiesene Zimmer 48 lag am Ende des u-förmigen Gangs und somit am weitesten von allem entfernt, einschließlich der Kaffeeküche, des Kopierers und des Ausgangs zum Parkplatz. Sie hätte wetten können, dass die Zuteilung dieses Büros, das vor sechzehn Monaten noch als Abstellraum benutzt worden war, ihr die subtile Botschaft vermitteln sollte, wohin sie nach Meinung einiger Kollegen tatsächlich gehörte. Scheiß drauf. Sollten sie doch selbst in der Wüste verrecken. Auf deren Meinung gab Paula ohnehin keinen Pfifferling.
    Sie schloss die Tür ihres neuen Domizils mit einem Fußtritt hinter sich und erstarrte. An der vorderen Kante eines der beiden Schreibtische thronte ein gerahmtes Foto von Christopher in Polizeiuniform, der selbstsicher in die Kamera lächelte. Über
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