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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer
Autoren: Mara Laue
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Aufnahmegerät auf. Nachdem Kastor ihr das unterschriebene Formular hingeschoben hatte, schaltete sie es ein.
    »28. September, elf Uhr zweiundvierzig. Vernehmung von Jerome Kastor zu dem Tötungsdelikt heute begangen an Frau Jasmin Stojanovic.« Sie nannte die Adresse. »Anwesend sind der Tatverdächtige Jerome Kastor, Rechtsanwalt Moritz Jasper –«
    » Doktor Moritz Jasper, bitte.«
    »Sowie Hauptkommissar Jakob Roemer, Kommissarin Paula Rauwolf und Hauptmeister Lukas Rambacher. Herr Kastor, nennen Sie uns bitte Ihren vollständigen Namen, Geburtsdatum und -ort, Familienstand, Staatsangehörigkeit und Ihre Adresse.«
    »Jerome Kastor, geboren am 12. April 1973 in Wilhelmshaven. Ledig. Deutscher. Adresse: Grenzstraße 46.«
    »Sie sind von Beruf?«
    »Diplom-Kaufmann. Ich betreibe einen Nachtclub. Das Dancing Cats . Selbe Adresse.«
    Ein Nachtclubbesitzer, der Striptease und Tabledance anbot und trotzdem die Dienste einer Hostess in Anspruch nahm? Konnte er das nicht billiger im eigenen Laden haben?
    »Herr Kastor, ich weise Sie darauf hin, dass Sie als Tatverdächtiger vernommen werden. Ihnen wird zur Last gelegt, Frau Stojanovic erstochen zu haben, in deren Wohnung Sie um neun Uhr fünfundvierzig von zwei Streifenbeamten angetroffen wurden. Es steht Ihnen frei, sich zur Sache zu äußern oder nicht. Von Ihrem Recht der Anwesenheit eines Anwalts bei der Vernehmung machen Sie ja bereits Gebrauch.«
    »Mein Mandant macht auch von seinem Recht zu schweigen Gebrauch.«
    »Nein, macht Ihr Mandant nicht«, widersprach Kastor zu Jaspers sichtbarem Missfallen. »Weil Ihr Mandant unschuldig ist und nichts zu verbergen hat, wird er sich gern zur Sache äußern.«
    Kastors Überheblichkeit war kaum zu überbieten. Offenbar bildete er sich ein, dass seine Bekanntschaft mit dem Polizeipräsidenten ihm genug Immunität verschaffte, dass er sogar mit einem Mord davonkam.
    Paula nickte ihm zu. »Bitte schildern Sie uns, was vorgefallen ist.«
    »Ich war um halb zehn mit Jasmin verabredet. Sie ist professionelle Hostess, und ich hatte sie in dieser Eigenschaft heute Morgen als Begleiterin für den Besuch einer Ausstellung gebucht.«
    »In welche Ausstellung wollten Sie?«
    »Die im Kunstraum in der Börsenstraße. Dort zeigen sie seit Samstag ein paar neue Bilder.«
    »Der Kunstraum hat heute aber erst ab siebzehn Uhr geöffnet«, warf Rambacher ein. »Und an keinem einzigen Tag schon um neun Uhr dreißig. Ich besuche die Ausstellungen dort öfter«, erklärte er die Tatsache, dass er die Öffnungszeiten auswendig kannte.
    »Es sei denn, man vereinbart eine Sonderführung. Was ich getan habe.«
    »Sie wollten mit Frau Stojanovic also in die Ausstellung.« Paula sah ihn auffordernd an.
    »Ich bin zu ihr gefahren, um sie abzuholen. Als ich vor ihrer Wohnung ankam, stand die Tür offen, und sie lag tot am Boden im Flur. Dass sie tot ist, habe ich natürlich erst gemerkt, als ich ihren Puls fühlte und vergeblich versucht habe, sie wiederzubeleben.«
    »Von diesem Versuch stammt auch das Blut an den Händen und der Kleidung meines Mandanten.«
    Kastor nickte und blickte Paula offen in die Augen. Er war völlig ruhig und gab sich ungeheuer selbstsicher. Paula hatte schon manchem Mordverdächtigen gegenübergesessen, aber noch keinen einzigen erlebt, der derart kaltblütig reagierte. Gerade die wirklich Unschuldigen waren in der Regel besonders nervös. Jerome Kastor war die Ruhe in Person.
    »Wie ging es danach weiter?«
    »Mein Mandant verweigert die Aussage.« Jasper legte Kastor die Hand auf den Arm. Er schüttelte sie ab.
    Paula schnaufte. »Ihr Mandant hat bereits vor Ort zugegeben, dass er mit dem Blut der Toten an den Händen ihren Schmuck an sich zu nehmen versuchte, statt die Polizei und den Notarzt zu rufen. Das ist nicht gerade das übliche Verhalten beim Auffinden einer Leiche.«
    »Das habe ich Ihnen vor Ort schon erklärt, Frau Rauwolf. Jasmin war tot, also konnte ich nichts mehr für sie tun. Das hätte auch kein Arzt gekonnt. Deshalb wollte ich das Smaragdcollier an mich nehmen, das ich ihr gestern für eine Abendveranstaltung geliehen hatte. Sie hat Wein darüber verschüttet und wollte es auf ihre Kosten reinigen lassen. Ich habe dem zugestimmt und es ihr zu dem Zweck überlassen. Ich habe vorhin befürchtet, dass ich es vielleicht nicht zurückbekomme, wenn die Polizei erst mal eintrifft und die Wohnung zum Tatort erklärt. Sobald ich es gehabt hätte, hätte ich die Polizei benachrichtigt. Aber das hatte offenbar
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