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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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Scheiße mit den fünfzehn Minuten?«
    »Befehle, schätze ich«, sagt der Mann nur und zuckt die Achseln. Mit diesem Teil der Aktion hat er nichts zu tun.
    Daniels schüttelt die geballten Fäuste. »Verdammte gequirlte Scheiße!«
    Martin fragt sich, ob sie ebenfalls vom Syndrom betroffen ist. Seine Lippen bewegen sich mitfühlend. Er will gerade zu einer Schimpfkanonade ansetzen, als Daniels schreit: »Alle raus hier und zwar schnell! SOFORT!«
    Sie schaffen es kaum, bevor das richtige Feuerwerk einsetzt.
    *
    Von der Liege im Helikopter kann Mary ein letztes Mal auf Omphalos blicken. Die Maschine dreht nach Westen ab und wirbelt Schnee vom Boden auf. Ein Medo-Arbeiter spannt ihren Arm in eine stabilisierende Hülle.
    Über die Pyramide streichen die sich kreuzenden Strahlen von Suchscheinwerfern. Das schneebedeckte Gelände rundherum ist mit Autos, Lastwagen und Helikoptern zugeparkt.
    Menschen strömen aus der Einfahrt in der südlichen Wand. Mary zuckt überrascht zusammen, als etwas aufblitzt, das wie ein Schuss aussieht.
    »Bitte bleiben Sie ruhig«, sagt der Medo-Arbeiter zu ihr.
    An den gewellten Wänden von Omphalos erblühen stellenweise grelle Flammen wie wilde Rosen in der Nacht. Teile des Gebäudes werden fortgeschleudert. Helle Funken schneiden eine geschwärzte Furche in die Grundmauern. Der Helikopter geht in die Horizontale und sie kann gerade noch erkennen, wie die Spitze der Pyramide einstürzt, gefolgt von den nächsttieferen Stockwerken, wie ein Gebilde aus Bauklötzen. Sie hört den Lärm als Abfolge dumpfer Schläge, die das Rotorengeräusch übertönen.
    Dann breitet sich die Nacht vor dem Fenster aus. Mary spürt, wie das Beruhigungsmittel zu wirken beginnt. Vorläufig geht sie das alles nichts mehr an. Mehr kann Nussbaum unmöglich von ihr erwarten.
    Noch nie zuvor in ihrem Leben hat sie sich so schwach gefühlt, so reduziert.
    Trotzdem lächelt sie bedauernd in die schwache rötliche Beleuchtung. Sie steht nicht mehr zur Verfügung, um Torres und Daniels zu helfen, sich mit dem Sheriff oder Kemper auseinanderzusetzen. Diesen Teil der Abmachungen kann sie nicht mehr erfüllen.
    Vor dem Fenster ist nur die Nacht. Das Licht im Helikopter wird schwächer.
    Das dumpfe, flüsternde Wummern der Maschine lullt sie ein.
    Dann schläft sie ein.

ZUGANG ZUM GLOBALEN KANAL GEÖFFNET: BUDGET: SPEZIAL
     
    NACHRICHTEN ÖFFNEN
    (NOTFALL: KOSTENLOS)
     
    WÄHLEN SIE: (ALLE GKI, sofern nicht anders angegeben)
     
    >NATION, WELT IN MASSIVER BESORGNIS: ZEIT DER RUHE, ERHOLUNG
     
    ? (Editorial, New York DAILY FIBER): »DAS LEBEN IST NICHT MEHR DAS, WA S ES SCHEINT, WENN ES ZU ZERFALLEN SCHEINT.«
     
    >WELCHE LEHRE ZIEHEN WIR AUS DER UMFASSENDEN THERAPIE-SABOTAGE?
     
    >WAS TUN, UM MONITOREN ZU ERSETZEN, ZU ERNEUERN?
     
    >MORALISCHE UND EMOTIONALE KRISEN GEHEN VORBEI, JEDOCH ZU LANGSAM, SAGT…
     
    >VERRAT AN DER EHRE: Daily Conservative (im Fibe, Original auf Papier)
     
    THE KISS OF X: »NICHT UNERWARTET«, BEKUNDET PSEUDONYMER EXPERTE.
     
    >EXPLOSION, EINSTURZ VON OMPHALOS IMMER NOCH UNERKLÄRLICH: Mindestens vier Tote
     
    >IRONIE: PATENTINHABER MARTIN BORKE BETROFFEN, AUF DEM WEG DER GENESUNG
     
    >WER IST CIPHER SNOW? GENIALE EXZENTRIKERIN ANGEKLAGT
     
    ? (Editorial, Green Idaho REPUBLICAN, im Fibe, Original auf Papier) AGENTEN DER REGIERUNG IN OMPHALOS: ÜBLE ERINNERUNGEN GEWECKT
     
    >ICH FLUCHE, DU FLUCHST: gesellschaftlicher Kollaps erklärt
     
    MEHR: (10.626 Einträge) (?)

 
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    »Mary?«
    Es ist früh am Morgen und Alice glaubt, sie hätte jemanden durch die Wohnung gehen gehört. Sie wirft einen Blick in Marys Schlafzimmer: Das Bett ist gemacht, leer und unbenutzt. Sie klopft an die Badezimmertür: keine Antwort. Dann läuft sie barfuß den Korridor entlang bis zur kleinen Abstellkammer. In einer Ecke steht eine alte Nähmaschine auf einem Tisch und gequetschte Pappkartons stapeln sich halb versteckt hinter einer Schranktür.
    Der Hausmonitor ist abgeschaltet. »Mary?«, ruft sie mit größerer Besorgnis, als sie das Wohnzimmer betritt. Die Vordertür ist von innen verriegelt. Sie spürt einen leichten kühlen Luftzug. Die Glastür zur Veranda ist einen Spalt geöffnet, aber draußen ist es dunkel. Alice beißt sich auf die Unterlippe und schiebt die Tür auf.
    Mary steht nackt und zitternd im eiskalten Wind auf dem Balkon.
    »Mein Gott, Mary, was machst du hier?«
    »Ich bin so hässlich«, sagt Mary mit klappernden Zähnen. »Ich will nur wieder sauber sein.«
    Einen Moment lang
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