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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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starrt in Marys pusteliges Gesicht, als würde sie ein Gespenst sehen.
    »Was ist los mit Ihnen?«, schreit sie und sieht alle Anwesenden an. »Verschwinden Sie von hier! Es sind zu viele!«
    Mary blickt mit brennenden Augen auf die Konstruktion, die den größten Teil der Halle einnimmt, die wie übereinander gestapelte Pflanzkästen im Gärtnerschuppen eines Riesen wirkt. Ein Mann in verdrecktem und unordentlichem grauem Longsuit nähert sich ihnen vom Liftkäfig und hält sich ein Handtuch über Mund und Nase.
    »Desinfektions- und Insektenvernichtungsmittel«, sagt er zu ihnen. »Wir müssen bald verschwinden, wenn wir keine Schwierigkeiten bekommen wollen.«
    »Ja, verschwinden Sie!«, verlangt die kleine, aufgebrachte Frau. »Niemand von Ihnen hat hier etwas zu suchen!«
    »Sind Sie von der Public Defense«, fragt der Mann Mary.
    »Ja«, antwortet sie und muss plötzlich würgend husten. Der Mann untersucht sie genau, die Schwellungen auf ihrem Gesicht, das Zittern ihrer Hände.
    »Mein Gott, Sie sind sehr krank«, sagt er. »Es ist bei Ihnen ausgebrochen, nicht wahr?«
    Sie nickt. Es besteht kein Grund, sich zu erkundigen, wovon er redet.
    »Seefa Schnee?«, fragt Daniels und nähert sich der zierlichen, aufgeregten Frau. Inzwischen leiden alle unter Hustenanfällen.
    »Bringen Sie sie hier raus!«, befiehlt Torres.
    Die Frau weigert sich hartnäckig, schlägt um sich und wirbelt den giftigen Nebel auf. Schließlich kann Torres sich hinter sie manövrieren und hebt sie einfach auf, um sie wie ein tobendes Kind durch die Tür nach draußen zu tragen.
    Mary blickt zur Decke der Halle hinauf. Von der obersten Etage blickt noch ein einzelner Mann auf sie herunter.
    »Kommen Sie rauf!«, sagt er. »Jemand muss sich das hier ansehen. Benutzen Sie den Lift.«
    Mary denkt nach, nickt und besteigt den Liftkäfig. Ganz oben steigt sie aus.
    »Sie sehen ziemlich schlecht aus«, sagt der Mann zu ihr.
    Sie nickt. »Ich werde es überleben. Wer sind Sie.«
    Er macht ein freundliches Gesicht und reicht ihr die Hand, die sie träge schüttelt. »Nathan Rashid«, stellt er sich vor, dreht sich um und geht einen Weg entlang, der mit Antiseptika getränkt ist. »Sie hat den größten Teil abgeschaltet und dieser andere Kerl hat den INDAs hier oben den Rest gegeben. Aber… Sie sind von der PD, nicht wahr? Nicht vom FBI.«
    »Seattle PD«, bestätigt Mary.
    »Ich weiß nicht, wieso Sie hier sind«, sagt Nathan. »Aber jemand muss sich das ansehen. Sie haben meine Tochter getötet. Ich meine, meine Freundin, mein Projekt. Ich glaube, ich habe einen der Übeltäter gefunden.«
    »Einen von mehreren?«
    »Die Geldleute. Seefa scheint ihre Persönlichkeitsmuster gescannt zu haben. Sie sind immer noch hier, zumindest Teile davon. Das System ist zusammengebrochen. Nur noch elementare Komponenten sind übrig, eine Reihe einfachster Erinnerungen. Roddy hatte vermutlich niemals Zugang zu diesen Erinnerungen, nur zu den Mustern, aber sie sind noch da.«
    Er führt sie in die Glaskabine und zeigt ihr den dekorierten Stuhl, die Konsole, die Bildschirme. Über der Anlage schwebt das dreidimensionale Bild eines Mannes.
    Mary tritt weiter in den kleinen Raum, bis sie den Mann von vorne sieht.
    »Willkommen«, sagt das Bild. »Mein Name ist Terence Crest. Ich bin einundvierzig Jahre alt, verheiratet und habe zwei Töchter.« Dabei verzieht er leicht das Gesicht. »Ich wurde gebeten, mich an diesem Scan zu beteiligen, und man sagt mir, es sei eine Ehre, meinen Anteil zu einem künftigen Denker beizutragen. Zumindest eine gut finanzierte Ehre. Nun, hier bin ich.«
    Mary betrachtet das nicht sehr bemerkenswerte Gesicht, das deutlichere Züge aufweist als in der Starre des Todes. Crest hebt sich kaum von anderen Männern seines Alters ab, vielleicht ist er etwas besser gekleidet als der Durchschnitt und ein wenig ungeduldiger, aber nichts, was auch nur das geringste Aufsehen rechtfertigen würde.
    »Hier bin ich«, wiederholt die Aufzeichnung. »Gibt es irgendetwas, das Sie mich fragen müssen? Ich bin gesund. Man sagt mir, hier sei ein Teil meiner Erinnerungen. Bitte verschwenden Sie keine Zeit.« Er kichert. »Diese Maschine, wenn es eine Maschine ist, hat sehr viel zu tun.«
    »Kennen Sie ihn?«, will Nathan von Mary wissen.
    »Nein«, sagt Mary. »Wie schaltet man das ab?«
    »Es ist nicht mehr viel übrig. Nur noch diese Muster. Wenn Sie diese Schalter betätigen, gehen die noch aktiven INDAs offline, und nachdem der Kerl mit der Hacke die
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