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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition)
Autoren: Akif Pirincci
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u kommen. Vergebens. Inzwischen strömten Männer a us allen Tei len der Stadt zusammen. Hände, vor den Mund geschlagen, d ie Augen weit aufgerissen, starrten sie auf das Spektakel. Es war nicht mehr mögl ich, die Männer auf den Wandel vorzubereiten, und man sah ihnen an, dass sie mit jeder Frau, die sie erblickten, mehr in Aufregung gerieten. Sie murmelten, deuteten h ier und da auf die exotischen Ankömmlinge , manch einer machte auch forsch ein paar Schritte nach vorne. Natürlich wollten sie mit ihnen sprechen. Natürlich wollten sie sie berühren. Die ersten nahmen einfach einige der in Decken gehüllten Frauen in die Arme und stützten sie, streichelten ihr verkle btes Haar, redeten auf sie ein.
    Unter Schmerzen kletterte Karim auf die Reste eines Kokons, um so von allen gesehen zu werden, und rief in das Gemurmel: »Brüder! Wartet! Ich sehe, dass ihr uns helfen wollt. Das ist gut, wir brauchen eure Hilfe. Ich will nur, dass ihr erfahrt, was hier vor sich geht. Dies Brüder«, er deutete auf die Frauen, »sind keine Männer wie wir. Man nennt sie Frauen. Sie sind die, die unsere Söhne gebären . Sie wurden gefangen gehalten und vor uns versteckt. Es würde zu lange dauern, euch die Details zu erklären, aber ihr müsst wissen: Sie sind Wesen wie wir. Sie haben dieselben Bedürfnisse und sind wie wir von Allah gewollt. Darum müssen wir sie mit demselben Respekt behandeln, den wir uns gegenseitig zuteilwerden lassen. Hört ihr, Brüder! Dass die Frauen so lange von uns getrennt waren, ist einer unglücklichen Verkettung von Fehlern zu verdanken, die unsere Vorväter begangen haben. Wir dürfen nicht dieselben machen. Ab heute haben wir die Chance auf einen neuen Anfan g, ohne die Sünden unserer Ahnen zu wiederho len. Wir sind alle Kinder Allahs . Wir werden lernen, gemeinsam zu leben, s o wie er es von uns erwartet . Es ist absolut wichtig, dass wir diesen Frauen in einem partnerschaftlichen Miteinander begegnen und ihnen alle Rechte einräumen, die wir uns selbst zugestehen. Wir müssen ihnen auf Augenhöhe gegenübertreten, so wie ich und Hayat das tun, versprecht mir das.«
    Wie zur Unterstreichung des Gesagten nahm er Hayat in den Arm und blickte über die irr itiert dreinschauende Menge.
    Einer der Männer trat hervor, ging auf eine Frau zu, streckte ihr beide Hände entgegen und sagte deutli ch vernehmbar: »Auf Augenhöhe.«
    Si e sah ihn fragend an. Natürlich verstand sie ihn nicht. Dennoch hob sie ebenfalls die Hände und legte sie in seine. Er schloss seine Finger um ihre, dann legte er den Arm um seine Braut und wiederholte an Karim gerichtet: »Auf Augenhöhe.«
    Andere Männer taten es ihm gleich. Karim nickte zufrieden.
    Er spürte, wie seine Verletzungen und das Erlebte an seinen letzten Kraftreserven zehrten. Aber er sollte keine Ruhepause bekommen. Ein vertrautes Gesicht erschien plötzlich in der Menge und schob e inen Kinderwagen vor sich her   – unmittelbar a uf Karim und Hayat zu. Karim sah sich schnell nach rechts und links um und überlegte dabei, wohin er fliehen könnte . Zu spät. Soli hatte sie bereits erreicht.
    »Wo warst du?« Der auf gebrachte Ehemann deutete auf den Kinderwagen. »Wir haben verzweifelt auf dich gewartet! Du warst so lange weg. Bist einfach verschwunden und hast uns alleine gelassen!«
    »Soli, ich   – was soll ich sagen? Schau   … das mit uns   … « Er zuckte hilflos die Schultern.
    Solis Mund klappte auf. »Was? Was ist mit uns? Erst die Nummer vor dem Geschen k des Lebens, und ich dachte, gut , er ist ein wenig durcheinander, gib ihm Zeit, er wird sich schon fangen. Dann schleichst du dich während der Zeremonie weg. Während wir unseren Sohn erhalten! Und jetzt kommst du in diesem fliegenden Ding vom Himmel geschwebt und   …«, er deutete auf Hayat, »bringst das da mit! Ist es das, was mit uns ist? Oder soll ich sagen: gegen uns?«
    Hayat blickte erst fragend zu Soli, dann zu Karim. »Wer ist das, Karim?«
    »Wer ich bin?«, rief Soli und lief dabei rot an . «Wer soll ich schon sein? Ich bin sein Ehemann!«
    Karim senkte den Blick. Aus dieser Sache würde er nicht so l eicht herauskommen. Schon trat Hayat einen Schritt zurück. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Dein Ehemann? Du hast mir mit keinem Wort gesagt, dass du verheiratet bist! Und wo wir schon dabei sind: Wer ist das da?« Sie deutete auf das Kind. »Ist das dein Sohn?«
    Karim fasste Hayat und Soli bei den Armen und dirigierte sie von der imme r größer werdenden
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