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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'
Autoren: Stefan Wolf
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Betten und...“
    „Vergiß sie bis Dienstag! Dort ist
jetzt unsere Bude.“
    Sie hatten sich zwei Golfschlag-Weiten
von der Regenbogen-Brücke entfernt, als Tim eine Bauhütte entdeckte.
    Sie stand am Ende des Kais, schon auf
gerölligem Boden, aber reichlich zwei Meter über dem Wasserspiegel.
    Es war eine sehr kleine Hütte. Wahrscheinlich
wurde sie benutzt von den Arbeitern, die den Mauerwall des Kais ausbesserten.
Freilich — damit war schon seit einer Weile Schluß, und die leere Baubude stand
hier noch immer: ein Blechgehäuse mit dem Komfort eines Plumpsklosetts.
Trotzdem — man war geschützt darin gegen Wind, Kälte und Regen.
    Tim drückte auf die Türklinke. Es war
offen.
    Die Hütte hatte ein kleines Fenster.
Aber das Licht der letzten Laterne reichte nicht bis hierher.
    Tim griff in seine Plastiktüte, fand
die mitgebrachten Zündhölzer und riß eins an.
    Er schirmte die kleine Flamme mit den
Händen ab und leuchtete in die Baubude.
    „Leer. Na also, jetzt haben wir ein
Nachtquartier, Willi.“
    „Wunderbar! Daran werde ich denken,
wenn ich mit meinen Eltern das nächste Mal im Palast-Hotel nächtige.“
    In einer Ecke standen leere Bier- und
Weinflaschen, in einer anderen war der Boden knöchelhoch mit zerrissenen
Kartons und breitgedrückten Pappkisten ausgepolstert. Samt ihrer
Zwillingsschwester hätte Würgegriff-Paula dort Platz gehabt.
    „Ich glaube, die Suite (Zimmerflucht
in Hotels und Palästen) ist schon belegt“, meinte Klößchen verzagt.
    „Siehst du wen?“
    „Und das Bett dort? Ein französisches
Doppelbett. Die Gäste kommen gewiß später. Sie sind noch im Restaurant oder in
der Bar.“
    „Dann haben sie Pech gehabt. Jetzt sind
wir hier.“
    Tim schloß die Tür. Das Zündholz
erlosch.
    Er riß ein neues an und untersuchte die
Papp-Unterlage. „Keine Giftschlangen, keine Raubspinnen, keine Läuse, Wanzen
oder Kakerlaken. Ein gutes Hotel, Willi.“
    Klößchen brummelte und setzte sich in
die gepolsterte Ecke. „Hast recht. Hier ist es viel wärmer als draußen. Kein
Wind. Sag bitte dem Zimmerkellner, daß ich drei Liter Kakao möchte,
Schokoladen-Mus auf französische Art und sechs bis acht Schinkenbrote.“
    „Es ist früher Abend. Wir können noch
betteln gehen. Aber danach stehen wir hier vielleicht vor verschlossener Tür.
Entscheide dich: Hungern oder frieren? Mit Frieren meine ich, die Nacht im
Freien verbringen!“
    „Mir klappert auch so das Gebein. Ich
bleibe.“
    Tim setzt sich neben ihn. „Wenn wir
nicht schlafen können, werden wir lateinische Vokabeln wiederholen — aus dem
Gedächtnis. Oder wenigstens Erdkunde, häh?“
    „Ich werde wahnsinnig. Mußt du das
Unglück noch schlimmer machen?“
    Tim lachte. Dann hob er lauschend den
Kopf.
    Im nächsten Moment wurde die Tür
aufgerissen.
    Eine klotzige Gestalt hob sich vor dem
Hintergrund der Großstadt-Nacht ab.
    „Sie müssen noch drin sein“, sagte die
Gestalt mit dumpfer Stimme. „Aber nicht mehr lange. Komm, Achim, räumen wir sie
raus!“

6. Wie vom Puma geohrfeigt
     
    Wie kalt und dunkel es heute abend war!
    Caroline von Färber fröstelte, während
sie mit ihrem Drahtesel nach Hause fuhr.
    Sie dachte an ihren Großvater, der in
letzter Zeit leider kränkelte und an Andy, ihren Freund. Irgendwas an ihm
stimmte heute nicht. Er benahm sich, als trüge er ein düsteres Geheimnis mit
sich herum.
    Caroline beschloß, ihn morgen zu
fragen.
    Dann hatte sie ihr Zuhause erreicht,
stieg in der Einfahrt vom Rad und schob es hinter die abseits stehende Garage.
    Im Erdgeschoß der Villa brannte Licht
hinter einigen Fenstern. Oswald Müller, der Stiefvater, war also zu Hause.
    Vielleicht habe ich Glück, dachte
Caroline, und ich begegne ihm nicht.
    Sie lehnte ihr Rad an die Rückwand der
Garage. Hier war es dunkel — der Garten von allen Seiten geschützt.
    Caroline wollte zum Haus gehen.
    In dieser Sekunde wurde sie von hinten
gepackt.
    Eine Hand preßte sich auf ihren Mund.
Ein übler chemischer Geruch drang in die Nase. Da war ein Lappen vor dem
Gesicht. Der Schreck lähmte Caroline. Aber dann verlieh die Angst dem zarten
Geschöpf ungeahnte Kräfte.
    Das Mädchen wand sich, trat nach
hinten, griff über ihre Schultern und spürte das Gesicht eines Mannes. Caroline
kratzte wie eine Katze. Aber längst war die Umklammerung unentrinnbar, und der
Hilferuf erstickte in dem Lappen, der auf Mund und Nase gepreßt wurde.
Chloroform!
    Sie hörte noch ein scharfes,
schmerzhaftes Zischen hinter sich. Dann verlor sie
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