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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'
Autoren: Stefan Wolf
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Karl. „Ihr könnt euch höchstens eine Lungenentzündung holen,
Erfrierungen an einzelnen Körperteilen oder überall. Verhungern oder verdursten
könnt ihr nicht. Das schaffst nicht mal du, Willi, in nur dreieinhalb Tagen.
Vielleicht werdet ihr überfallen. Falls man euch umbringen will, besteht kein
Grund zur Panik, denn da vertraue ich ganz auf Tims fernöstliche Kampfkunst.“
    „Du kannst einem Mut machen“, seufzte
Klößchen.
    Dann hatte Tim, der wie immer
voranfuhr, die Villa erreicht und bremste vor der breiten Marmor-Treppe.
    Caroline eilte herab, umarmte Gaby und
gab den Jungs die Hand. Etzels Enkelin freute sich und war ein bißchen
aufgeregt. Immerhin trat sie hier als Gastgeberin auf.
    Sie war 14, ging in die 9 a der
Internats-Schule, also in die Parallel-Klasse, und war inniglich befreundet mit
Andreas Bernholt; genannt Andy, der wiederum als Klassenkamerad der TKKG-Bande
in der 9 b hockte.
    Caroline war größer als Gaby, aber
schlank wie Welsches Weidelgras und sehr zart. Zu dieser zerbrechlichen
Erscheinung paßte es nicht, daß sie die heisere Stimme ihres Großvaters geerbt
hatte. Über den dummen Witz, ob sie jeden Morgen mit Reißnägeln gurgele, konnte
Caroline schon lange nicht mehr lachen. Meistens trug sie ihr rotes Haar als
Mittelzopf; und in den rehbraunen Augen lag immer ein schwermütiger Ausdruck.
    „Großvater ist ganz gespannt auf euch“,
verkündete sie. „Er will in allen Einzelheiten wissen, wie das gelaufen ist mit
der Wette. Andy kommt später. Er hat wieder Ärger mit seinem Stiefvater, bringt
aber dann die Sachen für euch mit.“ Gemeint waren Textilien für Tim und
Klößchen.
    Es mußten alte, zerschlissene, total
schäbige sein.
    Keiner als Andy kam leichter an die
ran. Denn seine Mutter bekleidete Ehrenämter und Vorsitz in einigen
mitmenschlich-fürsorgenden Organisationen, die bekanntlich des öfteren
Altkleider-Sammlungen veranstalten, damit die Bedürftigen — meistens jene in
der Dritten Welt ( Entwicklungsländer ) — wenigstens ein paar Kleider
haben.
    „Hoffentlich findet er für mich was
Passendes“, meinte Klößchen, „mit den Normal-Größen tue ich mich schwer.“
    „Andy hat deinen Bauchumfang mit den
Zentimetermaß gemessen“, sagte Tim, „und er vergißt keine Zahlen.“
    „Vor allem nicht so große“, nickte
Karl.
    „Hahaha“, meckerte Klößchen. „Wer wagt
sich denn in die Verwahrlosung, in die Gosse, in die Hölle der Unbequemlichkeit
— du oder ich?“
    „Streitet nicht! Benehmt euch sittsam!“
befahl Gaby. „Wir begeben uns jetzt zu Herrn von Färber zum Tee.“
    Carolines Opa wartete in einem
salonartigen Terrassenzimmer der Pracht-Villa. Es lag nach Südwesten hin und
hatte eine bis zum Boden reichende Glasfront, die mit Bleirahmen vielfach
aufgeteilt war — aber heute trotzdem keine Sonne einfing wegen der
tiefhängenden Wolken über Stadt und Land.
    „Aha, deine Freunde, Linchen“, heiserte
Friedrich-Etzel von Färber.
    Caroline zuckte zusammen, als hätte der
Zahnarzt ihr auf einem Nerv gebohrt. Sie liebte ihren Großvater, haßte es aber,
wenn er sie Linchen nannte.
    Der Oldie ahnte das nicht und war schon
zu alt, als daß man es ihm hätte verklickern können. Mit 81 Jahren haben sich
Gewohnheiten und ein bißchen Starrsinn eingeschliffen. Die wenigsten lernen
noch dazu, und ändern will sich in diesem Alter keiner mehr.
    Caroline stellte die Jungs vor.
    Tim bewunderte im Stillen Etzels
Händedruck. Der war noch so, als könnte der Opa ein 50-Liter-Faß stemmen.
    „Ihr seid also die TKKG-Bande, von der
Linchen so schwärmt“, meinte er. „Setzt euch! Linchen, du schenkst Tee ein! Dort
sind Kuchen und Kekse. Ich werde auch zulangen, egal ob der Doktor schimpft.
So, nun erzählt mal!“

    Er sah Tim erwartungsvoll an.
    „Was möchten Sie hören?“ fragte der.
    Etzel hatte schlohweißes Haar, das er
lang trug — nicht so lang wie ehedem die Hippies, aber fast mit Nackenrolle wie
ein malender Künstler. Der Opa hatte ein kantiges Gesicht mit buschigen Brauen
und kupferroter Haut. Er war knochig und breitschultrig. Aus den Ärmeln seiner
Hausjacke hingen Manschetten mit gewaltigen Goldknöpfen.
    „Na, wie ihr das machen wollt mit eurer
verlorenen Wette“, entgegnete er Tim.
    „Verloren ist noch nichts“, lachte der
TKKG-Anführer. „Die Schose läuft ja erst an.“
    „Außerdem bin ich die Wette
eingegangen“, sagte Klößchen. „Ich allein!“
    „Früher habe ich auch viel gewettet“,
nickte Etzel.
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