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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Autoren: Fran Rubin
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sich vorsichtig auf. Unüberhörbar rumpelte es in seinem Bauch. Auf der Anrichte stand ein Glas Honig neben einem ganzen Wecken Brot, nicht mehr ganz frisch, jedoch noch weich und angenehm duftend, als er ihn anschnitt. Mit der Spitze der Waffe fischte er etwas Honig aus dem Gefäß und verteilte ihn auf dem Brot. Ohne wirklich zu genießen, biss er große Stücke ab und verschlang sie gierig.
     

    Das Waldgebiet erstreckte sich über weite Teile des Landes. Wie ein riesiger grüner Mantel bedeckte es beinahe ganz Tragonien. Im Westen lag ein Gebirgsmassiv, dessen höchste Gipfel sich an klaren Tagen weit sichtbar vor dem blassen Horizont erhoben, dahinter die Hauptstadt Umiena, Ziel von Händlern und Reisenden. Die meisten der Dorfbewohner kannten Umiena nur aus Erzählungen. Viele Bürger zogen die beschauliche Ruhe des Dorfes der Betriebsamkeit einer Stadt vor, in der so viele Menschen lebten, wie es sich kaum jemand vorstellen konnte, der aus einer kleinen Gemeinde wie Runa stammte. Und der Gedanke, für die Reise in die Hauptstadt den Wald betreten zu müssen, erschien für viele undenkbar, obwohl kaum einer jemals eines der Wesen, die sich dort verbergen mochten, gesehen hatte.
    Janus wusste sehr wohl, welch furchterregende Kreaturen der Wald beherbergte. Mit eigenen Augen hatte er verfolgen müssen, wie ein schreckliches Ungetüm den Wald für wenige Minuten verlassen hatte, um sich ausgerechnet seinen Vater als menschliche Nahrung auszusuchen.
    Als der Drachen damals am abendlichen Himmel verschwunden war, hatte Janus bereits geahnt, dass niemand Nathael mehr helfen konnte.
    „Ein Drache, wie schrecklich. Es tut mir sehr Leid“, hatte ihm der Dorfälteste zugeflüstert, den er um Hilfe gebeten hatte, während andere schulterzuckend erklärten, da könne man wohl nichts mehr machen.
    Janus konnte die Vorstellung kaum ertragen, dass womöglich auch Skiria in die Fänge eines dieser Ungeheuer geraten war. Dennoch versuchte er, sich zu beruhigen. Er nahm sein Kurzschwert und ließ es in die Scheide gleiten, die er sich um die Hüfte schnallte. Einen kleinen Lederbeutel füllte er mit einigen Haselnüssen sowie etwas Silbergeld, bevor er die Tür aufdrückte und das Haus verließ.
     

    Draußen sah sich Janus nach allen Seiten um. Niemand hielt sich auf dem kleinen Pfad auf, der zu ihrer Hütte führte. Schnellen Schrittes betrat er die angrenzende Wiese, der kürzeste Weg, um in den Wald zu gelangen. Er musste seine Schwester finden, bevor ein Unglück geschah.
     

     

III.
     

    Liebevoll betrachtete Rabanus sein glänzendes Schwert. Ein letztes Mal spuckte er auf die Klinge und polierte mit einem Lappen kräftig nach, bevor er es in die Scheide steckte, die an einem Kreuzgurt auf seinem Rücken befestigt war. Heute würde er ihn kriegen. Seine vollen Lippen verzogen sich bei diesem Gedanken zu einem breiten Lächeln. Sollten die anderen doch über ihn spotten, soviel sie mochten. Bald würde jeder wissen, dass er ein Held war.
    Zaghaft pochte es an der Tür. Rabanus riss sie auf und grinste den jungen Mann, der vor ihm stand und gegen den kräftigen Hünen wie ein Zwerg wirkte, voller Hohn an.
    „Willst du damit Tauben schießen?“, fragte er ihn und deutete auf den an vielen Stellen notdürftig zusammengeflickten Bogen.
    „Ich besitze nur diesen“, erklärte der Jüngling schüchtern.
    „Schon gut.“ Rabanus klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter. „Gehen wir.“
    Hinter seinem Rücken verdrehte Rabanus die Augen. Leider hatte der schmächtige Zawer sich als einziger bereit erklärt, ihn bei seinem Unterfangen zu unterstützen. Vorerst musste er sich also mit derart schwachbrüstiger Waffenhilfe abfinden.
    Egal. Später, wenn alle ihn als Helden feierten, konnte er sich immer noch nach geeigneteren Gefolgsleuten umsehen.
     

    Ehrfürchtig schritt Zawer hinter dem dunkelhaarigen Kraftprotz her. Zielstrebig führte ihn Rabanus durch den Wald. Trotz Rabanus’ eindeutiger körperlicher Überlegenheit hatte sein schwacher Begleiter den schweren Sack geschultert, der Proviant und Wasservorräte für beide Männer enthielt. Manches Mal fiel Zawer weit hinter seinen Meister zurück, doch der kümmerte sich wenig darum. Stattdessen erklomm er mit Leichtigkeit steile Anstiege, die Zawer nur mühevoll bewältigte. Mit leuchtenden Augen bewegte sich Rabanus ihrem Bestimmungsort entgegen, den sie in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages erreichten.
    Hirgenrot hauste seit Jahrhunderten in einem
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