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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Autoren: Fran Rubin
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angeschlagener Hirgenrot zum Vorschein, der wirkte, als könnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Einen Augenblick später knickten sie ein. Krachend stürzte der Drache zu Boden und blieb dort reglos liegen. Über ihm zogen die letzte Dampfwölkchen hinweg, die sich zeitgleich mit Hirgenrots letzten Atemzügen in Luft auflösten.
     
    Rabanus wartete noch einen Augenblick, um sicher zu sein, dass das Biest den Tod nicht nur vortäuschte, dann zog er mit einem triumphierenden Lachen sein Schwert aus dem Schuppenpanzer heraus, um es wieder in der Scheide zu verstauen, nachdem er die triefende Waffe an seinem Beinkleid abgewischt hatte.
    Erst dann wandte er sich wieder Zawer zu und umfasste dessen Handgelenk, um den Puls zu überprüfen. Nichts. Vorsichtig drehte er ihn auf den Rücken und blickte in stumpfe Augen, die ausdruckslos durch ihn hindurch sahen. Seine Hand schloss die Lider des Kameraden für immer. Für einen Moment überfiel ihn Wehmut, denn schließlich hatte er einen treuen Begleiter verloren. Doch die Trauer währte nicht lange. Rabanus empfand tiefe Befriedigung, als er sich in Erinnerung rief, soeben eigenhändig einen Drachen erlegt zu haben. Endlich konnte er seinen Mut vor allen bezeugen. Erneut fasste er hinter seine Schulter, um das Schwert noch einmal zu benutzen. Drachenzähne waren nicht nur ein ausgezeichneter Beweis für seine Tat, sondern erzielten auf den umliegenden Märkten äußerst gute Preise. Ein Stofffetzen, aus Zawers Hemd herausgeschnitten, diente als Tragebeutel, in dem nach und nach die Fragmente des Drachengebisses verschwanden. Begeistert registrierte Rabanus, wie viele Zähne der Drache besaß, die allerdings in ihrer Gesamtheit auch sehr schwer waren. Er erwog, Zawer hier liegen zu lassen und ihn später zu holen. Doch die Dorfbewohner würden ihn nach dem Verbleib des Jungen fragen, und er würde sich rechtfertigen müssen. So beschloss Rabanus, das Bündel voller Drachenzähne zu verstecken und es später zu holen. Lediglich einige besonders schöne Exemplare würde er mitnehmen. Das reichte zunächst als Beweis für seine Heldentat. Nachdem Rabanus ein paar ausgewählte Stücke unter seinem Hemd verschwinden lassen hatte, warf er sich Zawer über die Schulter und ließ Hirgenrot tot und zahnlos in seiner Höhle zurück.
     

     

    Irian legte sein Buch zur Seite, als von draußen Rufe in die spartanisch ausgestattete Kammer drangen. An seinen freien Nachmittagen vertiefte sich der schlanke Jüngling gerne in die Welt heroischer Abenteurer. Der angehende Dorflehrer, dessen Haar dieselbe Farbe besaß wie das Band aus Flachs, das seinen langen Zopf im Nacken zusammenhielt, liebte es zu lesen, aber nun hatte man ihn unsanft aus der fesselnden Lektüre herausgerissen. Verärgert über die ungebetene Störung stand Irian auf und blickte aus dem Fenster. Was er dort erblickte, entfachte seine Neugier.
    Eine Traube von Menschen scharte sich auf dem kleinen Marktplatz von Tralor um einen Mann, der Irian, stünde er direkt neben ihm, gewiss um einen Kopf überragt hätte, obwohl auch er keine kleine Statur besaß. Rabanus Quioga stellte eine Erscheinung dar, der mancher mit Ehrfurcht oder gar Neid begegnete. Doch Irian kannte ihn zu gut, als dass er sich von seiner kräftigen Gestalt beeindrucken hätte lassen. Zusammen waren sie in dem beschaulichen Tralor aufgewachsen und hatten gemeinsam die Dorfschule besucht. Schon früh hatte sich herausgestellt, dass die beiden verschiedene Interessen pflegten und andere Meinungen vertraten. Dementsprechend unterschiedlich waren ihre Lebenswege verlaufen. Während sich Irian ernsthaft auf seine Ausbildung besann, um einmal in die Fußstapfen des örtlichen Lehrers zu treten, konzentrierte sich Rabanus auf all die angenehmen Dinge, die ihm das Leben bot.
    Die Jagd war Rabanus’ große Leidenschaft. Oft verschwand er tagelang in den Wäldern und kehrte mit erlegten Füchsen und Kaninchen zurück, die auf dem Marktplatz ihre Käufer fanden. Die so gewonnenen Münzen blieben jedoch meist nicht lange in seinem Besitz, denn sie wanderten bald in die Tasche des Wirtes, in dessen Schenke sich Rabanus so gerne und oft aufhielt, bis er die Zeche nicht mehr bezahlen konnte und man ihn unsanft hinaus beförderte. Mit Argwohn beobachtete Irian, dass sein bester Freund Zawer immer mehr Zeit mit dem wilden Jäger verbrachte. Für den unbeholfenen Kameraden schien Rabanus eine Art Vorbild darzustellen. Zawer ignorierte seine Warnungen vor dem
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