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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Autoren: Fran Rubin
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Gebiet hinein.
     
    Bald hörte Skiria von ihren Verfolgern keinen Laut mehr. Nadelhölzer mischten nun ihr dunkles Grün unter die Laubbäume, das in der Dämmerung beinahe schwarz wirkte. Tannenzweige peitschten ihr ins Gesicht. Schließlich blieb Skiria stehen, um endlich ein wenig Atem zu schöpfen. Eine zu lange Pause wollte sie sich aber nicht gönnen. Sie würde einfach ein Stück gehen. Zu laufen schien ihr nicht mehr erforderlich.
    Der nächste Schritt führte abwärts. Unwillkürlich entfuhr dem Mädchen ein überraschter Schrei. Ein wenig Geröll löste sich, auf dem Skirias Fuß ein Stück nach unten rutschte. Beinahe verlor sie dabei das Gleichgewicht; sie ruderte mit den Armen, bis es ihr gelang, das Bein wieder zurückzuziehen.
    Vor Skiria lag ein steiler Abhang.
     

    Was sie dort unten erwartete, konnte sie nur schlecht erkennen, denn die hereinbrechende Nacht hüllte den Hang bereits in Finsternis. Einzig Schatten von zerklüfteten Steinen ragten aus dem abschüssigen Gelände hervor. Einen Moment horchte Skiria noch in den Wald hinein, bevor sie vorsichtig wieder einen Fuß auf den Abhang setzte. Steinerne Grate drückten sich durch die dünnen Ledersohlen, als sich ihre Füße langsam vorwärts tasteten. Wie es schien, hatten die Männer ihre Spur verloren, doch gewiss suchten sie immer noch nach ihr. Ein vorstehender Felsen bot ein von oben uneinsehbares Versteck, sodass sie beschloss, hier die Nacht zu verbringen. Erleichtert ließ sie sich unter der Felsplatte nieder. Dieser Ort vermittelte ihr zumindest ein wenig Sicherheit. Genug, um sich von der strapaziösen Flucht zu erholen und abzuwarten, bis ihre Verfolger aufgaben.
     

    Langsam beruhigte sich Skirias Herzschlag. Nun, da die Nacht hereinbrach, wuchs ihre Zuversicht, dass an diesem Ort niemand mehr nach ihr suchte. Dennoch durfte sie nicht unvorsichtig werden. Schaudernd erinnerte sie sich an das höhnende Gesicht Nestor Gamms, sah sein Doppelkinn vor sich, das seinen Hals verdeckte und bei jedem seiner Worte waberte wie Grütze. Nach den Vorfällen des heutigen Tages würde er Skiria beim Richter anklagen und sich dafür einsetzen, dass ihr schwere Strafen zuteil wurden.
     

    Die Dunkelheit legte sich wie ein schwarzes Tuch über den Wald, und Skiria versuchte vergeblich, zur Ruhe zu kommen. Nach einer Weile wagte sie endlich, aus ihrer Kauerstellung in eine bequemere Position zu wechseln, sodass sie nun mit ausgestreckten Beinen auf dem harten Grund lag. Doch der ersehnte Schlaf stellte sich nicht ein. Angespannt horchte Skiria auf die nächtlichen Geräusche, über deren Herkunft sie nur spekulieren konnte. Beunruhigt vernahm sie ein Gurren; das darauffolgende langgezogene Heulen verursachte ihr Gänsehaut. Als hockten in den Bäumen, hinter den Sträuchern und unter den Steinen fremdartige Kreaturen, die nur darauf warteten, dass sie einschlief, um sodann über ihr Opfer herzufallen. Immer wieder richtete sich Skiria auf, ließ ihren Blick umherschweifen, obwohl dies in der Dunkelheit wenig nützte. Hielte sich jemand nur wenige Fuß von ihr entfernt auf, so gäbe die Finsternis nicht einmal seine Silhouette preis. Erst nach Stunden nickte sie endlich ein.
     

    Am nächsten Morgen schmerzten Skirias Glieder. Auch wenn die dünne Matratze aus Stroh, auf der sie sonst ihre Nächte verbrachte, wenig Komfort bot, so ließ es sich darauf doch besser schlafen, als auf dem kargen Felsenuntergrund. Sie sah sich um. Zehn Fuß unter ihr erstrahlte eine Auenwiese im Tageslicht, die derart sonnenüberflutet einen weitaus freundlicheren Eindruck erweckte als noch am Vorabend. Durch das Gras wand sich ein kleiner Bach. Skirias Rachen fühlte sich plötzlich so trocken an, als hätte seit Tagen kein Tropfen Wasser mehr ihren Gaumen berührt. Rasch erhob sie sich und stieg vorsichtig den Abhang hinunter. Morgentau haftete an den Gräsern, sodass die Nässe bald durch Skirias dünnes Schuhwerk drang. Immer wieder sah sie sich nach allen Richtungen um, konnte jedoch niemanden entdecken. Am Bach angekommen, fiel Skiria erleichtert auf die Knie und fing Wasser in ihren Handflächen auf, das sie gierig schlürfte. Ihr sorgsam geflochtener Zopf hatte sich durch die wilde Flucht weitgehend aufgelöst, sodass das helle Haar zerzaust wirkte. Sie bemühte sich, ihre Frisur mit den Fingern zu glätten und versuchte, einen Blick auf ihr Spiegelbild zu erhaschen, aber das fließende Wasser verzerrte ihr Gesicht zu einer undeutlichen Fratze.
    Skirias Mutter
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