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Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Autoren: Laura Jarratt
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und ließ ihm keine Chance, sich zu wehren, noch nicht einmal zu schreien. Und dann schlug er Stevens Kopf gegen die Steinmauer der Brücke.
    Einmal.
    Zweimal.
    Da war Steven schon tot, doch Mr Norman hörte nicht auf. Er hörte nicht auf, bis Stevens Schädel völlig zerschmettert war.
    Dann ging er nach Hause.
    In den ersten Tagen der Ermittlung hatte die Polizei natürlich auch mit ihm gesprochen. Doch er erzählte ihnen, er hätte das Haus nicht verlassen, und nach der Aussage von Mr Crombie gab es keinen Grund, daran zu zweifeln.
    Er hatte nie gewollt, dass jemand anders verantwortlich gemacht würde. Er hatte sich verkrochen und von der Welt abgeschottet, er wusste nicht, dass die Polizei Dad verhört hatte. Er wusste auch nichts von Ryan. Er sagte, es sei egal, was mit ihm passierte – er hätte alles gestanden, aber er wollte Lindsay nicht verlassen.
    Was ihm jetzt zu schaffen machte, sagte er zu Dad, war der Gedanke, dass sie dort allein lag und sich keiner um sie kümmerte.
    »Ich habe ihm versprochen, ich würde ein Auge auf sein Haus haben. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich mich gefühlt hätte, wenn du das gewesen wärst, und wie ich mich gefühlt habe, als ich dich mit verbundenem Kopf im Krankenhaus liegen sah. Wenn ich er wäre und du lägst in meinem Garten begraben, dann würde ich auch nicht wollen, dass du dort allein bist und Unkraut auf deinem Grab wächst.«
    »Aber Dad, zuerst haben sie dich verdächtigt. Bist du denn deswegen nicht wütend auf ihn?«
    Er blickte ins Leere. »Als ich sein Gesicht gesehen habe … Jenna, ich kenne den Mann seit Jahren. Erinnerst du dich noch an diesen Sonntag, als die Rohre geplatzt sind und er rüberkam und geholfen hat, alles zu beseitigen und das Leck zu reparieren, weil wir keinen Klempner kriegen konnten? Er hat seine Verabredung zum Golf abgesagt, die Ärmel hochgekrempelt und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern mit angepackt. Und dann die Weihnachtsfeiern, die er für euch Kinder im Gemeindesaal veranstaltet hat. Bevor seine Ehe kaputtgegangen ist, hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen. Er hatte für jeden Zeit. Er
nahm
sich Zeit. Und jetzt … sitzt er da und seine Augen sind tot. Du kannst einem gebrochenen Menschen nichts übel nehmen.«
    Ich dachte an Charlie und das Fernglas und den Nistkasten, bei dem Mr Norman ihm geholfen hatte. Wie mein Bruder geweint hatte, als er es der Polizei erzählte. Dad hatte recht.
    Eine Nacht, ein Fehler … so viele Folgen. Wenn wir doch nur alles zurückdrehen könnten.
    Dad sorgte dafür, dass das Haus gesichert und verschlossen wurde. Jedes Wochenende ging er rüber, um nachzusehen, ob der von ihm engagierte Gärtner alles zu seiner Zufriedenheit erledigte. Er sagte dem Mann, dass er den weißen Rosenstrauch nicht anfassen sollte. Um den kümmerte sich mein Vater selbst.
    Allmählich kehrte in Strenton die Normalität ein. Die Kinder gingen wieder ohne Begleitung nach draußen. Die Carlisles zogen weg und das Haus wurde zum Verkauf angeboten. Selbst Charlie lächelte wieder, auch wenn es eine Weile dauerte. Sich um ihn zu kümmern, milderte die Sehnsucht nach Ryan irgendwie ein bisschen.
    Als im Dorf entlang der Hauptstraße die Weihnachtsbeleuchtung anging, nahm Mum uns zum Einkaufen mit in die Stadt. Wir sahen die von Weihnachtsmännern, Neonbäumen und Sternen erleuchteten Straßen und der alte Charlie war zurück. Jeden Morgen sprang er aus dem Bett, um eine Tür an seinem Adventskalender zu öffnen und mir das Bild zu zeigen, dass sich hinter der Schokolade verbarg. Und dann verschlang er vor meinen Augen die Schokolade – mit offenem Mund und nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt –, gab dabei ekelhafte Schmatzgeräusche von sich und machte sich darüber lustig, dass ich keine hatte.
    Zum Beginn der Weihnachtsferien erlaubten Beths Eltern, dass sie eine Party für ihre Freunde gab. Keine große Sache, zusammen mit Max waren wir ungefähr fünfzehn. Essen, Softdrinks und blöde Partyspiele – solche, die man in unserem Alter nur noch an Weihnachten spielen konnte, weil sie zu jeder anderen Gelegenheit völlig uncool gewesen wären.
    In der Geborgenheit von Leuten, die an mein Gesicht gewöhnt waren, konnte ich die Narben vergessen und mich genauso amüsieren wie sie. Außer dass ich aus dem Augenwinkel immer Ryans Geist sah, der auf dem Sofa lümmelte und mich auslachte, als ich eine weitere Runde beim Eselschwanz-Spiel – mit Rudolf, dem Rentier – verlor. Und ihn zu vermissen,
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