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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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denn der fragliche Wagen hatte eine gefährlich knappe Kehrtwendung gemacht und folgte ihnen nun.
    Sosehr es sie drängte, wäre es doch töricht gewesen, mit dem leichten Phaeton noch schneller zu fahren, allerdings sah Amelie auch keinen Grund, ihre feurigen Grauen zurückzuhalten. Letztendlich jedoch bestimmte der Warnruf ihres jungen Reitknechts sie, die Geschwindigkeit zu dämpfen, denn ihnen entgegen rollte ein Landauer, den sie an und für sich problemlos hätten passieren können. „Achtung, M’lady!“, rief der Bursche jedoch. „Das sind Oglethorpes neue Gäule! Dacht’s mir gleich! Sind ’n bisschen zappelig! Halt’n Sie besser an, M’lady!“ Noch während das Gefährt ausrollte, sprang er vom Wagen und lief nach vorn zu den Pferden. „Ja, gut, M’lady, hab sie beim Zaum!“ Ihr blieb nur, zu warten und den Wagen mit den aufgeregten Rössern passieren zu lassen, wofür sie von dem Kutscher einen freundlichen Dank erntete, von den zwei weiblichen Insassen jedoch nur ein kaum merkliches Nicken.
    Etwas anderes hätte Amelie allerdings sehr verwundert, denn nur die Herren der Richmonder Gesellschaft hatten ihr bisweilen einen freundlichen Gruß gegönnt, nicht eine Dame hatte ihre Visitenkarte geschickt.
    Ehe sie wieder anfahren konnte, hatte der Phaeton sie eingeholt und hielt neben dem ihrem, der im Vergleich dazu plötzlich nachgerade gesetzt wirkte. Amelie, die spürte, wie aufgeregt ihre Nichte war, warf ihr einen verstohlenen Blick zu und sah, wie Caterina unruhig die Rüschen ihres Kleides glättete und sich angespannt aufrichtete. So schnell also war sie schon verliebt und ganz verwirrt! Doch spürte auch Amelie in ihrer Brust einen unbehaglichen Druck, schob es indes auf das Gerangel am vergangenen Abend.
    „Lady Chester, Miss Chester!“ Lord Elyot tippte grüßend an die Krempe seines Hutes. „Welch glücklicher Zufall! Sie sind schon früh unterwegs. Fahren Sie den Hügel hinauf? Sie wissen schon – sehen und gesehen werden.“
    Richmond Hill war der bevorzugte Ort, um Wagen oder Pferde vorzuführen, was Amelie bisher vermieden hatte.
    „Nein, Mylord“, entgegnete sie, sich der Blicke, die Caterina und Lord Seton wechselten, sehr bewusst, „wir wollen nach Kew, der Blumen wegen. Ich lehre meine Nichte gerade das Zeichnen.“ Sofort wünschte sie, sie hätte nicht so gouvernantenhaft geklungen, doch der Beutel mit den Malutensilien lag sichtbar zu ihren Füßen, und die Männer mussten ihn von ihrer Höhe aus gesehen haben.
    Lord Seton beugte sich vor und sah Caterina an. „Das Studium der Blüten wurde bei meiner Bildung leider sehr vernachlässigt, Mylady. Würden Sie uns ausnahmsweise erlauben, Sie zu begleiten, um zu sehen, wie man dabei vorgeht?“
    Schon wollte Caterina enthusiastisch zustimmen, doch Amelie stieß ihr unauffällig einen Ellenbogen in die Seite. Weder diesen beiden noch sonst jemandem außer ihrer Nichte würde sie Unterricht erteilen, und das gespielte Interesse Lord Setons nahm sie verärgert zur Kenntnis; es sollte wohl nur ein Scherz sein. „Sicherlich kann ich Sie nicht hindern, zu fahren, wohin Sie möchten“, entgegnete sie, „doch wir sind nicht geneigt, Ihnen die Maltechnik zu demonstrieren. Bitte entschuldigen Sie uns.“
    Erneut dachte sie unwillig daran, mit welch gemeinen Worten sich die Männer erst gestern geäußert hatten. Die Menschen in Buxton hatten ihr gedankt und sie beherzt genannt, hier betrachtete man, was sie tat, als Einmischung und wollte sie nach Möglichkeit aufhalten. Nicht einmal um Caterinas sprießender Gefühle willen mochte sie solcher Hartherzigkeit gegenüber Nachsicht üben, noch konnte sie den Gedanken an die arme, von ihr enttäuschte Schwangere verdrängen. Da sie diese beiden Gegebenheiten im Augenblick nicht getrennt betrachten konnte, vermochte sie nicht einmal geheucheltes Wohlwollen aufzubringen.
    Da Lord Elyot als Beifahrer näher bei Amelie saß, bemerkte er ihre Kälte wie auch den in ihren Augen glimmenden Zorn. Er war fest entschlossen, diesem Treffen mehr abzugewinnen als eine Ausrede, wenn die Nichte eindeutig so großen Wert darauf legte.
    „Natürlich wollen wir uns nicht aufdrängen, Lady Chester“, sagte er. „Doch wenn Sie mir bitte, ehe Sie Ihre Fahrt fortsetzen, vielleicht etwas erklären?“
    „Gewiss, wenn ich kann.“
    „Ich bemerkte, dass Mrs. und Miss Oglethorpe sich kaum einen Gruß abringen konnten. Nicht dass es wichtig wäre, doch ich musste mich fragen, welchem Grund diese
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