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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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wenn man sagt, es ist das dritte) lautet: Wahrnehmung ist Wirklichkeit . Also, vor ziemlich langer Zeit ist irgendein denkender Mensch darauf gekommen, daß es die Wirklichkeit eigentlich gar nicht gibt. Oder wenigstens, falls sie doch existiert, weiß niemand genau, was sie eigentlich ist. Und das liegt an der Wahrnehmung.
    Unsere Wahrnehmung ist der Filter, durch den wir die Welt sehen, und meistens leistet sie uns ganz gute Dienste. Unsere Wahrnehmung gibt uns Allgemeinbegriffe von der Welt, so daß wir sofort wissen, daß ein Mann in einem Armani-Anzug reich ist oder daß es sich bei einem Mann in einem Armani-Anzug, der ständig sagt: »Mensch, wirklich ’n super Armani-Anzug«, um ein reiches Arschloch handelt. Aber unsere Wahrnehmung ist zugleich außerordentlich störanfällig. Sie ist unzuverlässig und leicht abzulenken, und sie fällt auf tausend Fehlinformationen und Bluffs herein… etwa auf die Tricks der Marketingfritzen. Sollte es mal jemandem gelingen, Wahrnehmung und Wirklichkeit klar auseinanderzuhalten, würde die ganze Marketingbranche über Nacht zusammenkrachen.
    (Übrigens: Das wäre gar nicht gut. Dann würde nämlich die Wirtschaft der westlichen Länder den Geist aufgeben. Einige der größten Unternehmen des Planeten würden nie mehr ein Produkt verkaufen. Und in der Luft gäbe es ein hohes Verkehrsaufkommen von Führungskräften, die aus dem Fenster springen und auf einem BMW-Dach landen.)
    auf dem sprung ins leben

    Ich belegte also so viele Marketingseminare wie möglich und verließ schließlich die Cal-State-Universität mit einem Summa cum laude. Hätte ich doch nur Jura studiert, dann hätte ich jetzt die besten Kanzleien des Landes abgeklappert, meine sechsstelligen Gehaltsvorstellungen durchgedrückt, mich auf eine Neunzigstundenwoche eingerichtet und meinen beruflichen Werdegang für die nächsten fünfundzwanzig Jahre sauber geplant. Ja, im Reich der Rechtsbeistände hat halt alles seine Ordnung.
    Doch im Marketing kann von Ordnung keine Rede sein. Und das ist auch gut so und gibt einem ein Gefühl von Freiheit und Idealismus, aber es macht die Jobsuche nicht gerade leichter. Um im Marketing einen guten Job zu bekommen, mußt du dich schon selbst vermarkten.
    hallo

    Mein Name ist Scat.
    Früher hieß ich mal Michael George Holloway, doch mit einem solchen Namen gewinnt man im Marketing keinen Blumentopf. Die Kreativen, bei denen ich mich vorstellte, hießen Fysh, Siimon und Onion und fanden meine Bemühungen um beruflichen Erfolg unter aller Kanone. Aus ihrer Sicht hätte mich ihr kreativer Genius wenigstens dazu inspirieren können, mir einen völlig ausgeflippten, abgedrehten, supercoolen Namen auszudenken.
    Eine Zeitlang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, als Mr. Großkotz daherzukommen. Doch dann obsiegte mein gesunder Menschenverstand, und ich nannte mich Scat. Das klang einfach ziemlich flott.
    karriereplanung

    Mit meinem neuen Namen bewaffnet, machte ich mich also bei den großen amerikanischen Unternehmen auf Jobsuche. Inzwischen war ich sogar bereit, die ganze Woche zu arbeiten, maßgeschneiderte Anzüge zu tragen, mich an firmeninternen Golfturnieren zu beteiligen, meine Altersversorgung zu regeln, Freitag abends einen trinken zu gehen, den firmeneigenen Vielfliegerrabatt in Anspruch zu nehmen und mich mit den sogenannten konservativen Werten anzufreunden.
    Doch dann kommt mir plötzlich diese Idee.

KAPITEL 000002
    Fukk
    großartige ideen

    Natürlich ist meine Superidee eine fantastische Marketing idee. Und das, obwohl viele der besten Marketingideen der Welt nicht eben durch Brillanz bestechen. Nehmen wir zum Beispiel die Eisschrankmagneten. Tolle Idee. Wahrscheinlich haben die Erfinder mit dem Einfall x-mal dick abgesahnt, bevor Unternehmen mit rationelleren Produktionsverfahren sie vom Markt gefegt haben.
    Meine Idee hat mit einem neuen Cola-Produkt zu tun. Das ist wichtig, denn der Getränkemarkt ist sehr, sehr groß. Ja, er ist so groß, daß ein neues Produkt, wenn es auch nur einen winzigen Marktanteil erreicht, gleich Millionen Dollar Gewinn abwirft. Die Leute denken bei Worten wie »Cola« oder »Limonade« immer nur an kleine Dosen in irgendwelchen Kühlvitrinen, ohne zu begreifen, daß die beiden größten Cola-Hersteller – Coca-Cola und PepsiCo – pro Jahr rund zwanzig Milliarden Dollar umsetzen, so daß sie, wenn sie nur wollten, ganze Länder aufkaufen könnten.
    Eine gute Idee für ein neues Cola-Produkt hat also durchaus einiges für
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