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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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überschwemmen. So ein Mist auch.«
    Sneaky Pete lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und grinst.
    »Was?« sage ich. »Also sitz ich doch nicht in der Scheiße?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Hmm, ach so…! Du meinst also, ich soll meine Idee an einen der beiden Großen verschachern?«
    Sneaky Pete grinst noch immer.
    »Okay.« Ich denke angestrengt nach. »Das wär natürlich echt geil, wenn ich in der Branche jemanden kennen würde. Tu ich aber nicht. Aber wenn ich da einfach so reinspaziere, legen die mich doch aufs Kreuz und klauen mir meine Idee. Deshalb brauche ich unbedingt einen guten Kontakt.« Ich seufze. »Ich glaube, ich brauche den Namen und die Telefonnummer des Produktmanagers von Coke.«
    Ich muß selbst über diesen originellen Gedanken lachen. Doch Sneaky Pete findet das offenbar gar nicht lustig. Er stützt die Ellbogen auf den Tisch, und auch sein Grinsen ist jetzt verschwunden. Sneaky Pete macht ein überaus ernstes Gesicht.
    »Nein«, sage ich. »Also gibt es keinen Weg…«
    Dann fängt Sneaky Pete zu sprechen an. Das ist immer wieder eine mittlere Sensation, und zwar erstens, weil es so selten vorkommt, und zweitens wegen seines Akzents, der mich ganz süchtig macht.
    »Doch, gibt es…«, sagt Sneaky Pete.
    omen

    Es stellt sich heraus, daß Sneaky Pete in einem Nachtklub in Malibu dieses Mädchen kennengelernt hat, die seit neuestem bei Coca-Cola für die Produktentwicklung zuständig ist. Ich bin immer wieder völlig platt, wie viele Leute Sneaky Pete kennenlernt, und das, obwohl er doch fast nie ein Wort spricht.
    Ich versteh den Namen des Mädchens nicht richtig, aber Sneaky Pete bedeutet mir mit der Hand, daß ich ihn nur machen lassen soll. Er zückt sein Mobiltelefon und geht in sein Zimmer, und als er wieder zum Vorschein kommt, gibt er mir einen Zettel, auf dem eine Uhrzeit – in zwei Stunden genaugenommen – und eine Adresse vermerkt sind.
    »Sneaky Pete«, sage ich ernst, »vielen Dank. Ich werd an dich denken, wenn ich reich und berühmt bin.«
    willkommen bei coca-cola

    Ich bin der einzige Mensch in Los Angeles, der kein Auto besitzt, deshalb nehme ich den Bus zum Coca-Cola-Hochhaus (offiziell hat das Unternehmen seinen Hauptsitz zwar in Atlanta, doch haben die Herrschaften dort wohl begriffen, daß man so einen Laden nur von Kalifornien aus richtig führen kann). Dieser Turm ist von unserer Wohnung im Osten von LA rund zwanzig Minuten entfernt, doch so riesengroß, daß ich weitere fünf Minuten brauche, um das Ungetüm von oben bis unten ungläubig anzustarren. Einfach gigantisch, schwarz und einem großen Glas Cola so ähnlich, daß es sich dabei nur um einen Zufall handeln kann.
    Ich atme tief ein und gehe dann zur Rezeption, nicht ohne vorher etlichen stümperhaft dargebotenen Coca-Cola-Memorabilien pflichtgemäß Reverenz zu erweisen. Ich stelle fest, daß, wie in allen großen Unternehmen, die Chancengleichheit und Leistungsdenken propagieren, am Empfang eine superheiße junge Dame auf mich wartet.
    »Scat«, sage ich zu ihr. »Ich bin mit der Marketingmanagerin für Neueinführungen verabredet.«
    Die Empfangsdame nimmt dies zur Kenntnis, ohne aufzublikken. Als ich mich gerade nochmals, diesmal allerdings vernehmlicher, bemerkbar machen will, sagt sie: »Sie wird in ein paar Minuten da sein, Mr. Scat. Darf ich Ihnen inzwischen das Besprechungszimmer zeigen?«
    »Dürfen Sie«, sage ich großzügig. Sie schiebt mir das Besucherschildchen über den Tisch und führt mich in einen gut beleuchteten Raum mit einem Mahagonischreibtisch, großen roten Sesseln und einem so dicken Teppich, daß man darin leicht ein paar Kleinkinder versenken könnte. Ich knalle meine Tasche auf den Tisch und lasse mich in einen Sessel fallen. »Danke.«
    Die Empfangsdame beglückt mich mit einem wahrhaft beleidigenden Lächeln, wozu sie nur die Hälfte ihres Mundes benötigt – doch was soll sie als attraktives junges Ding denn sonst auch tun?
    die körperlichen reize der frau – und was es damit auf sich hat

    Ich finde attraktive Frauen einfach grauenhaft.
    Nicht alle attraktiven Frauen natürlich. Manche attraktiven Frauen finde ich sogar voll gut.
    Attraktive Frauen, die mich mögen zum Beispiel, haben bei mir sofort einen Stein im Brett. Kluge attraktive Frauen mag ich ebenfalls. Aber die übrigen kann ich nicht ausstehen.
    Wie ich die Sache sehe, besteht das Problem darin, daß ein Großteil der attraktiven Frauen sich damit begnügt, attraktiv zu sein. Sie werden irgendwann sechzehn und
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