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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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die Uhr.
    Ich stammle: »Neues Cola-Produkt. Schwarze Dose. Name: Fukk.«
    6 schaut mich lange völlig ausdruckslos an. Ich überlege schon, ob sie mir vielleicht einen Zeitaufschub gewährt und noch mehr von mir hören will, als sie sagt: »Mr. Scat, ich würde heute abend gerne mit Ihnen essen gehen. Sagen wir um sieben im Saville.«
    aber euer ehren

    Zu meiner Verteidigung würde ich gerne noch sagen, daß ich nicht etwa wegen ihres Aussehens auf sie abgefahren bin. Ich meine, natürlich war sie der Typ, dem minderbemittelte Männer an der Ampel die idiotischsten Komplimente zuröcheln – nach dem Motto: »Hallo, Süße! Oh, mein Gott!« –, doch so einer bin ich nicht. Nein, so bin ich wirklich nicht.
    Was ich eigentlich sagen will; ja, wirklich: Was mich an ihr vor allem fasziniert hat, war ihre Persönlichkeit – ihr Geist.
    Doch, ehrlich.
    kollegiale zuneigung

    Also, Leute, die sich selbst verkaufen können, muß man einfach achten.
    Manche legen sich aus diesem Grund einen total verrückten, irren und/oder voll abgedrehten Namen zu. Andere versuchen es mit total verrückten, irren, voll abgedrehten Klamotten, zum Beispiel einem Hut aus den dreißiger Jahren oder einer violetten Bundfaltenhose. Wieder andere klopfen unentwegt dieselben Sprüche, um sich so etwas wie ein Image aufzubauen. Und manche stürzen einfach voll ab und tun gar nichts.
    Wenn man sich so viel Mühe gibt und dann Leute sieht, die rudern und strampeln und trotzdem nichts auf die Reihe kriegen, dann ist es geradezu Pflicht, jemanden zu bewundern, der tatsächlich was auf die Beine stellt.
    Daran erkennt ihr schon, daß ich im Grunde genommen für 6 nichts weiter empfand als aufrichtige kollegiale Zuneigung. Und, okay, ein tiefes Verlangen sie nackt zu sehen.
    autos

    Das Saville ist um sieben Uhr abends vor allem eine Art Porsche-Treff. Ich finde es deshalb ungemein enttäuschend, daß ich keinen Porsche besitze.
    Doch das ist natürlich keine Entschuldigung. Als ich nach Hause komme, rufe ich deshalb erst mal einen Porsche-Händler an. Ich erzähl dem Menschen dort, daß ich gerade aus Australien gekommen bin und morgen nach England weiterreise und in der Zwischenzeit für meinen Vater zum Geburtstag gerne noch schnell einen Porsche erstehen möchte. Ob er es vielleicht ermöglichen kann, den Laden heute für mich ein bißchen länger offenzuhalten? Der Mann entgegnet mir mit der Stimme eines Autoverkäufers, der soeben aus heiterem Himmel eine Provision von fünfzigtausend Dollar auf sich zukommen sieht, daß die Niederlassung ihrer verehrten Kundschaft stets zu Diensten ist. Ich belobige ihn für die Kundenfreundlichkeit seiner Firma und sage ihm, daß ich gegen sechs dort aufkreuzen werde.
    Dann mache ich eine Mercedes-Benz-Niederlassung in der Nähe ausfindig und treibe mit den Leuten dort dasselbe Spiel. Dann kommt noch ein Saab- und schließlich ein Ford-Händler an die Reihe.
    Die Sache ist doch die: Man kann nicht einfach zu Fuß daherkommen und dann mit einem teuren Porsche mal schnell ’ne Spritztour machen. Aber man kann einen Porsche probefahren, wenn man in einem Mercedes vorfährt, und man kann einen Mercedes probefahren, wenn man in einem Saab vorfährt, und man kann natürlich einen Saab probefahren, wenn man in dem neuesten Ford-Modell anreist. Und ich bin ziemlich zuversichtlich, daß ich die Ford-Typen auch zu Fuß reinlegen kann.
    Als dies erledigt ist, bitte ich Sneaky Pete um Garderobenassistenz. »Was für ein Anlaß?« fragt er ruhig.
    »Romantische Attacke. Schönes Mädchen, das ihr Verlangen nach mir durch lesbisches Gehabe überspielt.«
    Sneaky Pete nimmt dies schweigend zur Kenntnis. Er starrt in meinen Schrank und zieht dann eine Jacke, einen Schlips, eine Hose und ein Hemd daraus hervor. Ich bin beeindruckt, doch er fängt gerade erst an. Er geht zu meinem Schreibtisch und inspiziert meine Accessoires. Bedauerlicherweise scheint dort nichts sein Wohlgefallen zu finden, deshalb verschwindet er in seinem eigenen Zimmer. Kurz darauf kehrt er mit einer Rolex, einer Sonnenbrille und einer dünnen Kette zurück, von der ich nicht recht weiß, ob ich sie mir nun um das Handgelenk, die Taille oder um den Hals schlingen soll.
    »Danke«, sage ich tief gerührt. Sneaky Pete nickt und zieht sich schweigend zurück.
    Als ich geduscht, rasiert und angezogen bin, fahre ich mit dem Bus zu dem Ford-Händler. Es ist nicht weiter schwierig, dort eine Kiste für die Probefahrt zu bekommen. Von jetzt an läuft alles
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