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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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seine Stücke, Émilie spielte Hauptrollen.
    1740 erschien Émilies Institutions de physique . Sie fragte nach dem Zusammenhang von Energie, Masse und Geschwindigkeit. Ihre These lautete, die Energie eines Körpers verhalte sich proportional zum Quadrat seiner Geschwindigkeit.
    Anderthalb Jahrhunderte später, 1905, stellte Albert Einstein die Formel Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat (E = mc 2 ) auf.
    Émilie war eine Vorläuferin von Albert Einstein.
     
    1745 begann sie mit der Übersetzung von Newtons Principia Mathematica . Sie legte die dritte lateinische Auflage zugrunde, die 1726 in London unter Newtons Aufsicht erschienen war.
    Schließlich schrieb Émilie die Rede vom Glück , Discours sur le bonheur .
    Émilie du Châtelet – ebenbürtig war ihr nur Voltaire. Er nannte sie die göttliche Geliebte.
    Immanuel Kant schrieb:
     
«Der Vorzug des Verstandes und der Wissenschaft setzt sie über alle übrigen ihres Geschlechtes und auch über einen großen Theil des anderen hinweg.»

7.
    Friedrich, Kronprinz, vertrieb sich die Wartezeit in Rheinsberg mit Philosophieren, Versifizieren, Musizieren, Korrespondieren, Komponieren.
    Natürlich nicht allein.
    Im Schloß «hauste zarte Freundschaft».
    Dem kronprinzlichen Herzen am nächsten standen Charles Étienne Jordan, Dietrich Freiherr von Keyserlingk, Heinrich Baron de la Motte-Fouqué und Ulrich von Suhm, ein sächsischer Diplomat, den Friedrich Diaphanes, den Offenherzigen, nannte.
    Jordan, Bibliothekar und Sekretär des Kronprinzen, vormals reformierter Prediger in Potzlow, Uckermark, und in Prenzlau.
    Fouqué, Offizier, Liebhaber des Theaters und der Musik.
    Keyserlingk, vom Kronprinzen le cher Césarion genannt, Offizier, Stallmeister, Tänzer, Plauderer.
    Das Militärische beredete der Kronprinz gern mit dem Vicomte de Chasôt, mit Christoph Ludwig von Stille und mit Fouqué.
In Rheinsberg blieben sie Schattenkrieger.
    v. Stille hielt mehr von der deutschen Literatur als der Kronprinz.
    Schloß Rheinsberg am Grienericksee hatte der Kronprinz von seinem widerwärtigen Vater, dem preußischen König Friedrich Wilhelm   I., geschenkt bekommen zum Lohn für gezeigte Gefügigkeit.
     
    Im Sommer 1736, nachdem die Innenausstattung des Schlosses geleistet war, bezogen Friedrich, Kronprinz, und Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Kronprinzessin, den südlichen Flügel. Verheiratet hatte man die beiden schon 1733, auf Schloß Salzdahlum. Sie war ihm als Ehefrau aufgezwungen worden.
    Später, nach der Besteigung des Throns, verschickte Friedrich seine Frau, jetzt Königin, ins Schloß Schönhausen bei Berlin. Das Schloß machte er ihr zum Geschenk. Dort wohnte sie im Sommer. Im Winter lebte sie im Berliner Stadtschloß. Da sah sie ihn nur bei Festivitäten.
    Zur Kronprinzenzeit in Rheinsberg waren außer der Kronprinzessin einige andere Damen zugelassen. Zum Tanzen und bei Spielen, als Publikum von Konzerten, bei Bootspartien auf dem Grienericksee.
    Höfisches Zubehör.
    Elisabeth Dorothea Juliane von Walmoden, Hofdame von Friedrichs Frau Elisabeth Christine.
    Baronin Charlotte von Morrien.
    Louise von Brandt.
    Auguste von Tettau.
    In Geschmacksfragen der Architektur und Malerei galt dem Kronprinzen das Urteil Knobelsdorffs, der dem Rheinsberger Schloß in den Jahren von 1737 bis 1740 den zweiten Gebäudeflügel, den zweiten Turm und die Kolonnade zwischen den Türmen hinzufügte.
    Als Gast sah man den Maler Antoine Pesne, der den Kronprinz in Rheinsberg portraitierte.
    Die Bibliothek bestückte der Kronprinz mit französischen Büchern. Ein Bildnis Voltaires in Lebensgröße hing ihm vor Augen.
    Die Rheinsberger Jahre waren seine französische Studienzeit.
     
    Friedrich stand es bevor, preußischer König zu werden, aber er zeigte sich als Verächter der deutschen Sprache und Literatur. Im Schloß Rheinsberg wurde kaum Deutsch gesprochen.
    In Deutschland, so meinte Friedrich, herrsche ein Mischmasch vulgärer Dialekte, den man die deutsche Sprache nenne.
    Von der deutschen Literatur hielt er nichts, und mit seinem Deutsch war es nicht weit her.
    Das wußte er.
    Sein Ausdruck, seine Orthographie und Zeichensetzung im Deutschen offenbaren sich in den Briefen, die er an seinen Rheinsberger Kammerdiener und späteren Geheimen Kammerier Michael Fredersdorf schrieb.
    Für Friedrich, der seit Rheinsberg von der Naturrechtslehre des Rationalisten Christian Wolff beeindruckt war, mußte der Freund Ulrich von Suhm sogar
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