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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Friedrichs, das dieser ihm habe schicken lassen, das aber der preußische Geschäftsträger in Paris, Monsieur Chambrier, requiriert hätte für seine eigenen Zwecke.
    Postwendend bestritt Friedrich, sein Portrait an Voltaire gesandt zu haben:
     
«… eine derartige Unart ist mir durchaus nicht in den Sinn gekommen.»
     
    Vielmehr habe er Voltaire eine Sokrates-Büste geschickt, die die Form eines Gehstock-Knaufs besitze.
    Friedrich fügte dem Brief eine seiner Hervorbringungen hinzu, die er für poetisch hielt. Allerdings war er sich der Zweifelhaftigkeit seiner Verse bewußt; er versah sie mit der Bemerkung, es gehöre für einen Frosch des Heiligen Tals viel Kühnheit dazu, in Apolls Gegenwart das Quaken zu wagen.
     
    So ging es fort.
    Friedrich bescheinigte Voltaire, der größte Mann Frankreichs zu sein, und er versicherte, daß er nicht von seinem Wunsch lassen werde, Voltaire eines Tages zu sehen.
    Voltaire, nicht faul, berichtete, er sei in Amsterdam an zwei Berliner geraten, die voller Bewunderung von Friedrich gesprochen hätten; er habe sie gefragt:
    «Wo ist mein Gott? Wann werden meine Augen meinen Heiland sehen?»
    Voltaire ließ wissen, er werde Holland wieder verlassen; die Freundschaft rufe ihn nach Cirey zurück.
    Die Sokrates-Büste als Gehstock-Knauf war in Cirey angelangt.
     
    Voltaire schrieb, man hätte sich in Cirey schon geschmeichelt gefühlt, mit dem Konterfei des einzigen Prinzen, der auf Erden zähle, ausgezeichnet worden zu sein. Émilie, die es verdiene, erwarte ein Portrait Friedrichs.
    Friedrich hatte die französische Übersetzung der Metaphysik von Christian Wolff angekündigt. Voltaire schrieb, er wage zu behaupten, Friedrich selbst habe die Metaphysik ins Französische übertragen.
    Friedrich erwiderte, nicht er habe die Metaphysik Wolffs übersetzt. Diese Ehre komme einem seiner Freunde zu, der sich seit einigen Monaten in Rußland aufhalte.
    Jener Freund hieß Ulrich von Suhm, der seit 1736 als sächsischer Gesandter in Petersburg weilte.
     
    Ob Voltaire an einem Portrait Friedrichs interessiert war?
    Friedrich ignorierte den vorgeblichen Wunsch Émilies; er antwortete, ihm scheine, Voltaire wünsche sein Portrait. Er habe es in Auftrag gegeben. Knobelsdorff, einer seiner Kavaliere, habe das Portrait gemalt.
    Friedrich schrieb, der Baron von Keyserlingk, ein intimer Freund, werde das Bild nach Cirey bringen.
    Und wieder der Versuch Friedrichs, Voltaire nach Berlin zu ziehen.
     
«Berlin könnte nicht umhin, eine der berühmtesten Städte Europas zu werden, wenn es in der Lage wäre, Monsieur de Voltaire anzulocken.»
     
    Schließlich doch noch die Erwähnung Émilies. Die Marquise du Châtelet wünsche sein Abbild; er willige also ein. Es sei an ihm, das ihrige zu erbitten.
    Er erbat es nicht.
     
    Im April 1737 wandte Voltaire sich der Metaphysik Wolffs zu. Er lobte dessen Scharfsinn, kritisierte dessen Begriff von den «einfachen Dingen». Was Materie auch sein möge; ob die Seele mit dem Menschen vergehe oder unsterblich sei – das Weiseste, Würdigste sei es, wenn Friedrich seine Seele mit allen Tugenden, allen Freuden und allem Wissen beglücke, als Fürst und Weiser lebe, glücklich sei und andere glücklich mache.
    Eines der größten Geschenke Friedrichs an die Menschheit werde sein, wenn er Aberglaube und Fanatismus zertrete und nicht zulasse, daß ein Mensch, der eine Robe trage, andere Menschen verfolge, die nicht so denken wie er.
     
    Friedrich hatte Voltaire die Erinnerungen von Johann Gotthilf Vockeroth an Zar Peter   I. geschickt und zog die Größe Peters, ganz im Sinne Vockeroths, in Zweifel.
    Man könne nicht vorsichtig genug sein, wenn es darum gehe, große Männer zu beurteilen. Peter habe sich despotisch gebärdet wie kein anderer Souverän. Ausländer hätten ihn bewundert, aber von seinen Untertanen sei er gehaßt worden.
    Pompejus sei – zum Vergleich – bewundert worden, aber in Ciceros Briefen sehe man einen anderen.
    Oder: Quintus Curtius habe in seiner Geschichte Alexanders des Großen Alexander als einen der größten Männer der Erde darzustellen gewußt; es könne aber sein, daß Alexander nur ein berühmter Räuberhauptmann gewesen sei.
    Mit einem Wort: Die Reputation von Menschen hänge von der Gunst der Historiographen ab. Sie schafften eine Menge Beispielhaftes heran, wenn sie eine Vorliebe für den Ruhm von Monarchen hegten.
    Zugleich übersandte Friedrich eine Epistel zum Ruhme Émilies – À la divine Émilie – und bat
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