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Sinnliche Versuchung in Italien

Sinnliche Versuchung in Italien

Titel: Sinnliche Versuchung in Italien
Autoren: Rebecca Winters
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Schlafzimmer rutschte ihm auf den Fliesen im Flur plötzlich die Krücke weg. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
    Ein dumpfer Schlag weckte Annabelle auf. Irgendetwas musste hinuntergefallen sein. Dann hörte sie einen Schrei und eine Reihe unverständlicher Flüche auf Italienisch. Sie sprang aus dem Bett. Jemand – es hatte nach einem Mann geklungen – musste im Haus sein und sich wehgetan haben. Guilio war es wohl nicht. Er hätte vorher angerufen. Vielleicht gab es so etwas wie einen Hausmeister hier, von dem sie nichts wusste.
    Mit klopfendem Herzen warf sie sich den Bademantel über, lief zur Tür und riss sie auf. Eine dunkle Gestalt lag auf dem Boden und versuchte ächzend, wieder auf die Beine zu kommen.
    Offenbar war der Eindringling verletzt und hilflos. Deshalb traute sie sich, das Licht einzuschalten. Überrascht wandte der nächtliche Besucher den Kopf und blinzelte, weil ihn die Helligkeit blendete. Es war tatsächlich ein Mann. Er hatte ein Gesicht, in das sich tiefe Linien eingegraben hatten, die sie nur von Schmerzpatienten her kannte, und einen muskulösen Körper, der zwar abgemagert war, ihr aber dennoch Furcht einflößte.
    Beherzt griff sie nach der Krücke auf dem Boden und hielt sie ihm drohend entgegen. „Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, und vielleicht verstehen Sie auch kein Englisch, aber wenn Sie noch eine Bewegung machen, werde ich Sie hiermit aufhalten“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor und machte einen Schritt auf ihn zu.
    „Das wäre unfair, Signorina. Man schlägt niemanden, der schon am Boden liegt.“
    Die Stimme des Fremden klang tief und angenehm, sein Englisch mit leichtem italienischem Akzent war perfekt. Doch dass er sie trotz seiner misslichen Lage und seiner offensichtlichen Behinderung verspottete, gefiel ihr ganz und gar nicht. Deshalb musste sie ihn unbedingt in seine Schranken weisen und durfte ihm ihre Angst nicht zeigen.
    „Sie befinden sich auf fremdem Grund und Boden, Signore.“
    Er richtete den Oberkörper auf, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und streckte die langen Beine aus. Wenn er aufstand, konnte er gut und gern einsneunzig groß sein. Und seine Schultern waren breiter, als sie zunächst vermutet hatte.
    „Nicht ich, sondern Sie gehören hier nicht her, Signorina. Da ich jetzt unbedingt allein sein möchte, bitte ich Sie, das Feld zu räumen.“
    Annabelle schnaufte vor Ärger. „Zufällig weiß ich, dass in diesem Haus seit Jahren niemand mehr wohnt.“
    Er schloss die Augen. Auf seiner Stirn und Oberlippe hatten sich Schweißperlen gebildet. Der Mann schien erschöpft zu sein und Schmerzen zu haben. Widerwillig empfand sie Mitgefühl für ihn.
    „Trotzdem bin ich der Besitzer und will wissen, was Sie hier verloren haben, Signorina.“
    Das fand sie unverschämt. „ Sie sind hier eingedrungen. Deshalb stelle ich die Fragen“, fuhr sie ihn an. „Aber vorher möchte ich Ihren Personalausweis sehen.“
    Er öffnete mühsam die Lider und schaute Annabelle durch pechschwarze Wimpern an. „Wie schade. So jung und schon so misstrauisch.“
    Vor Zorn stieg ihr das Blut in die Wangen. „Was heißt hier schon?“
    „Sie sind noch nicht einmal verheiratet“, er deutete mit dem Kinn auf ihre ringlose rechte Hand, „und benehmen sich bereits, als hätten Sie nichts als Enttäuschungen hinter sich. Bei einer Vierzigjährigen könnte ich das ja verstehen.“
    Das hätte er nicht sagen dürfen! „Und ich verstehe nicht, wie einer in Ihrem Alter schon zum Zyniker geworden ist. Hat keine Sie genommen, oder konnte es keine mit Ihnen aushalten? Doch das sollte mir eigentlich egal sein. Eins lassen Sie sich allerdings gesagt sein: Sie brauchen einen Rollator und keine Krücke, die Ihnen wegrutschen kann.“
    Er presste die Lippen zusammen. Weil ihn ihre Worte getroffen hatten? Oder weil er Schmerzen hatte?
    „Signorina“, er schien am Ende seiner Geduld zu sein, „geben Sie doch endlich zu, dass Sie eine abgebrannte Touristin sind, die sich kein Hotelzimmer leisten kann und deshalb in der Gegend nach einem unbewohnten Haus gesucht hat, um sich dort einzunisten.“
    Das war eine gemeine Unterstellung. „Und wenn es so wäre?“, fuhr sie ihn an. „Haben Sie sich besser verhalten? Sie schleichen sich nachts in ein verlassenes Gebäude, um Ihre Wunden zu lecken.“
    „Wie ein geprügelter Hund, meinen Sie?“
    Das klang bitter, und sie bemerkte – daran bestand kein Zweifel –, dass es dem Mann schlecht ging. Es war
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