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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
Autoren: Georg Dreißig
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kommst.«
    »Hoffentlich bleibt's dabei«, lachte der alte Zauberer, und aus lauter Dankbarkeit und Freude darüber, dass Simsala in die Schule aufgenommen worden war, zauberte er dem Rektor schnell einen großen goldenen Orden an die Brust. Rektor Häusler blickte etwas verdutzt drein. Das konnte ja heiter werden!
    »Herr Bim, bitte«, räusperte er sich, »bitte schön. Aber das Zaubern hat innerhalb der Schule gänzlich zu unterbleiben.«
    Der alte Zauberer nickte lächelnd. »Entschuldigen Sie, Herr Rektor«, erwiderte er, »ich wollte Ihnen nur eine kleine Freude machen.« Dann schaute er den goldenen Orden auf Herrn Häuslers Brust streng an und wies mit dem Zeigefinger seiner Rechten befehlend auf das Fenster, an dem sie eben vorübergingen.
    Dem Rektor blieb nun doch die Spucke weg. Denn auf einmal begann sein Orden mit den Flügeln zu schlagen, verwandelte sich von seiner Brust weg in ein goldenes Vögelchen und flog zwitschernd hinaus. »Potzblitz«, brummte der Rektor überrascht, »das war etwas.«
    »Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gern das eine oder andere beibringen«, bot Herr Bim zuvorkommend an. »Es gibt Sachen, die lernt jemand wie Sie innerhalb von zehn Jahren mit Leichtigkeit.«
    Dabei versuchte er, mit seinem weißen Taschentuch unauffällig einen kleinen Fleck wegzuwischen, den das Goldvöglein in der Aufregung auf Rektor Häuslers Anzugjacke zurückgelassen hatte.
    »Danke bestens«, antwortete der Rektor höflich, »ich werde auf Ihr Angebot zurückkommen, wenn ich pensioniert worden bin.«
    Simsala war still hinter den beiden Männern zurückgeblieben und hatte mit großen Augen alles betrachtet, was es auf einem Schulflur so zu sehen gab. Für einen Moment hatte er vor der Reihe goldgerahmter. Bilder gestanden, welche die früheren Rektoren dieser Schule zeigten. Es war eine sehr alte Schule. Freundlich hatte er den schnurrbärtigen alten Herren zugeblinzelt, die ziemlich streng auf ihn herabschauten. Als er weiterging, zwinkerten auch die alten Rektoren mit dem linken Auge und sahen plötzlich gar nicht mehr so streng aus. Der große Gummibaum in der Ecke des Flurs trug, seitdem die kleine Hand des Kindes im Vorbeigehen liebevoll über seine Blätter gefahren war, prächtige gelbe Blüten, einen Schmuck, von dem er sich bisher nie hatte träumen lassen.
    Und aus dem Wasserhahn wäre beinahe Limonade geflossen. Aber gerade, als Simsala diese kleine Verbesserung vornehmen wollte, traf ihn der warnende Blick seines Vaters, sodass er es doch lieber unterließ. Jetzt rief Rektor Häusler so zufrieden, als hätte er Vater Bim auf einem außerordentlich schwierigen Weg endlich glücklich zum Ziel geführt: »So, da wären wir also.« Dann klopfte er laut an die Tür der la. Drinnen konnte man es rascheln hören, wie es eben raschelt, wenn zwanzig Erstklässler zugleich von ihren Plätzen aufspringen. Dann rief eine freundliche Stimme: »Herein.« Die Tür wurde aufgerissen, und als der Rektor mit Herrn Bim und Simsala eintrat, sahen sie Herrn Martin mit beiden Armen dirigieren, und sie hörten die Kinder laut und aufgeregt - und deshalb nicht ganz sauber - »Viel Glück und viel Segen« singen.
    Simsala stand in der Türöffnung und betrachtete scheu die singenden Kinder. Im Herzen aber war er froh, so froh, dass er zu ihnen in die Klasse gehen durfte, dass auch er ihre Lieder lernen würde und die Spiele, die sie spielten. Nachdem die Klasse das Lied erst einstimmig gesungen und dann noch einmal im Kanon versucht hatte - was ein tolles Durcheinander gab -, riefen die Kinder im Chor: »Gu - ten Mor - gen Sim - sa - la«, wie sie es mit Herrn Martin eingeübt hatten.
    »Guten Morgen«, erwiderte Simsala artig und räusperte sich, weil ihm vor lauter Glück ein Kloß im Hals steckte. Dann, ohne sich recht zu bedenken, warf er die Arme hoch in die Luft und rief: »Juchhei!«
    Da regnete es plötzlich Schokoladen taler auf die Erstklässler herab, dass die zunächst überrascht in Deckung gingen, sich dann aber jubelnd um den unerwarteten Segen zu balgen begannen.
    »Simsala!«, zischte der alte Zauberer streng und wischte schnell mit der Linken durch die Luft.
    Da war von den Schokoladentalern nichts mehr zu sehen. Der Junge aber stand mit rotem Kopf beschämt vor seinen neuen Kameraden.
    »Setzt euch!« rief Herr Martin bestimmt, und die Kinder suchten überrascht ihre Plätze auf. Worum hatten sie sich eben eigentlich gerangelt?
    »Du darfst hier in der ersten Reihe sitzen«, sagte Herr Martin
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