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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
Autoren: Georg Dreißig
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sah sie aus wie eine ganz gewöhnliche Einkaufstüte, aber sie glitzerte in allen Farben. Die Hunde und Katzen, die darauf abgebildet waren, konnten die Augen öffnen und schließen, leise bellen und miauen und mit den Schwänzen wedeln.
    Die Erstklässler hatten so etwas Wundervolles noch nie gesehen.
    Endlich fragte der dicke Junge: »Und was ist drin in der Tüte? Die ist doch ziemlich klein, oder?« Simsala musterte seine Schultüte unsicher. »Was meinst du denn?«, fragte er endlich zurück. »Schokolade vielleicht«, erwiderte der dicke Junge. Der kleine Zauberer fasste in die Tüte - und tatsächlich, er holte eine Schokolade nach der anderen heraus. Jetzt wollte ein anderes Kind sein Glück versuchen. »Salzstangen«, riet es - und Simsala zog Salzstangen hervor. »Wachsstifte«, vermutete ein Mädchen. »Was ist das ?« fragte der kleine Zauberer verlegen, und es zeigte sich, dass Wachsstifte nicht in seiner Tüte waren. Aber Zuckerkekse fanden sich darin und ein Ball, ein Flugzeug, ein Taschenmesser mit sieben Klingen, eine Streichholzschachtel, ein Radiergummi, ein Hammer, lange Nägel, Wiener Würstchen, noch warm ... Es gab fast nichts, was die Kinder vergebens geraten hätten. Schade, dass irgendwann die Glocke zur nächsten Stunde läutete und der Freude der Erstklässler vorerst ein Ende machte.
    »Ist auch eine Puppe in deiner Schultüte«, flüsterte Ruth noch schnell, als sie schon wieder auf ihren Plätzen saßen, »eine mit goldenen Haaren und einem rosa Kleid, die richtig weinen kann?«
    »Bestimmt«, erwiderte Simsala verlegen, »nur - ich hab die Tüte leider verloren.«

Zehn weniger sechs ist manchmal dreizehn
    »Jetzt wollen wir Simsala zeigen, was wir im Rechnen schon alles gelernt haben«, sagte Herr Martin. Er verteilte an die Kinder kleine Säckchen, in denen es geheimnisvoll klickerte. Auch Simsala bekam eins und befühlte es neugierig.
    »Es sind Kieselsteine drin«, flüsterte Ruth ihm leise zu. Aber Herr Martin schaute sie ernst an und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
    »In jedem Säckchen sind zehn Kieselsteine«, sagte der Lehrer, »das haben wir schon herausgefunden. Weil aber niemand unsere Säckchen bewacht hat heute nacht, als wir nicht da waren, könnte es ja sein, dass ein Räuber gekommen ist und ein paar Steine gestohlen hat. Zählt also vorsichtshalber noch einmal nach/ wie viele Steine jeder von euch hat.«
    Die Kinder schütteten die Kieselsteine vor sich auf die Bank und begannen eifrig zu zählen. »Nun, was habt ihr herausgefunden?«, fragte Herr Martin nach einer Weile.
    Es zeigte sich, dass wohl doch kein Räuber dagewesen war, denn alle Kinder hatten zehn Steine vorgefunden. Nur Simsala saß bestürzt vor einem größeren Steinehaufen.
    »Sind das zehn?«, fragte er den Lehrer und bekannte beschämt: »Ich kann doch nur bis fünf zählen.« Ruth musste für ihn nachzählen.
    »Siebzehn«, stellte sie endlich fest, »der Räuber war doch da und hat in Simsalas Säckchen sieben Steine mehr versteckt.«
    Herr Martin wiegte ungläubig den Kopf. Wortlos nahm er sieben Kiesel an sich und steckte sie in seine Hosentasche. »Tu die Übrigen mal wieder hinein in deinen Sack, Simsa-la«, sagte er möglichst ruhig.
    Auch die anderen Kinder mussten ihre Kiesel zurück in die Säckchen stecken. Dann begann das Rechnen. »Nehmt vier Steine heraus«, befahl der Lehrer, »und zählt, wie viele Kieselsteine dann noch im Säckchen sind.«
    »Sechs«, riefen nach einer Weile die Kinder. »In Simsalas sind acht«, stellte Ruth trocken fest. »Stimmt das wirklich?«, fragte Herr Martin stirnrunzelnd.
    Der kleine Zauberer hatte das Gefühl, dass er schon wieder etwas falsch gemacht hätte. Beschämt schüttelte er das kleine Säckchen. »Nein, es war noch einer drin«, rief er erleichtert. »Ist es so recht?«
    Der Lehrer nickte Simsala freundlich zu, antwortete aber nicht. Statt dessen wandte er sich wieder der Klasse zu. »Tut alle Steine wieder in die Säckchen, und nehmt dann sechs Steine heraus«, sagte er. »Wie viele Steine sind noch in den Säckchen?«
    Diesmal riefen die Kinder nach schweigendem Auszählen: »Vier.«
    Nur Ruth meldete: »In Simsalas sind dreizehn.«
    Herr Martin dachte nach. Wie sollten die Kinder Rechnen lernen, wenn bei dem kleinen Zauberer immer etwas anderes herauskam? So rief er Simsala zu sich und sagte: »Du darfst ins Schulbüro laufen und neue Kreiden holen. Willst du das?«
    »Gern«, erwiderte der kleine Zauberer höflich. »Lass dir ruhig
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