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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition)
Autoren: T.S. Nightsoul
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Gefühle nicht eingestehen wollte. Was schnell, hart und heiß hätte werden sollen, hatte Nero das Genick gebrochen. Letztlich hatte er gedacht, lieber abweisen und warten, bis die Emotionen verschwanden, statt sich darauf einzulassen. Aber es funktionierte nicht.

    Nero hatte gesehen, dass er dem Kleinen massiv wehgetan hatte, dass dieser schmerzlich litt. Ihm erging es nicht anders. Eine Woche war seit dem Abschied vergangen, eine Woche, in der er mit sich rang, ob er sich entschuldigen sollte. Dean hatte Lora von seiner Mutter abgeholt, Nero mit Blicken erdolcht, was ihn vermuten ließ, dass der Kleine am Ende seiner Kräfte stand. Von Zeno wusste Nero, dass Ray nicht bei Dean wohnte. Das Leben hatte ihn erneut gebeutelt. Dessen Vater hatte die Wohnung zwangsräumen müssen, all das Inventar, Rays Eigentum, war verloren gegangen. Nero hatte letztlich keine Ahnung, wie es ihm ging, wo dieser untergekommen war, was der machte.

    Er hatte nach einem Grund gesucht, Ray abzuweisen. Da die Nacht nicht ohne Spuren an Nero vorbei gegangen war, hatte er es machen müssen. Andere verletzen, weil er nicht fähig war, zu seinen Gefühlen zu stehen. Das, was er versucht hatte, bei Ray zu verhindern, war bei ihm eingetreten. Sich mehr dabei zu denken, als eigentlich abgemacht gewesen war. Dabei war es Nero im Endeffekt die ganze Zeit bewusst gewesen. Bereits vor der Tour hatte er die Veränderung gespürt, sich Ray nicht entziehen können. Doch erst diese eine Nacht hatte es Nero knallhart vor Augen geführt.

    Die Worte seines Bruders hallten ihm im Kopf. Dass Nero derjenige war, der keine Rücksicht auf andere nahm, alle nach seiner Nase tanzen mussten. Neo hatte recht. Denn die Kontrolle zu haben, bedeutete Sicherheit. Die Beherrschung hatte Nero verloren und damit alle Vorsätze in den Wind geschossen. Er war ein Mistkerl, weil er mit sich selbst nicht klarkam und mit simplen Emotionen überfordert war. Am Ende stand er da, mit dem Blick auf die Vergangenheit und fragte sich, ob es wirklich hätte sein müssen, Ray zu verletzen. Noch mehr Wunden zu reißen, als der Kleine ohnehin schon hatte.

    Nero vertrieb die Gedanken. Er hatte das Blatt verspielt, es gab kein Zurück. Seine Worte hatten das Gewicht verloren, würden nicht geglaubt werden, ganz gleich, welche Entschuldigung oder Erklärung er hervorbrächte. Es war aus.

    Nero startete den Wagen und machte sich auf den Weg zu Sven. Einige Dinge musste er ins Reine bringen. Zudem wollte er wissen, was der Grund dafür war, dass Neo sich aufgegeben hatte.

    ***

    Als Nero die Stufen hinunterging, ließ er den Blick über die Anwesenden schweifen. Zeno, Mark und Blair waren da. Nero ging zwischen den Reihen der Fabrikhalle hindurch und trat zu ihnen. Es war spät. Nero hatte dieses Treffen einberufen, da es ihm wichtig erschienen war. Die Gesichter, in die er schaute, waren ernst, betrübt. Trauer und bittere Enttäuschung hingen in der Luft. Nero ahnte, warum, wollte den Gedanken aber nicht wahrhaben. Es schien sich alles gen Ende zu neigen. In vielerlei Hinsicht.

    „Sind wir komplett?“, meinte er, die Antwort bereits wissend, bevor Mark ein „Ja“ ausstieß. Vielleicht hatte Ray nicht gekonnt, sagte er sich, an eine naive, primitive Hoffnung klammernd. Nero fragte sich, seit wann er so etwas tat. Er sollte den Tatsachen ins Auge sehen. Trotzdem er von dem Kleinen keine offizielle Erklärung in Sachen Ausstieg bekommen hatte. Es hatte bereits in der Luft gehangen, als sie von der Tour zurückgekommen war. Dieser eine Moment vor dem Bus, als er Ray angesehen hatte. Das erste Mal nach den Stunden offenbart, was Nero fühlte. Nero brauchte niemandem etwas vormachen. Letztlich war alles belanglos. Für Nero würde es das letzte Mal sein, dass er als Leader vor der Gruppe stand, er hätte Ray nur gerne noch einmal gesehen.

    „Ich wollte mit euch reden. Heute Nachmittag hatte ich ein Gespräch mit Sven“, richtete Nero an die Anderen. „Ich habe ihn geschmissen“, meinte er ohne Umschweife.

    „Ist ja ein Ding“, stieß Zeno aus.

    „Ich denke, das war lange überfällig.“

    „Aber warum?“, wollte Mark wissen.

    „Weil Sven ein inkompetentes Arschloch ist, deswegen“, meinte Nero hart.

    „Und was jetzt?“

    „Wir werden ´Silvermind` bleiben“, entgegnete Nero. „Sobald sich die Sache mit meinem Bruder geregelt hat, suche ich jemanden Neues.“

    „Du wirst eine weitere Person finden müssen“, gab Blair leise von sich. Betretendes Schweigen senkte
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