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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition)
Autoren: Matthew Quick
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er wollte, und dass ich das nur als Vorschlag gemeint hätte, aber er war tief gekränkt. Er sah mich die ganze Zeit misstrauisch an, als würde ich ihn betrügen oder so. Aber das stimmte nicht. Ich wollte schlicht und ergreifend ein bisschen kürzertreten, um wieder mehr Spaß am Sex zu haben. Es war einfach zu viel des Guten, mehr wollte ich gar nicht sagen. Aber ich hatte ihm ganz offensichtlich weh getan, denn ehe ich mit meiner Erklärung fertig war, stand er auf und verschwand nach oben unter die Dusche. Er verließ das Haus, ohne sich zu verabschieden.
Ich erhielt den Anruf bei der Arbeit. Ich erinnere mich nur noch, dass man mir sagte, Tommy hätte einen Unfall gehabt und wäre ins West Jersey Hospital gebracht worden. Als ich ins Krankenhaus kam, waren ein Dutzend Männer in blauen Uniformen da, überall Cops. Ihre feuchten Augen sagten alles.
Später erfuhr ich, dass Tommy in der Mittagspause im Einkaufszentrum Cherry Hill gewesen war. In seinem Streifenwagen war eine Tüte von Victoria’s Secret voller Dessous gefunden worden – alles in meiner Größe. Auf der Rückfahrt nach Meadowville hielt er auf dem Highway an, um einer älteren Frau zu helfen, die eine Autopanne hatte. Tommy rief einen Abschleppwagen, blieb aber dann am Fenster der nervösen Frau stehen und plauderte mit ihr, um ihr die Wartezeit zu verkürzen. Tommy hat immer gern mit Leuten geplaudert. Der Streifenwagen parkte hinter ihm, mit eingeschaltetem Blaulicht, aber Tommy stand am Rand des Pannenstreifens. Irgendein Autofahrer, der beim Lunch zu tief ins Glas geschaut hatte, ließ sein Handy fallen, und als er sich bückte, um es aufzuheben, verriss er das Lenkrad, überquerte zwei Fahrspuren und …
In der Lokalzeitung stand: «Der Polizeibeamte Thomas Reed, der an der Highschool von Meadowville das Projekt gegen Alkohol am Steuer aus der Taufe gehoben hat, ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, der von einem betrunkenen Autofahrer verursacht worden war.» Das Ganze war so absurd, auf eine sadistische Art fast komisch. Zahllose Cops kamen zu seiner Beerdigung. Jugendliche von der Highschool verwandelten den Rasen vor meinem Haus in eine Gedenkstätte, standen mit Kerzen und Blumen auf dem Bürgersteig. Ich weigerte mich, vor die Tür zu gehen, und diese Kids halfen mir, die ersten Abende zu überstehen, indem sie für mich sangen, ein Chor aus traurigen, schönen Stimmen. Unsere Freunde versorgten mich mit Essen, Father Carey sprach mit mir über den Himmel, meine Eltern weinten mit mir, und Ronnie und Veronica wohnten die ersten paar Wochen bei mir. Aber ich wurde den Gedanken einfach nicht los, dass Tommy im Glauben gestorben war, ich hätte keinen Sex mehr mit ihm haben wollen. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, Pat. Ich wollte sterben. Ich musste immer daran denken, dass er in seiner Mittagspause nicht zu Victoria’s Secret gefahren wäre, wenn wir den Streit nicht gehabt hätten, und dann wäre er nicht an der Frau mit der Autopanne vorbeigekommen und wäre noch am Leben. Ich fühlte mich so schuldig. Ich fühle mich noch immer so verdammt schuldig.
Nach einigen Wochen ging ich wieder zur Arbeit, aber in meinem Kopf geriet alles durcheinander. Meine Schuldgefühle verwandelten sich in Verlangen, und auf einmal hatte ich wahnsinnige Lust auf Sex. Und so fing ich an, mit irgendwelchen Männern zu vögeln – mit jedem Mann, der dazu bereit war. Ich musste einen Mann nur auf diese gewisse Art ansehen und wusste sofort, ob er mit mir vögeln würde. Und wenn es dann passierte, schloss ich die Augen und stellte mir vor, es wäre Tommy. Um wieder mit meinem Mann zusammen zu sein, habe ich es überall getrieben. Im Auto. In der Kaffeeküche im Büro. In einer Seitenstraße. Hinter einem Gebüsch. Auf einer öffentlichen Toilette. Egal wo. Aber im Geist war es immer bei mir zu Hause unterm Küchentisch, und Tommy war wieder zu mir zurückgekehrt, und ich sagte ihm, der Sex mit ihm wäre mir nicht zu viel, sondern ich würde so oft er wollte mit ihm schlafen, weil ich ihn aus ganzem Herzen liebte.
Ich war krank. Und es mangelte nicht an Männern, die gewillt waren, meine Krankheit auszunutzen. Es gab überall Männer, die diese psychisch kranke Frau mit Freude vögelten.
Die Folgen waren Jobverlust, Therapie und zahlreiche medizinische Tests. Zum Glück hatte ich mir keine Krankheiten eingefangen, und ich würde mich jederzeit noch einmal testen lassen, falls das zwischen uns je ein Problem werden sollte. Aber selbst wenn ich
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