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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition)
Autoren: Matthew Quick
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mich mit AIDS oder sonst was angesteckt hätte, das wäre es damals für mich wert gewesen, weil ich diesen Abschluss gebraucht habe. Ich brauchte Vergebung. Ich musste die Phantasie ausleben. Ich musste meine Schuldgefühle wegvögeln, damit ich aus dem Nebel, in dem ich steckte, ausbrechen konnte, um etwas zu fühlen, um irgendwas zu fühlen und in meinem Leben neu anzufangen, was ich erst jetzt tue – seit wir Freunde geworden sind.
Ich gebe zu, dass ich Dich während des Essens bei Veronica zunächst als leichte Beute fürs Bett gesehen habe. Ich habe Dich in Deinem albernen Eagles-Trikot abtaxiert und mir gedacht, ich könnte Dich dazu bringen, mich zu vögeln, damit ich mir vormachen könnte, Du wärst Tommy. Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Ich wollte keinen Sex mehr mit Fremden, aber Du warst ja kein Fremder. Meine Schwester hatte Dich extra ausgesucht. Du warst ein ungefährlicher Mann, mit dem Ronnie mich verkuppeln wollte. Also hatte ich geplant, regelmäßig mit Dir zu schlafen, damit ich wieder Phantasien über Tommy haben könnte.
Aber als Du mich dann vor dem Haus meiner Eltern in den Arm genommen hast, und als Du mit mir geweint hast, da veränderte sich alles – auf sehr dramatische Weise. Ich verstand es nicht gleich, aber als wir zusammen gelaufen sind und Vollkornmüsli im Diner gegessen haben und am Strand waren und Freunde wurden – einfach Freunde, ohne durch Sex alles kompliziert zu machen –, da fand ich das irgendwie so schön, wie ich es nie erwartet hätte. Ich war einfach gern mit Dir zusammen, auch wenn wir kein Wort miteinander gesprochen haben.
Ich wusste, dass ich tiefere Gefühle für Dich hatte, als ich anfing, jedes Mal innerlich zusammenzuzucken, wenn Nikkis Name fiel. Es war offensichtlich, dass Du nie im Leben wieder mit Deiner Exfrau zusammenkommen würdest, daher rief ich Deine Mom an und machte sie in der Kneipe betrunken, und sie erzählte mir alles über Dich. Du hast mich nicht gesehen, aber ich stand bei Euch in der Einfahrt, als Du ihr ins Haus geholfen hast, weil sie ganz schön blau war. An dem Abend hab ich sie nach Hause gefahren. Nach dem, was mit Tommy passiert ist, rühre ich keinen Tropfen Alkohol mehr an. Deine Mom und ich treffen uns seitdem einmal die Woche, Pat. Sie brauchte eine Freundin. Sie brauchte jemanden, mit dem sie über Deinen Vater reden kann. Also habe ich ihr zugehört. Am Anfang habe ich sie bloß als Informationsquelle benutzt, aber inzwischen sind wir so was wie gute Freundinnen. Sie wusste nichts von den Briefen, die ich Dir als Nikki geschrieben habe, und nach der Geschichte an Weihnachten war sie eine Zeitlang ziemlich sauer auf mich, aber von diesem Brief weiß sie natürlich, weil sie ihn Dir ja überbracht hat. Sie ist eine sehr starke Frau und alles andere als nachtragend, Pat. Sie verdient etwas Besseres als Deinen Vater, und vielleicht verdienst Du etwas Besseres als mich. Das Leben kann echt seltsam sein.
Ich habe Dir die Briefe geschrieben, damit Du einen Abschluss finden kannst, wie ich ihn nach Tommys Tod irgendwie durch wahllosen Sex gefunden habe. Glaub mir bitte, dass ich mich Dir erst als Vermittlerin angeboten habe, als ich sicher war, dass Nikki sich unter keinen Umständen je wieder bereit erklären würde, mit Dir zu sprechen. Vielleicht wirst Du mir nie verzeihen können, aber mir war wichtig, Dir zu sagen, dass ich mit besten Absichten gehandelt habe – und ich liebe Dich nach wie vor auf meine eigene verkorkste Art.
Ich vermisse Dich, Pat. Ich vermisse Dich wirklich. Können wir wenigstens Freunde sein?
 
Tiffany

[zur Inhaltsübersicht]
    Getroffen!
    Als Danny Tiffanys letzten Brief ausgelesen hat, seufzt er, fährt sich mit den Fingern durch den Afro und schaut lange durchs Fenster meines Zimmers nach draußen. Ich möchte wissen, was er davon hält, weil er der einzige Mensch ist, den ich kenne, der nicht bereits eine feste Meinung über Tiffany hat. Alle anderen sind offensichtlich voreingenommen – sogar Cliff.
    «Also», sage ich schließlich von meinem Bett aus. Ich sitze mit dem Rücken gegen den Kopfteil und habe den Gips auf einen Haufen Kissen abgestützt. «Was, meinst du, soll ich machen?»
    Danny setzt sich, öffnet die Parcheesi-Box und nimmt das handbemalte Holzbrett samt den Figuren heraus, das Mom mir zum Geburtstag geschenkt hat. «Ich fühle mich heute irgendwie rot», sagt er. «Welche Farbe willst du?»
    Ich entscheide mich für Blau, und wir bauen das Brett auf dem kleinen
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