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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition)
Autoren: Matthew Quick
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in den Musikraum. Ich sehe meine Jungs im Schneidersitz auf lila Yogamatten sitzen, die Ellbogen aufgestützt, die Hände vor dem Gesicht aneinandergepresst, die Augen geschlossen. Zum Glück verhindert die Glasscheibe, dass mir der sanfte Jazz in die Ohren rieselt. Meine Freunde sehen richtig entspannt aus – friedlich –, daher beschließe ich, ihre Sitzung nicht zu stören. Ich hasse Abschiede.
    Dr. Timbers wartet in seinem weißen Kittel auf mich, als ich zu meiner Mutter in die Lobby komme, wo zwischen Sofas und Klubsesseln drei Palmen stehen, als wäre der schlimme Ort in Orlando und nicht in Baltimore. «Genießen Sie Ihr Leben», sagt er mit seinem üblichen vernünftigen Gesichtsausdruck zu mir und schüttelt mir die Hand.
    «Sobald die Auszeit vorbei ist», sage ich, und schlagartig verfinstert sich seine Miene, als hätte ich angekündigt, ich würde seine Frau Natalie und seine drei blonden Töchter, Kristen, Jenny und Becky, umbringen, denn so wenig glaubt er an den Silberstreifen, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hat, endlos Apathie und Negativität und Pessimismus zu predigen.
    Aber er soll wissen, dass es ihm nicht gelungen ist, mich mit seiner depressiven Lebensphilosophie zu infizieren, und dass ich mich auf das Ende der Auszeit freue. Deshalb sage ich zu Dr. Timbers: «Ich hab einen Lauf.» Danny – mein einziger schwarzer Freund an dem schlimmen Ort – hat mir erzählt, dass er genau das zu Dr. Timbers sagen wird, wenn er rauskommt. Ich habe ein leicht schlechtes Gewissen, weil ich Dannys Abschiedsspruch geklaut habe, aber es funktioniert. Das weiß ich, weil Dr. Timbers die Augen zusammenkneift, als hätte ich ihm eine Faust in den Bauch gerammt.
    Während meine Mutter mich raus aus Maryland und durch Delaware fährt, vorbei an den zahllosen Fast-Food-Restaurants und Einkaufszentren, erklärt sie mir, dass Dr. Timbers mich nicht von dem schlimmen Ort weglassen wollte, dass sie aber mit Hilfe einiger Anwälte und des Therapeuten ihrer Freundin – dem Mann, der mein neuer Therapeut sein wird – einen Rechtsstreit geführt hat und irgendeinen Richter davon überzeugen konnte, dass sie in der Lage wäre, sich zu Hause um mich zu kümmern, also danke ich ihr.
    Auf der Delaware Memorial Bridge schaut sie zu mir rüber und fragt, ob ich wieder gesund werden will. «Du willst doch wieder gesund werden, Pat. Oder ?»
    Ich nicke. «Will ich.»
    Und dann sind wir zurück in New Jersey und brausen den 295 hoch.
    Als wir über die Haddon Avenue ins Zentrum von Collingswood – meiner Heimatstadt – fahren, stelle ich fest, dass die Hauptgeschäftsstraße sich verändert hat. So viele neue Boutiquen, neue Edelrestaurants, gut gekleidete Fremde auf den Gehwegen, dass ich mich frage, ob das hier wirklich meine Heimatstadt ist. Ich werde unruhig, atme schwer, wie ich das manchmal mache.
    Mom fragt, was los ist, und als ich es ihr sage, verspricht sie mir erneut, dass mein neuer Therapeut, Dr. Patel, mich im Handumdrehen wieder in Ordnung bringen wird.
    Zu Hause angekommen, gehe ich schnurstracks in den Keller, und es ist wie Weihnachten. Ich finde die Kraftbank vor, die meine Mutter mir so oft versprochen hat, ein Gestell mit Gewichten, ein Spinningrad, Hanteln und den Bauchmuskeltrainer Stomach Master 6000, den ich im Spätabendprogramm gesehen und mir immer gewünscht habe, seit ich an dem schlimmen Ort war.
    «Danke, danke, danke!», sage ich zu meiner Mom und umarme sie fest, hebe sie vom Boden hoch und wirbele sie einmal herum.
    Als ich sie wieder hinstelle, lächelt sie und sagt: «Willkommen zu Hause, Pat.»
    Eifrig mache ich mich an mein Trainingsprogramm: Bankdrücken, Armbeugen, Sit-ups am Stomach Master 6000, Leg Lifts, Kniebeugen, Stunden auf dem Fahrrad, Hydrationspausen (ich versuche, jeden Tag fünfzehn Liter Wasser zu trinken, indem ich zur intensiven Hydration zahllose Schnapsgläser H 2 O in mich hineinschütte). Und dann ist da noch mein Tagebuch, das überwiegend aus Aufzeichnungen wie diesen hier besteht, damit Nikki etwas über mein Leben lesen kann und genau weiß, was ich seit dem Beginn der Auszeit so gemacht habe. (An dem schlimmen Ort hat mein Gedächtnis durch die Medikamente ein bisschen gelitten, also fing ich an, alles aufzuschreiben, was mir so passiert, mir zu notieren, was ich Nikki erzählen muss, wenn die Auszeit beendet ist, um sie auf den neusten Stand über mein Leben zu bringen. Aber ehe ich nach Hause durfte, haben die Ärzte an dem schlimmen Ort alles
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