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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition)
Autoren: Matthew Quick
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sonst was leide, weil es einige Zeit dauern könnte, bis er die richtige Medikamentenkombination herausgefunden hat, und ich verspreche, dass ich das tun werde.
    Auf der Heimfahrt erzähle ich meiner Mom, dass ich Dr. Cliff Patel wirklich mag und meiner Therapie hoffnungsvoll entgegensehe. Ich danke ihr dafür, dass sie mich von dem schlimmen Ort weggeholt hat, und sage, dass Nikki sehr viel eher nach Collingswood kommen wird als in eine psychiatrische Einrichtung, und als ich das sage, fängt Mom an zu weinen, was echt seltsam ist. Sie fährt sogar rechts ran, legt den Kopf aufs Lenkrad und weint eine ganze Weile bei laufendem Motor – schniefend und zitternd und schluchzend. Also streiche ich ihr über den Rücken, wie sie das bei mir in Dr. Patels Wartezimmer gemacht hat, als dieser bestimmte Song gespielt wurde, und nach gut zehn Minuten hört sie einfach auf zu weinen und fährt mich nach Hause.
    Um die Stunde aufzuholen, die ich mit Cliff rumgesessen habe, trainiere ich bis in den späten Abend, und als ich ins Bett gehe, sitzt Dad noch immer hinter verschlossener Tür in seinem Arbeitszimmer, womit ein weiterer Tag vergeht, ohne dass ich mit meinem Vater gesprochen habe. Ich finde es seltsam, mit jemandem unter einem Dach zu wohnen, mit dem man nicht reden kann – vor allem, wenn dieser Jemand dein Vater ist –, und der Gedanke macht mich ein wenig traurig.
    Da Mom noch nicht wieder in der Bibliothek war, habe ich nichts zu lesen. Also schließe ich die Augen und denke an Nikki, bis sie in meinen Träumen zu mir kommt – wie immer.

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    Orangegelbes Licht dringt mir in den Schädel
    Ja, ich glaube wirklich an Silberstreifen, hauptsächlich, weil ich sie fast jeden Tag sehe, wenn ich aus dem Keller auftauche, Kopf und Arme durch einen Müllsack schiebe – damit mein Rumpf von Plastik umhüllt ist und ich stärker schwitze – und laufen gehe. Ich versuche, den täglichen Zehnmeilenlauf meines zehnstündigen Trainingsprogramms immer auf Sonnenuntergang zu legen, damit ich am Ende in westlicher Richtung an den Spielfeldern vom Knight’s Park vorbeilaufen kann, wo ich als Kind Baseball und Fußball gespielt habe.
    Während ich durch den Park trabe, blicke ich hoch und sehe, was der Tag prophezeiungstechnisch zu bieten hat.
    Wenn Wolken die Sonne verbergen, gibt es immer irgendwo einen Silberstreifen, der mich ermahnt, nicht aufzugeben, weil ich weiß, dass meine Frau zu mir zurückkommt, auch wenn die Lage im Augenblick düster aussieht. Es ist elektrisierend zu sehen, wie das Licht diese fluffigen weißen oder grauen Wattebausche hell umrandet. (Den Effekt kann man auch erzielen, indem man die Hand dicht an eine nackte Glühbirne hält und die Handsilhouette mit den Augen verfolgt, bis man vorübergehend blind wird.) Es tut weh, die Wolken so anzuschauen, aber es hilft auch, wie die meisten Dinge, die Schmerzen bereiten. Ich muss also laufen, und während mir die Lunge brennt und der Rücken mit diesem Gefühl von Messerstichen revoltiert und die Beinmuskulatur sich verhärtet und der zentimeterbreite Ring aus schlaffer Haut um die Taille wabbelt, habe ich das Gefühl, ich leiste meine Buße für den Tag ab und dass Gott vielleicht so zufrieden mit mir ist, dass Er mir ein bisschen Hilfe zukommen lässt, was meiner Meinung nach auch der Grund dafür ist, dass Er mir in der letzten Woche interessante Wolken gezeigt hat.
    Seit meine Frau mich um eine Auszeit gebeten hat, habe ich über fünfzig Pfund abgenommen, und meine Mutter sagt, dass ich bald wieder die Figur haben werde, die ich hatte, als ich auf der Highschool in der Fußballmannschaft war, und die ich auch noch hatte, als ich Nikki kennenlernte, und ich denke, dass sie es vielleicht abstoßend fand, wie viel ich in den fünf Jahren unserer Ehe zugenommen habe. Sie wird Augen machen, wenn sie mich nach unserer Auszeit dermaßen durchtrainiert sieht!
    Orangegelbes Licht dringt mir in den Schädel und blendet mich, wenn ich bei Sonnenuntergang aufblicke und keine Wolken am Himmel sind – was gestern der Fall war. Und das ist fast genauso gut, denn auch das tut weh und lässt alles irgendwie göttlich aussehen.
    Wenn ich laufe, tue ich immer so, als würde ich auf Nikki zulaufen, und dann habe ich das Gefühl, dass ich die Zeitspanne verkürze, die ich warten muss, bis ich sie wiedersehe.

[zur Inhaltsübersicht]
    Das denkbar schlimmste Ende
    Ich weiß, dass Nikki jedes Jahr mit ihrer Klasse Hemingway durchnimmt, daher bitte ich
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