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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition)
Autoren: Matthew Quick
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Dir das, weil es wichtig ist, damit du begreifst: Tommy war ein guter Mensch. Er hatte es nicht verdient zu sterben, und sein Tod ist der eindeutige Beweis dafür, dass das Leben unberechenbar und beschissen und willkürlich ist, bis Du jemanden findest, durch den alles für Dich einen Sinn bekommt – wenn auch nur vorübergehend.
Jedenfalls, Tommy hatte einen richtig guten Draht zu Jugendlichen, und er hat an der Highschool sogar einen Klub gegründet, der den Kids die Gefahren von Alkohol am Steuer bewusstmachen sollte. Viele der Eltern dachten, der Klub würde Alkoholkonsum von Minderjährigen billigen, weil es kein Klub gegen Alkoholkonsum generell war, sondern ein Klub gegen Alkohol am Steuer, deshalb musste Tommy ganz schön kämpfen, um den Klub am Laufen zu halten. Tommy erzählte mir, dass viele Highschool-Kids jedes Wochenende Alkohol trinken und sogar viele Eltern den Alkoholkonsum ihrer minderjährigen Kinder billigen. Und am seltsamsten fand ich, dass die Kids überhaupt die Idee zu dem Klub hatten, weil sie befürchteten, es könne jemand verletzt werden oder sterben, wenn ihre Freunde sich weiterhin nach einer Party ans Steuer setzten. Kannst Du Dir vorstellen, dass Du als Jugendlicher so mit einem Cop geredet hättest? Aber so war Tommy nun mal, die Leute hatten auf Anhieb Vertrauen zu ihm.
Tommy organisierte also Versammlungen und veranstaltete sogar Karaoke-Abende, auf denen Schüler Geld dafür bezahlten, ihre Lieblingslehrer die aktuellen Hits singen zu hören. Tommy konnte andere dazu überreden, so was zu machen. Ich bin auch öfter zu diesen Veranstaltungen gegangen und habe gesehen, wie Tommy mit den Jugendlichen oben auf der Bühne stand und wie er mit den Lehrern gesungen und getanzt hat, die er alle überredet hatte, sich total verrückt zu verkleiden – und alle, die zugeschaut haben, hatten ein Lächeln im Gesicht: Eltern, Schüler, Sekretärinnen. Man konnte gar nicht anders, weil Tommy so ein Ausbund an positiver Energie war. Und er hat an diesen Abenden auch immer eine Rede gehalten, in der er Fakten und Statistiken über das Fahren unter Alkoholeinfluss aufzählte. Die Leute haben Tommy zugehört. Die Leute haben ihn geliebt. Ich habe ihn so verdammt geliebt, Pat.
Das Seltsame an Tommy war, dass er unglaublich gern Sex hatte. Er wollte ständig mit mir schlafen. Ich meine, er war kaum von der Arbeit nach Hause gekommen, da hatte er seine Hände schon an mir. Jeden Morgen, wenn ich aufwachte, lag er auf mir. Wir konnten kaum mal zusammen essen gehen, ohne dass er mit den Händen unterm Tisch nach meinen Beinen tastete. Und wenn Tommy zu Hause war, hatte ich keine Chance, mal eine Fernsehsendung zu Ende zu gucken, denn gleich beim ersten Werbeblock hatte er einen Ständer und sah mich vielsagend an. Es war echt irre, und die ersten zehn Jahre unserer Ehe hat es mir auch gefallen. Aber nach zehn Jahren pausenlosem Sex wurde es mir einfach ein bisschen zu viel. Ich meine, das Leben ist mehr als Sex, oder? Eines schönen sonnigen Morgens also, nachdem wir uns gerade unter dem Küchentisch geliebt hatten und der Teekessel anfing zu pfeifen, stand ich auf und goss uns zwei Tassen ein.
«Ich finde, wir sollten Sex vielleicht auf soundso oft pro Woche begrenzen», sagte ich.
Ich werde den Ausdruck in seinem Gesicht nie vergessen. Er sah aus, als hätte ich ihm in den Bauch geschossen.
«Stimmt irgendwas nicht?», fragte er. «Mach ich was falsch?»
«Nein. Überhaupt nicht.»
«Weshalb dann?»
«Ich weiß nicht. Ist es normal, mehrmals täglich Sex zu haben?»
«Liebst Du mich nicht mehr?», fragte Tommy mit dem Blick eines verletzten kleinen Jungen, einem Blick, den ich noch immer sehe, wenn ich nachts die Augen schließe.
Natürlich sagte ich ihm, dass ich ihn mehr denn je liebe, aber in Sachen Sex einfach ein wenig kürzertreten wolle. Ich sagte ihm, ich würde gern mehr mit ihm reden, spazieren gehen und neue Hobbys finden, damit Sex wieder etwas Besonderes wäre. «So viel Sex», sagte ich, «nimmt der Sache irgendwie den Zauber.» Ich weiß noch, dass ich aus irgendeinem merkwürdigen Grund den Vorschlag machte, mit ihm zusammen reiten zu lernen.
«Du willst mir also zu verstehen geben, dass der Zauber verflogen ist?», sagte er, und die Frage war das Letzte, das er je zu mir sagte. Du willst mir also zu verstehen geben, dass der Zauber verflogen ist?
Ich weiß noch, dass ich auf ihn eingeredet habe, nachdem er das gesagt hatte, ihm versichert habe, wir könnten so viel Sex haben, wie
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