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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
Autoren: Lisa Capelli
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atemlos. „Ich wurde gerufen.“
    Der Stammesfürst deutete ihr an, sich zu setzen. „Abd al-Umar sagt, dass nun die Zeit für die Wahrheit für dich gekommen sei.“
    Annit nickte und krallte ihre Hände in das Kissen, auf dem sie hockte.
    Der Geschichtenerzähler musterte sie, intensiv und durchdringend, dann begann er zu sprechen. Wie gebannt hing Annit an seinen Lippen, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen.
    „Mit der Befreiungsaktion der Pferde hast du gezeigt, dass dir dein Pferd wirklich sehr wichtig ist“, übersetzte der Stammesfürst dann. „Obwohl für dich auch die Möglichkeit bestanden hat, in die Türkei zu deiner Familie zurückzukehren, hast du dich ganz klar für dein Pferd entschieden und außerdem auch dem Beduinenstamm bei der Befreiung der eigenen Pferde geholfen. Du hast damit das Vertrauen deines Pferdes verdient und bist nun zweifelsohne reif genug für die Wahrheit.“
    Der Stammesfürst schwieg, und der Geschichtenerzähler redete wieder. Lange Sätze in arabischer Sprache.
    „Was meint er?“, fragte Annit atemlos, als er geendet hatte.
    „Er sagt...“, begann der Stammesfürst. Stockte, setzte erneut an. Seine Stimme zitterte. „Er erzählt uns nun die Geschichte von Falak.“
    „Und?“, hauchte Annit aufgeregt.
    „Vor langer, sehr langer Zeit kam ein Pferdezüchter in die Wüste zum Stamm der Beni Sharqi“, gab der Stam mesfürst die Worte des Geschichtenerzählers fiir Annit  wieder. „Er hatte ein wunderschönes Pferd dabei und ein  Pergament mit einer Prophezeiung. Er war sehr schwach  und völlig ausgedörrt nach einem langen Ritt durch die  Wüste. Er wurde schwer krank. Die Beduinen haben ihn  aufgenommen und gesund gepflegt. Zum Dank hat er  ihnen das Pferd und das Pergament geschenkt. Beides  wurde in der Beduinenfamilie immer weitergereicht, bis  zum heutigen Tage.“
    Er machte eine Pause und trank einen Schluck Minztee. Dann fuhr er leise fort: „ Eines Tages stellte sich heraus, dass das Pferd trächtig war und ein Fohlen gebären würde. Und dann kam diese Nacht... Es war eine unsagbar stürmische Vollmondnacht. Über der Wüste tobte ein Gewitter, wie es in vielen, vielen Jahrzehnten nur ein einziges Mal geschieht. In dieser unheimlichen Nacht wurde dann das Fohlen geboren, Falak. Sie war wunderschön, hell wie der Mond, von edler Statur und hatte einen kleinen schwarzen Stern auf der Stirn. Falak war eine der prächtigsten Stuten des Beduinenstamms. Sie wurde von einem jungen Mann, dem heutigen Stammesfürsten, betreut, und war dessen ganzer Stolz.“
    Der Stammesfürst stockte - es war seine Geschichte, die er da erzählte. Er räusperte sich und sprach kurz darauf weiter. „Eines Tages tauchte ein Mann aus Europa auf, der Falak kaufen wollte. Der junge Beduine wollte das Pferd zunächst nicht verkaufen, weil er sehr an ihm hing. Doch der Fremde bot so viel Geld, dass er schließlich nachgab und verkaufte. Die Stute wehrte sich zunächst mit aller Kraft dagegen, in den Transporter zu gehen. Sie keilte aus, stieg und bäumte sich auf. Sie wollte nicht weg von dem Beduinenstamm und ihrem bisherigen Herrn. Doch dieser beruhigte sie und schaffte es, sie auf den Transporter zu bringen. Dabei flüsterte er ihr ins Ohr, dass es kein Abschied für immer sei, sondern dass er sie eines Tages zurückholen würde.“ Der Stammesfürst stockte, trank einen großen Schluck von seinem Tee und schluckte. Man merkte, wie sehr ihn die Erinnerung aufwühlte. Schließlich erzählte er weiter. „Nun sollen ja Pferde eigentlich die Worte eines Menschen nicht verstehen. Da aber Falak ein ganz besonderes Pferd ist, vermutet Abd al-Umar, dass sie diese Worte wohl doch verstand. Jedes einzelne davon. Und daher wartete sie in Mallorca wohl jeden Tag darauf, dass ihr eigentlicher Herr sie in die Wüste zurückholen würde. Doch er kam nicht. Als nichts geschah, wurde sie immer trauriger und trauriger - trotz der guten Pflege durch ihren neuen Besitzer. Falak kannte es von anderen Stuten aus dem Stamm, dass sie für längere Zeit weg waren, um irgendwo in der Ferne ein Fohlen zu bekommen, und dass sie dann zum Stamm zurückkamen. Sie hatte daher immer gehofft, dass sie wieder nach Hause könnte, nachdem sie ein Fohlen auf die Welt gebracht hatte. Sie wurde trächtig.“
    Mit Sternentänzer, dachte Annit atemlos.
    „In einer stürmischen Vollmondnacht gebar sie ein Hengstfohlen. Wunderschön und mondhell wie
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