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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
Autoren: Lisa Capelli
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Yussuf, der sich ebenfalls niederkniete. Seine Stimme klang verwundert und empört zugleich. „Das ist der oberste Beduinenrat, da darf niemand zusehen“, schimpfte er. „Schon gar kein Mädchen“, fügte er noch halblaut hinzu.
    Doch Annit konnte den Blick nicht mehr von der Runde wenden. Es herrschte dort eine ganz eigenartige Atmosphäre. Der schwarz gekleidete Mann, der im Schein des Feuers etwas erzählte, riss damit offenbar alle anderen völlig in den Bann.
    „Wer ist dieser Mann?“, flüsterte sie.
    „Weiß ich nicht.“ Yussuf zuckte mit der Schulter. „Aber im Dorf wird gemunkelt, dass ein weiser Mann zu uns gestoßen sei, der magische Rituale zur Heilung von Tieren ausüben kann.“
    „So was gibt’s?“, fragte Annit atemlos - immer noch gebannt von dem, was vor ihr am Lagerfeuer geschah.
    „Natürlich!“, entrüstete sich Yussuf. „Vielleicht kann er ja unsere Schafe heilen.“
    Plötzlich ging ein heiteres Lachen durch die Runde.
    „Was ist denn jetzt?“, wollte Annit wissen.
    Yussuf verzog das Gesicht. „Keine Ahnung.“
          Ungeduldig zupfte Annit an seinem Ärmel. „Dann setz  dich hin und hör zu. Ich versteh leider kein Wort.“   Aus i rgendeinem Grund war sie plötzlich aufgeregt, ihr Herz  schlug schneller.
           Yussuf hörte eine Weile aufmerksam zu, dann lachte  auch er leise auf.
          Annit beugte sich rasch zu ihm und legte ihm die Hand  auf den Mund. „He, willst du, dass wir entdeckt werden?!
    Worüber reden die denn?“
         „Er erzählt eine lustige Geschichte“, gluckste Yussuf.  „ Von einem sehr hübschen Mädchen und einer zarten W üstenblume und von Kaufleuten, die auf der Reise in fan tastische Länder verschlagen werden ...“
    „Ich dachte, er sei so eine Art Arzt?“, wunderte sich Annit.
    Yussuf sah sie an, als hätte sie soeben gefragt, ob es in der Wüste ein Schwimmbad gäbe. „Aber das gehört doch zusammen. Er ist alles in einer Person: orientalischer Geschichtenerzähler, Arzt, Heiler und Weiser“, erklärte er dann und rollte mit den Augen.
    Den nächsten Tag und die nächste Nacht verbrachte der geheimnisvolle schwarz gekleidete Mann dann im Schafsgehege. Keiner durfte sich ihm nähern, niemand durfte zusehen, als er sein Heilungsritual abhielt.
    Doch als Alisha am Morgen danach das Gehege betrat, gab es zum ersten Mal seit Langem keine kranken Tiere zu beklagen. Alisha war so glücklich, dass sie durch das Gehege tanzte und jedes Tier innig herzte.
    Annit beobachtete sie überaus erstaunt. „Was hat der Geschichtenerzähler mit den Tieren gemacht?“
    „Niemand weiß das“, strahlte Alisha. „Er hat Kräfte, die wir nicht haben, und er weiß Dinge, die wir nicht kennen. Und er hat meine Schafe wieder gesund gemacht.“
    „Vielleicht ist es ja auch nur Zufall“, gab Annit zu bedenken. „Vielleicht wäre auch ohne ihn in dieser Nacht kein Schaf mehr krank geworden.“
    Alisha kam auf Annit zu. Sie nahm ihre Hand und  schaute sie mit ihren schönen dunklen Augen ganz int ensiv an. „Es gibt keinen Zufall, Annit. Auch du bist zu  uns geschickt worden. Auch dafür gibt es einen Grund.“
    Annit schwieg.

 
Die Prüfung
    Nachdem der Geschichtenerzähler die Schafe geheilt hatte, reiste er allerdings nicht einfach weiter, sondern blieb noch eine ganze Weile bei den Beduinen. Und diese waren froh darum. Denn zum einen konnte die geheimnisvolle Krankheit der Schafe wieder ausbrechen. Und zum anderen liebten sie es, seine Geschichten zu hören.
    So versammelte sich das ganze Beduinendorf jeden Abend nach Sonnenuntergang um das knisternde Lagerfeuer und lauschte gespannt den Erzählungen des alten Nomaden. Annit saß immer ganz dicht neben Yussuf, der für sie übersetzte.
    Am liebsten mochte sie die Geschichten vom machthungrigen König El-Malik az-Zahir, der alles mit eigenen Augen sehen wollte, wovon ihm seine Leute berichteten. Eines Abends hörte er von einem Geschichtenerzähler, es gäbe unter den Frauen eine, die stärker sei als die Männer  an Tapferkeit und Entschlossenheit, die mit dem Schwert  stritt und die zudem schön sei wie eine Jasminblüte. Der  König war wie besessen von dieser Frau, schickte all  seine Männer aus, um sie zu finden - doch die Frau exis tierte nur in der Fantasie des Geschichtenerzählers.
    Annit genoss diese Abende voll orientalischem Zauber unter dem Sternenhimmel nahe der Feuerstelle und freute sich schon den ganzen Tag auf die
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