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Silbermantel

Titel: Silbermantel
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Nichte.« Es war bemerkenswert, wie ein Lächeln seine Züge verändern konnte. »Dabei sollten wir es belassen«, fuhr er fort, als Kims Blick unvermindert Besorgnis ausdrückte. »Solltet ihr euch entscheiden, mitzukommen, dann seid morgen hier. Ich werde euch erwarten.«
    »Noch etwas.« Das war wieder Paul. »Tut mir leid, dass ich immer die unangenehmen Fragen stelle, aber wir wissen immer noch nicht, was da vorhin auf dem Philosophenweg hinter uns her war.«
    Dave hatte die Sache schon vergessen. Jennifer nicht. Alle beide sahen sie Loren an. Der ließ sich Zeit mit seiner Antwort, ehe er Paul direkt ansprach. »In Fionavar gibt es so etwas wie Magie. Ich habe euch bewiesen, dass sie auch hier wirksam ist. Obendrein gibt es dort neben den Menschen noch andere Geschöpfe, gute wie böse. Auch eure Welt war einmal so, wenn sie auch seit langem eine andere Entwicklung nimmt. Die Legenden, von denen ich heute Abend im Auditorium gesprochen habe, sind der kaum noch gehörte Widerhall einer Morgendämmerung, als der Mensch noch nicht ganz allein auf Erden wandelte und andere Lebewesen, freundlich und feindlich gesonnene, in den Wäldern und Hügeln lebten.« Er verstummte für kurze Zeit. »Was uns verfolgt hat, war ein Svart Alfar, nehme ich an. Ist es so, Matt?« Der Zwerg nickte wortlos. »Die Svarts«, fuhr Loren fort, »sind eine bösartige Rasse und haben seinerzeit viel Unheil angerichtet. Es sind nur wenige von ihnen übrig. Dieser hier, anscheinend mutiger als die meisten, hat es irgendwie geschafft, Matt und mir bei unserem Übergang zu folgen. Es sind hässliche Wesen, und manchmal sind sie auch gefährlich, wenn auch meist nur in größerer Zahl. Dieser hier, nehme ich an, ist tot.« Wieder sah er zu Matt hinüber.
    Noch einmal nickte der Zwerg, der inzwischen nahe der Tür Stellung bezogen hatte.
    »Ich wünschte, Sie hätten mir das nicht erzählt«, bemerkte Jennifer.
    Die tiefliegenden Augen des Magiers nahmen wieder diesen seltsam gütigen Ausdruck an, als er sie ansah. »Es tut mir leid, dass ihr heute Abend geängstigt wurdet. Wärt ihr bereit, mir zu glauben, wenn ich euch versichere, dass die Svart, so beunruhigend sie auch sein mögen, euch nicht gefährlich werden können?« Er hielt inne, den Blick auf Jennifer gerichtet. »Ich würde euch nicht zu etwas auffordern, das eurer Natur widerspricht. Ich habe euch eine Einladung überbracht, nichts weiter. Es mag euch leichter fallen, darüber zu entscheiden, wenn ihr uns verlassen habt.« Er erhob sich.
    Hier kam eine ganz andere Art von Macht zum Vorschein. Ein Mann, der es gewohnt ist, zu befehlen, dachte Kevin einige Augenblicke später, als die fünf sich vor der Zimmertür wieder fanden. Sie gingen den Korridor entlang zum Aufzug.
     
    Matt Sören schloss hinter ihnen die Tür. »Wie schlimm steht es?« fragte Loren scharf. Der Zwerg schnitt eine Grimasse. »Nicht sonderlich schlimm. Ich war zu sorglos.«
    »Ein Messer?« Der Magier war dabei, seinem Freund eilig aus der winzigen Jacke zu helfen, die er trug.
    »Schön wär’s. Doch es waren die Zähne.« In jähem Zorn stieß Loren einen Fluch aus, als die Jacke endlich herunter war und das dunkle stark verkrustete Blut zum Vorschein kam, das an der linken Schulter des Zwerges sein Hemd tränkte. Er machte sich behutsam daran, den Stoff um die Wunde zu entfernen, wobei er die ganze Zeit leise vor sich hin fluchte.
    »So schlimm ist es nicht, Loren. Beruhige dich. Und du gibst doch zu, dass es sehr schlau von mir war, die Jacke auszuziehen, ehe ich mich mit ihm eingelassen habe.«
    »Ja, sehr schlau. Und das ist auch gut so, denn meine eigene Dummheit in letzter Zeit erschreckt mich! Wie um Conall Cernachs willen konnte ich es nur zulassen, dass ein Svart Alfar mit uns herübergekommen ist.« Mit hastigen Schritten verließ er den Raum und kehrte kurze Zeit später mit einigen Handtüchern zurück, die er in heißes Wasser getaucht hatte.
    Der Zwerg ertrug schweigend das Säubern seiner Wunde. Als das angetrocknete Blut abgewaschen war, konnte man die Male erkennen, welche die Zähne des Svart hinterlassen hatten, und sie waren brandrot und sehr tief.
    Loren untersuchte sie eingehend. »Das sieht böse aus, mein Freund. Bist du kräftig genug, mir beim Heilen zu helfen? Wir könnten es morgen auch Metran oder Teyrnon überlassen, aber ich würde nur ungern so lange damit warten.«
    »Fang an.« Matt schloss die Augen.
    Der Magier zögerte noch einen Moment, dann legte er vorsichtig die Hand
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