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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
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sie aufwachen, werden sie uns ohne Zögern wieder angreifen, egal ob sie bewaffnet sind oder nicht.«
    Ich beäugte ihn. »Wir werden sie nicht kaltblütig ermorden.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund dafür?«
    »Halten Sie den Mund.«
    »Sie würden mit uns nicht so gnädig verfahren, und wenn sie weiterleben dürfen, dann werden die Denarier sie sicher auch künftig einsetzen, um andere Menschen zu quälen und zu töten. Das ist ihre Aufgabe.«
    »Wir werden sie nicht töten.«
    Marcone lächelte verbittert. »Ich hätte es mir ja denken können.« Er öffnete ein Etui am Gürtel und warf Sanya zwei Paar Handschellen zu. »Hier«, sagte er. »Dann müssen wir eben hoffen, dass keiner sich das Handgelenk abkauen wird, um sich zu befreien.«
    »Sanya!«, donnerte Michael auf dem nächsten Wagen. Auf einmal war dort ein strahlendes weißes Licht zu sehen, und Stahl klirrte auf Stahl.
    Sanya warf mir das Sturmgewehr herüber. Ich fing es auf, und er drängte sich sofort an mir vorbei, um Michael zu folgen. Allein mit dem rechten Arm zog er sich hoch, sein verletzter linker Arm baumelte schlaff herab. Als er oben war, hob er Esperacchius, von dem ebenfalls ein strahlender weißer Lichtschein ausging. Mit einem grollenden Ruf stürzte er sich zum nächsten Wagen.
    Ich ließ den Stab fallen und fummelte an dem Sturmgewehr herum, bis ich den Sicherungshebel gefunden hatte. Marcone legte sein Jagdgewehr weg. »Sie werden sich noch selbst verletzen.« Er nahm mir das Sturmgewehr ab, überprüfte einige Dinge, ohne die Waffe überhaupt anzusehen, schlang sie sich über die Schulter und kletterte aus dem Güterwagen. Murmelnd stieg ich neben ihm hinauf.
    Der nächste Waggon war wieder ein Metallkasten. Michaels und Sanyas Schwerter strahlten hell wie die Sonne, ich musste sogar die Augen abschirmen. Sie standen mit dem Rücken zu mir nebeneinander und blickten nach vorn. Dort lauerte Nikodemus.
    Der Herr der Denarier trug ein graues Seidenhemd und schwarze Hosen. Das Grabtuch hatte er sich schräg über die Schultern geworfen wie die Schärpe bei einem Schönheitswettbewerb. Die Schlinge flatterte im Fahrtwind vor seinem Hals. Auch er war mit einem Schwert bewaffnet, es war ein japanisches Katana mit abgenutztem Griff. Auf der Spitze schimmerten Blutstropfen. Er hielt das Schwert an der Seite, lächelte leicht und wirkte völlig gelassen.
    Michael sah sich über die Schulter um, auf seiner Wange war ein blutiger Strich. »Bleib zurück, Harry.«
    Nikodemus griff just in dem Moment an, als Michael abgelenkt war. Blitzschnell zuckte die Waffe des Denariers, und Michael konnte mit Amoracchius gerade noch parieren. Er verlor jedoch das Gleichgewicht und ging in die Knie, worauf Sanya brüllte und seinerseits angriff. Pfeifend fuhr die Klinge hin und her und trieb Nikodemus zurück. Vor dem Angriff des Russen musste der Denarier bis zum Ende des Güterwagens zurückweichen.
    Ich konnte die Falle förmlich riechen. »Sanya, aufpassen!«, rief ich.
    Der Russe konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, aber wenigstens drehte er sich einmal um sich selbst und sprang zur Seite. Im gleichen Augenblick schossen knapp hinter Sanya gut anderthalb Meter lange Stahlklingen kreischend durchs Wagendach nach oben. Jetzt griff Nikodemus den Russen wieder an.
    Unterdessen kam Michael auf die Beine, zog Amoracchius’ schwere Klinge herum und hackte drei Schlitze ins Wagendach. Ein etwa ein Meter großer Abschnitt fiel ins Innere, die Ränder des Dachs glühten nach den schnellen Schnitten vor Hitze orangefarben. Michael sprang durch das Loch hinunter.
    Ich hob den Sprengstock und konzentrierte mich auf Nikodemus, der nur kurz in meine Richtung blickte und eine rasche Geste mit dem Handgelenk ausführte.
    Sein Schatten raste über das Dach des Güterwagens und prallte gegen mich, entriss mir den Sprengstock und zerbrach ihn in der Luft in tausend kleine Splitter.
    Sanya schrie auf, als eine weitere Klinge durchs Wagendach stieß und ihn ins Bein traf. Er musste sich auf einem Knie abstützen.
    Dann aber flammte im Wagen unter den Kämpfenden ein weißes Licht auf, und weiße Lichtbalken griffen durch die Löcher im Dach nach draußen. Deirdres Dämonenform kreischte, und die Klingen, die Sanya zugesetzt hatten, verschwanden wieder.
    Nikodemus fletschte die Zähne. Erneut machte er eine Geste in meine Richtung, und die Splitter meines Sprengstocks rasten auf mich zu. Gleichzeitig griff er Sanya mit blitzendem Schwert an.
    Ich hob gerade noch
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