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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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sie mit dem Seufzer einer an langes Leiden gewöhnten Tochter. “Es ist immer dasselbe. Das ist wirklich kein Leben, das er da führt.” Sie riskierte einen schnellen Blick zu Carrie.
    “Was haben wir beide vereinbart?” Carrie drohte ihr mit dem Finger.
    “Ja, ich weiß.” Tiefe Hoffnungslosigkeit klang aus Mackenzies Stimme.
    Carrie und sie hatten ein Abkommen getroffen, dass Philip Lark in ihren Unterhaltungen nicht mehr auftauchen würde. Das war zwar eine ziemlich drastische Maßnahme, aber Carrie wusste genau, dass Mackenzie sonst jede Gelegenheit ergreifen würde, das Klagelied über ihren armen, einsamen Vater, der praktisch vor ihren Augen versauerte und vergreiste, anzustimmen. Carrie konnte den Text fast wörtlich aufsagen.
    Sie hatte zwei lange Tage damit verbracht, Mackenzie beizubringen, dass sie keinerlei romantisches Interesse an Philip hatte, auch wenn sie angeblich noch so ideal zusammenpassten. Von ihrem Vater bekam Mackenzie vermutlich etwas ganz Ähnliches zu hören. Philip war so wenig wie Carrie davon angetan, dass seine Tochter ihn verkuppeln wollte. In den drei Tagen seit ihrem ersten Zusammentreffen waren sie sich betont aus dem Weg gegangen, um in Mackenzie keine unsinnigen Hoffnungen zu nähren und ihr womöglich die Illusion zu vermitteln, dass ihr Plan Erfolg hatte.
    “Es ist ein Jammer”, meinte Mackenzie jetzt und sah Carrie dabei vorwurfsvoll an. “Madam Fredrick findet das auch, genauso wie Arnold und Maria.”
    “Es reicht!” sagte Carrie laut genug, um vorübergehend die Neugier ihrer Brüder zu wecken. Aber als nichts nachkam, schwand ihr Interesse schnell wieder.
    Als Mackenzie mit dem Verzieren ihrer Plätzchen fertig war, füllte Carrie drei Pappteller, spannte eine Folie darüber und band zum Schluss ein buntes Band darum.
    “Ich will zu Arnold gehen”, rief Doug, der eine heftige Zuneigung zu dem ehemaligen Gewichtheber gefasst hatte. Von seinem glänzenden Glatzkopf über den dichten Schnurrbart bis hin zu den sich massiv wölbenden Muskeln bot Arnold das leibhaftige Bild eines ehemaligen Zirkushelden. Sein einziges Zugeständnis an die moderne Zeit waren knallrote Kunststoffshorts, die er über seinen blauen Strumpfhosen trug. Doug sah in ihm die Verkörperung seines Idols Superman.
    “Und ich will zu Maria. Darf ich ihre Katzen streicheln?” wollte Dillon wissen.
    “Bestimmt.” Damit stand auch sein Ziel fest.
    “Dann bleibt für mich Madam Fredrick”, stellte Mackenzie fest und wirkte mit ihrem Los außerordentlich zufrieden. Carrie lächelte.
    Die drei Kinder verschwanden mit ihren Plätzchentellern, und Carrie ließ sich ermattet aufs Sofa fallen. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und gab sich ganz der Ruhe und dem Frieden hin. Der Genuss währte nicht lange. Nur Minuten später tauchten Mackenzie und Dillon wieder auf, dicht gefolgt von Doug.
    “Sie ist da drin”, hörte Carrie ihren Halbbruder sagen, und als sie die Augen aufschlug, entdeckte sie, dass er Philip Lark im Schlepptau hatte.
    Sie sah bestimmt entsetzlich aus. Nicht nur war sie über und über mit Mehl bestäubt, sondern sie hatte sich heute Morgen auch nicht die Mühe gemacht, sich zu schminken, und trug zu allem Überfluss ausgerechnet ihre ältesten Jeans. Was musste Philip von ihr halten! Sie sah bestimmt wie eine Vogelscheuche aus!
    “Dad!” begrüßte Mackenzie ihren Vater begeistert.
    Carrie sprang verlegen auf und zog schnell ihre Schürze aus. Viel half das vermutlich auch nicht. Philip betrachtete sie mit Interesse.
    “Ich hätte klingeln sollen”, stellte er fest und sah Doug an. “Aber Ihr kleiner Freund bestand darauf, dass ich einfach mitkomme.”
    “Das ist schon in Ordnung.” Carries Zunge war wie gelähmt, und sie wrang nervös die Hände. Genauso hatte ihre Mutter sich Jason gegenüber auch verhalten. Das hatte sie damals nie verstanden. Mit keinem Menschen konnte man sich leichter unterhalten als mit Jason, niemand war umgänglicher als er. Aber jetzt bekam sie eine Ahnung davon, was ihre Mutter durchgemacht hatte.
    “Hat meine Tochter sich anständig benommen?” fragte Philip.
    “Sie war mir eine sehr große Hilfe”, erwiderte Carrie ein wenig steif.
    “Hat Mom angerufen?” wollte Mackenzie voller Hoffnung von ihrem Vater wissen.
    Philip schüttelte den Kopf, und Enttäuschung trat in Mackenzies Blick. “Sie hat um diese Zeit immer so viel zu tun”, erklärte sie, ohne jemanden im Besonderen anzusprechen. “Kein Wunder, dass sie nicht
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