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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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fand es einfach schön, neben Philip zu sitzen. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie, dass sie ihn mochte. Fast wünschte sie sich, sie hätte etwas an ihm finden können, was sie abstieß.
    Er hatte mehr als deutlich gemacht, dass er nicht an einer näheren Bekanntschaft mit ihr interessiert war. Mit ihr nicht und auch mit keiner anderen Frau. Aber das half ihr auch nicht weiter. Sie wünschte ihn sich arrogant, schroff und abweisend. Aber stattdessen hatte er Humor und konnte richtig nett sein. Sie wusste, warum er mit Mackenzie ins Kino gegangen war: um ihr über die Enttäuschung mit ihrer Mutter hinwegzuhelfen. Er liebte seine Tochter und wollte sie vor dem Schmerz schützen.
    “Der Kinobesuch war eine nette Idee”, sagte Carrie, als _sie das Kino verließen. Die Kinder waren schon vorausgelaufen. “Der Film hat Mackenzie von ihrer Enttäuschung abgelenkt.”
    “Ich weiß nicht, ob die Idee wirklich so gut war”, gab Philip ein wenig düster zurück und warf seinen Popcornbehälter in den Abfalleimer.
    “Warum nicht?”
    Er drehte sich zu ihr um und sah sie lange an. “Weil ich feststelle, dass ich Sie mag.”
    Ihre Reaktion musste sich in ihrem Blick widergespiegelt haben, denn seine Augen wurden schmaler. “Sie haben es auch gespürt”, stellte er fest.
    Sie hätte gern gelogen, aber sie konnte es nicht. “Ja”, flüsterte sie.
    “Aber ich bin nicht der Richtige für Sie”, teilte er ihr streng mit.
    “Mit anderen Worten, ich bin die Falsche für Sie.”
    Er antwortete nicht sofort. “Ich möchte Ihnen nicht wehtun, Carrie.”
    “Keine Angst”, gab sie leicht zurück. “Dazu werde ich Ihnen keine Gelegenheit geben.”

5. KAPITEL
    “W ie findest du es?” Mackenzie hielt stolz ein etwas schiefes weißes Gebilde hoch, das an einem Faden von einer Häkelnadel baumelte und entfernt an eine überdimensionale Schneeflocke erinnerte. Dem Leuchten in ihren Augen nach hätte man meinen können, dass sie ein Werk geschaffen hatte, das mindestens den künstlerischen Rang einer “Mona Lisa” erreichte.
    “Carrie hat an ihrem Weihnachtsbaum auch lauter Schneeflocken hängen”, erklärte sie. “Sie hat das Häkeln von ihrer Großmutter gelernt, als sie so alt wie ich war. Heute kann kaum jemand noch häkeln. An der Schule lernen wir es auch nicht.” Sie wickelte das Garn um ihren Zeigefinger und hantierte umständlich mit der Häkelnadel. Dabei wanderte ihre Zunge von einem Mundwinkel in den anderen.
    “Sehr hübsch, mein Schatz.”
    “Glaubst du, dass Mom sich freut?”
    “Ganz bestimmt.” Philip presste einen Augenblick die Lippen zusammen, als er an seine geschiedene Frau dachte. Sie hatte, vermutlich aus einer Laune heraus, Mackenzie über Weihnachten ein paar Tage zu sich eingeladen. Und seitdem schien seine Tochter nur noch zu schweben. Philip wusste nicht, was er tun würde, wenn Laura nicht auftauchte. Er traute ihr durchaus zu, dass sie das fertig brachte, aber er hoffte inständig, dass sie nicht so grausam war.
    “Carrie kann einfach alles”, teilte Mackenzie ihm jetzt mit und sah ihn wieder an. “Ich mag sie furchtbar gern, Dad.”
    Auf eine Bemerkung dieser Art hatte er schon gewartet. Das Problem war, dass seine Gefühle sich genau in die Richtung zu entwickeln begannen, auf die Mackenzie hoffte. Zwar mied er jede Begegnung mit Carrie, aber aus seinen Gedanken konnte er sie nicht verbannen. Mackenzie brachte bei jeder Gelegenheit das Gespräch auf sie und pries ihm ihre Vorzüge mit leuchtenden Augen.
    Sie hatte sich richtiggehend mit Carrie angefreundet. Vor kurzem hatte sie sich noch darüber beklagt, dass ihr die Wohnung nicht gefiel und dass ihr ihre Freunde fehlten und sie sich langweilte. Jetzt steckte sie entweder bei Carrie, half Maria beim Katzenfüttern, trank Tee bei Madam Fredrick und ließ sich aus den Teeblättern ihr Schicksal weissagen oder ging zu Arnold zum Gewichtheben. Er konnte froh sein, wenn er sie noch zu Gesicht bekam.
    “Am Heiligen Abend ist im Gemeinschaftsraum im Keller ein Weihnachtsfest für das ganze Haus”, berichtete sie. “Carrie und Madam Fredrick gehen hin und die anderen auch alle. Es wird sicher Spitze.” Sie hob die Schultern. “Aber ich bin natürlich lieber bei Mom. Schade, dass sie immer so furchtbar viel zu tun hat.”
    “Ja, sehr schade.” Philip hatte die Weihnachtsfeier schon wieder vergessen. Vor ein oder zwei Tagen hatte er den Zettel im Briefkasten gefunden und hätte ihn gleich weggeworfen, wenn Mackenzie darüber nicht
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