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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition)
Autoren: Kenneth Oppel
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auch nicht.“
    „Dann sieht es so aus, als ob keiner weiß, was die Ringe bedeuten“, sagte Bathsheba ätzend.
    „Aber wir müssen es herausbekommen“, sagte Schatten. „Mein Vater könnte es wissen.“ Er wandte sich an Ikarus. „Weißt du, wo er hin ist, als er im letzten Frühjahr verschwunden ist?“
    Ikarus sagte nichts.
    „Ich bin sein Sohn“, sagte Schatten. „Und ich will ihn finden. Ich will wissen, was die Ringe bedeuten und ob die Menschen uns helfen oder nicht. Wir alle müssen das wissen.“
    „Der Junge hat Recht“, sagte Frieda. „Ikarus, du hast Cassiel gut gekannt. Wenn du weißt, wohin er geflogen ist, dann sag es uns.“
    „Es gab da ein Gebäude der Menschen“, sagte Ikarus widerstrebend. „Hanael hat es im letzten Frühjahr aus der Ferne gesehen. Er hat gesagt, es hätte merkwürdige metallene Masten auf dem Dach. Aber als er noch einmal dorthin geflogen ist, um einen zweiten Blick darauf zu werfen, ist er nicht wiedergekommen. Cassiel ist als Nächster los. Ich musste ihm versprechen, dass ich niemandem davon erzähle, es war zu gefährlich.“
    „Er ist dort“, hauchte Schatten mit absoluter Gewissheit. „Ich muss da hin!“ Er schaute seine Mutter an. „Du verstehst das doch, nicht wahr?“
    Sie nickte. „Ich komme mit“, sagte sie.
    „Wirklich?“
    „Ich auch“, sagte Frieda. „Ich bin alt, aber dies ist eine Reise, die ich noch machen will, bevor ich sterbe.“
    „Das ist absurd!“, schrie Bathsheba.
    „Rechne mich auch dazu!“, sagte Ikarus.
    „Mich auch“, sagte ein zweites beringtes Männchen.
    „Mich auch“, rief eine andere Fledermaus und Schatten erkannte Chinooks Stimme.
    Aber er hatte keine Zeit, ihm einen Gruß zuzurufen, denn eine kleine Lawine von Stimmen hatte sich gelöst und seine Augen wanderten entzückt durch die Höhle, als alle Fledermäuse riefen, männlich und weiblich, jung und alt.
    „Bathsheba“, sagte Frieda, „ich nehme an, du wirst dich uns nicht anschließen.“
    „Sicherlich nicht“, sagte die Älteste. „Ich habe nicht den Wunsch, meinem Leben schon jetzt ein Ende zu setzen.“
    Schatten wurde plötzlich etwas bewusst: Marina hatte kein Wort gesagt. Besorgt wandte er sich zu ihr. In ihrem Lächeln lag eine Wehmut, die ihm die Kehle zuschnürte.
    „Du hast es geschafft, Schatten“, sagte sie. „Du bist nach Hause gekommen.“
    „Du willst uns doch nicht verlassen, oder?“
    „Ich frage mich, ob meine Kolonie mich zurücknehmen würde. Nun, wo mein Ring weg ist.“
    „Aber … willst du wirklich zurück?“
    Sie klang ein wenig ärgerlich. „Nun, ich denke, irgendwohin muss ich ja wohl, oder?“
    „Nein, musst du nicht“, rief Schatten aus. „Du kannst doch hier bei mir bleiben! Bei uns! Nicht wahr, Frieda?“
    „Natürlich kann sie das“, sagte die Älteste.
    „Wirklich?“, sagte Marina. „Es macht euch nichts aus eine von den Glanzflügeln bei euch zu haben?“
    „Silberflügel!“, rief Frieda. „Haben wir eine Bleibe für eine von den Glanzflügeln, die sich durch solche Kühnheit, Treue und Tapferkeit ausgezeichnet hat?“
    „Ja“, sagte Ariel eifrig, „bleibe doch!“ Und ihre Einladung wurde von einem Dutzend, dann von hunderten der Silberflügel aufgegriffen, bis die Höhle widerhallte vom Geräusch der Flügel, die in der Luft Beifall klatschten.
    „Dies ist deine neue Kolonie“, sagte ihr Schatten, „so lange du das willst, heißt das.“
    „Dann komme ich auch mit euch“, sagte Marina. „Ich komme mit, um deinen Vater zu suchen. Und um das Geheimnis der Ringe zu lüften.“
    In dieser Nacht jagten die Silberflügel in der Nähe des Wasserfalls. Dabei hielten sie sorgfältig Ausschau nach Eulen. Schatten aber fiel es schwer, sich inmitten hunderter von Fledermausgefährten nicht in Sicherheit zu wiegen.
    Er hatte Frieda und die anderen überredet gleich aufzubrechen. Einige hatten bis zum Frühjahr warten wollen, aber was wäre, wenn sein Vater in Gefahr war? Was wäre, wenn er im Sterben lag? Und nun, wo der Winter eingesetzt hatte, würden die Eulen ihren eigenen Winterschlaf antreten. Es war also die sicherste Zeit für die Reise. Schließlich war es nur ein Flug von zwei Nächten. Schatten fiel es schon schwer genug, nicht sofort loszufliegen. Aber selbst er hatte einsehen müssen, dass er ein paar Tage Ruhe brauchte, um seinen Flügel auszukurieren und wieder zu Kräften zu kommen.
    Seine Mutter hatte ihm gesagt, dass er gewachsen sei. Er war ehrlich erstaunt darüber. Er hatte seine
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