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Silberband 064 - Die Stimmen der Qual

Titel: Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
Autoren: Perry Rhodan
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augenblicklich zu selbständigem robotischem Leben erwacht.
    Doch niemand war da, um das auslösende Moment zu geben.
    Früher war das anders gewesen. Noch bei der Landung des Schiffes vor drei Jahren hatte es eine fünfzehnköpfige Besatzung gegeben, die sich mit der Bedienung ausgekannt hatte. Doch nun wehte der Wind einer fremden Welt über ihre Gebeine.
    Mit ihnen war eine seltsame Wandlung geschehen. Irgend etwas war in sie gefahren, was sie veranlaßte, übereinander herzufallen und sich gegenseitig zu töten.
    Nun war das Raumschiff ohne Meister.
    Jene, die erschienen und staunend und forschend durch die endlosen Korridore des Schiffes wanderten, waren nicht in der Lage zu begreifen, was sie sahen. Es waren keine Meister, nur Lehrlinge. Vierhundert Lehrlinge mit einem unstillbaren Forscherdrang, der jedoch nicht das fehlende Wissen ersetzen konnte, das zum Begreifen der fremdartigen und komplizierten Maschinerie erforderlich war.
    Die Erforscher des Schiffes kannten ihre Grenzen und hüteten sich, irgendwelche Schaltungen vorzunehmen, die die im Schiff schlummernden Kräfte wecken konnten. Sie begnügten sich damit, die sekundären Schiffseinrichtungen zu untersuchen.
    Das Raumschiff ließ es mit sich geschehen. Das Raumschiff war ein Roboter. Und Roboter waren geduldig wie das Material, aus dem sie bestanden. Sie konnten warten, bis jemand kam, der sie aus ihrem Schlaf erweckte.
    Doch die fremden Forscher waren froh, wenn sie die kleinen Rätsel, die ihnen das Schiff aufgab, lösen konnten. Sie fügten unermüdlich ein Detail an das andere und stützten auf die Bruchstücke des Mosaiks ihre verwegenen Theorien. Die gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis anzuwenden, wagten sie nicht.
    So ruhte das Schiff weiterhin. Tag um Tag, Jahr um Jahr.
    Es hätte sich bis in alle Ewigkeit nicht gerührt, wenn nicht unerwartet der entscheidende Funke übergesprungen wäre. Der Impuls kam aus dem Nichts, aus einer übergeordneten Dimension und schlug wie ein Blitz in die Vollautomatik ein.
    Was kümmerte es das Raumschiff, woher der Impuls kam und wer ihn geschickt hatte. Es war ein Roboter und nicht in der Lage, Fragen zu stellen. Es mußte auf bestimmte Impulse reagieren. Es mußte den empfangenen Hyperimpulsen gehorchen.
    Das Raumschiff erhielt den zwingenden Befehl: Start!
    Der fünfhundert Meter durchmessende Körper erwachte zu robotischem Leben. Überall in den Korridoren, den Räumen und Hallen wurden die Beleuchtungskörper eingeschaltet, auf den Kontrollwänden begann der Reigen der blinkenden Lichter, die Maschinen liefen an.
    Das Herz des Schiffes schlug so heftig, daß die Wände vibrierten. Es war, als atmete es. Die drei Jahre währende Stille wurde auf einmal von vielfältigen Geräuschen durchbrochen. Es ging wie ein Seufzen durch das Schiff.
    Die freiwerdenden Kräfte wurden genau dosiert durch die weitverzweigten Kanäle geleitet, die die Adern des Schiffes waren. Und wie belebendes Blut durchflossen die Energien den mächtigen Körper und drangen bis in die entlegensten Winkel vor. Antennen reckten sich wie Fühler aus der Hülle – und orteten. Die Linsensysteme – Schiffsaugen – nahmen die Bilder auf und bannten sie auf die Bildschirme.
    Der mächtige Kugelkörper bäumte sich auf, kämpfte gegen die Schwerkraft an und hob langsam ab.
    Start. Fort von hier – hinauf ins All.
    ***
    Heydrac Koat erstarrte, als die Alarmsirene durch das Schiff heulte. Er hatte das Rumoren gehört, das tief aus dem Schiffsinnern zu kommen schien, dem vorerst jedoch keine besondere Bedeutung beigemessen. Verschiedene Wissenschaftlergruppen stellten dauernd irgendwelche Versuche an, bei denen sie sich eigens herangeschaffter Maschinen bedienten. Er hatte das Rumoren für das Arbeitsgeräusch dieser Maschinen gehalten.
    Doch die Alarmsirene ernüchterte ihn.
    Die Geräusche stammten nicht von irgendwelchen Maschinen, sondern kamen vom Schiff selbst. Hoffentlich hatte nicht einer der Wissenschaftler einen der Hebel gedrückt, deren Funktion sie noch nicht kannten.
    »Alle Teams sofort in die Zentrale!« Das war die Stimme Alantor Myns, die aus dem Funksprechgerät ertönte.
    Heydrac Koat überlegte nicht lange. Er ließ alles stehen und liegen und rannte auf den nächsten Aufstiegsschacht zu. Er kannte sich im Schiff genau aus und wußte, wo der Raum lag, den die Techniker als ›Zentrale‹ bezeichneten.
    Als er den Aufstiegsschacht erreichte, erblickte er Arnani Cuor, die Xenologin, die seit der Landung des Schiffes
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