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Silberband 055 - Der Schwarm

Titel: Silberband 055 - Der Schwarm
Autoren: Perry Rhodan
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daß seine Rechte gegen seinen Willen nach der Strahlwaffe in seinem Gürtel griff. Er schaute ungläubig auf seine Hand, die den Griff der Waffe umklammerte, sie hochschob und gegen seine eigene Schläfe richtete. Der Finger spannte sich um den Abzug und drückte ihn langsam nieder.
    »Nein … nein!« stöhnte er in Todesangst. Seine hervorquellenden Augen fixierten die Waffe, die sich kalt gegen seine Schläfe preßte. Ich nahm seine Emotionen befriedigt zur Kenntnis: Verblüffung, Schrecken und Angst. Er verspürte Verblüffung, weil die eigene Hand eine Waffe gegen ihn richtete. Er war erschrocken, weil diese Hand zu einem fremden Werkzeug wurde. Und Angst stellte sich ein, als er sah, wie der Zeigefinger den Abzug krümmte.
    Doch ich wollte Tilk sich nicht selbst richten lassen. Ich wollte ihn gar nicht töten, weil er mir zu wertvoll war. Nachdem er genug gelitten hatte, ließ ich von ihm ab und wandte meine Aufmerksamkeit Serkano Staehmer zu.
    Bei ihm erlebte ich eine unangenehme Überraschung. Er widerstand meiner Beeinflussung.
    Ich suchte Staehmers Blick. Seine Augen blickten mir ruhig und gelassen entgegen. Welchen unterschiedlichen Anblick die beiden Männer im Besucherzimmer boten.
    Hier der kraftvoll wirkende, energiegeladene Tilk, der steif und ohne eigenen Willen dastand. Dort der dürre, unscheinbar wirkende Staehmer, der keine Wirkung auf meine geistige Attacke zeigte.
    Ich nahm einen zweiten Anlauf, stürzte mich mit verstärkter Vehemenz auf ihn – konnte ihn aber wieder nicht bezwingen. Sein Bewußtsein entglitt meinen suggestiven Einflüssen, ich konnte sein Ich nicht erfassen. Ich konnte es zwar in meiner mentalen Sphäre einschließen, aber es gelang mir nicht, es zu durchsetzen. Und dann brach sein Ich schließlich aus meiner geistigen Umhüllung aus und erstrahlte in seiner unverletzbaren Eigenständigkeit.
    Staehmers Geist verhielt sich zu dem meinen wie ein Antipode. Mein Körper erzitterte unter dieser Erkenntnis.
    Ich stieß erneut zu. Stärker als je zuvor, mit all der mir zur Verfügung stehenden Suggestionskraft. Diesmal zuckte Staehmer zusammen, aber das war die einzige Reaktion, die er auf meinen parapsychischen Angriff zeigte.
    »Sie müssen sich damit abfinden, mich als freien Mitarbeiter anzuheuern«, sagte er gelassen.
    Ein freier Mitarbeiter! Wenn ich mich erst darauf verließ, daß meine Helfer freiwillig meine Position verstärkten und aus freien Stücken meine Macht aufbauten, dann konnte ich meine Eroberungspläne gleich fallenlassen.
    »Ich werde deinen Willen brechen!« versprach ich.
    »Ich widersetze mich überhaupt nicht«, behauptete Staehmer. »Aber vielleicht überschätzen Sie Ihre eigene Stärke.«
    Ich hätte ihn auf der Stelle töten lassen können. Aber ich tat es nicht, weil ich dadurch meine Unzulänglichkeit eingestanden hätte.
    »Ich werde dich beugen, Staehmer!« versprach ich. »Du wirst vor mir im Staub liegen und dich meiner Befehlsgewalt ergeben. Es wird dir ergehen wie Tilk, wie Dada – und wie Neiko Garnish.«
    Der Name des letzteren kam mir unbewußt über die Lippen. Für einen Moment war es mir schleierhaft, wie ich auf ihn gekommen war. Aber dann spürte ich seine Nähe und wußte, daß er in der Klinik eingetroffen war.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür des Besucherzimmers, und der Bandenführer trat ein. Neiko Garnish war ein tüchtiger Mann. Er wurde von mir mit Aufträgen betraut, die nur mit besonderer Härte und Skrupellosigkeit durchgeführt werden konnten. Trotzdem hätte ich ihn beinahe durch einen Unglücksfall verloren. Wenn ich nicht im letzten Moment eingeschritten wäre, dann hätte ihn Dada in einem Rohrbahntunnel zermalmt.
    »Sieh sie dir an, Staehmer«, sagte ich wütend. »Tilk und Neiko sind zehnmal so stark wie du, um vieles robuster und besitzen wahrscheinlich eine bessere geistige Konstitution. Sie mußten sich mir beugen – und an ihrem Beispiel ersehe ich, daß ich auch dich bezwingen werde.«
    »Sie sollten sich damit abfinden, daß Sie an mir Ihre Fähigkeiten verschwenden«, erklärte Staehmer. Er stand zwischen Tilk und Neiko. »Warum strengen Sie sich an? Ich werde auch aus freien Stücken für Sie arbeiten.«
    »Dazu kommt es nicht. Eher töte ich dich!«
    Tilk zog den Strahler.
    Er richtete ihn auf Staehmer und fragte: »Soll ich ihn erledigen?«
    »Nein!« herrschte ich ihn an. Ich mäßigte mich. »Staehmer ist überhaupt kein Problem. Habt ihr verstanden? Er ist nicht der Mann, der sich mir in den Weg
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