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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Autoren: James Rollins
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grüne       schmiedeeiserne Barockbrücke. Sie überspannte die Oder, eine glatte, grüne Fläche, in der sich die untergehende     Sonne spiegelte.
     
    Gray sah auf die Uhr. Rachel müsste in diesem Moment landen. Sie wollten sich in dem Kaffeehaus gegenüber ihrem Hotel in der Altstadt treffen. Zuvor aber musste er einen letzten Knoten lösen und ein letztes Gespräch führen.
     
    Gray ging weiter über die Fußbrücke. Zwei schwarze Schwäne glitten übers Wasser. Möwen segelten umher und spiegelten sich im Fluss. Es roch nach Fluss und nach den Lilien, die am Ufer wuchsen. Er hatte seine Reise auf einer Brücke in Kopenhagen begonnen, und auf einer Brücke endete sie nun. Er hob den Blick zu den schwarzen Türmen der Altstadt, den kupfergedeckten Türmchen und den Uhrtürmen aus der Renaissance. Wroclaw hatte einmal Breslau geheißen, eine Festungsstadt an der Grenze zwischen Deutschland und Polen. Große Teile der Stadt waren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, als die deutsche Wehrmacht gegen die Rote Armee gekämpft hatte.
     
    Das war der Grund, der Gray hierhergeführt hatte. Vor ihm lag die Kathedraleninsel. Die gotischen Türme der Johannes-Kathedrale funkelten im Abend licht. Gray hatte jedoch ein anderes Ziel. Auf der Insel gab es noch zahlreiche kleinere Kirchen. Grays Ziel lag nur wenige Schritte von der Brücke entfernt.
     
    Der Metallrost der Brücke machte dem Straßenpflaster Platz. Die St.-Petrus-und-Paulus-Kirche lag bescheiden zur Linken, leicht übersehen, denn die Rückseite ging in die Ziegelmauer der Flussbegrenzung über. Gray steuerte auf eine kleine Tür zu, die vom steinigen Flussufer ins Pfarrhaus führte.
     
    Hatte hier einmal ein bestimmtes Kind gespielt? Ein perfektes Kind?
     
    Aus kürzlich freigegebenen russischen Geheimakten wusste Gray, dass der elternlose Junge in dem Waisenhaus aufgewachsen war, das der St.-Petrus-und-Paulus-Kirche angeschlossen war. Nach dem Krieg hatte es viele Waisenkinder gegeben, doch Gray hatte die Zielgruppe mittels Alter, Geschlecht und Haarfarbe eingegrenzt. Als Haarfarbe kam nur weißblond in   Frage. Außerdem hatte er die Berichte der russischen Armee gelesen, die Auskunft gaben über die zahlreichen unterirdischen Waffenlabors der Nazis und den Wenceslas-Stollen. SS-Obergruppenführen Jakob Sporrenberg, Annas und Gunthers Großvater, war den Russen nur knapp entwischt, als er die Glocke in Sicherheit gebracht hatte. Anna hatte Lisa erzählt, das Tola, Hugos Tochter, zusammen mit dem Kind in der Oder ertrunken sei. Aber stimmte das wirklich?
     
    Um diese Frage zu klären, hatte Gray zusammen mit einigen Recherche-Experten von Sigma alte Akten gewälz und anhand winziger Informationsschnipsel ein längst kalt gewordene Spur verfolgt. Schließlich die Entdeckung: das Tagebuch des Priesters, der damals das Waisenhaus geleitet hatte und der von einem Säugling berichtete, der durchfroren bei seiner toten Mutter aufgefunden worden war. Die namenlose Frau war auf dem angrenzenden Friedhof bestatten.
     
    Die Junge aber hatte überlegt und war hier aufgewachsen, hatte auf Anraten des Priesters, der ihn gerettet hatte, das Priesterseminar besucht und den Namen Pater Piotr angenommen. Gray näherte sich der Tür zum Pfarrhaus. Er hatte mit dem sechzigjährigen Priester telefoniert und sich als Reporter ausgegeben, der für ein Buch über die Kriegswaisen recherchierte. Er betätigte den eisernen Türklopfer an der unscheinbaren Holztür. Aus der Kirche schallte Gesang herüber, offenbar fand dort gerade eine Messe statt.
     
    Nach kurzer Wartezeit wurde die Tür geöffnet. Gray erkannte den Mann auf Anhieb, denn er hatte alte Fotos des faltenlosen Gesichts mit dem in der Mitte gescheitelten wallenden weißen Haar gesehen. Pater Piotr trug Jeans, ein schwarzes Hemd mit weißen Priesterkragen und eine helle Strickjacke. Er sprach Englisch mit polnischem Akzent. Sie müssen Nathan Sawyer sein.
     
    Das stimmt zwar nicht, dennoch nickte Gray, freilich ein wenig schuldbewusst, weil er einen Priester anlog. Die Täuschung war allerdings unumgänglich und diente ihrer beider Schutz. Er räusperte sich. Danke, dass Sie mit mir sprechen wollen. Keine Ursache. Bitte treten Sie ein. Pater Piotr geleitete Gray durch die Diele zu einem kleinem Raum mit einem Kohleofen in der Ecke. Darauf stand eine Teekanne. Er bat Gray, Platz zu nehmen. Gray packte das Notebook aus und rief die Liste mit den Fragen auf.
     
    Piotr schenkte ihnen beiden Tee ein und
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