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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm
Autoren: James Rollins
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Beruhigungsübungen, die ihr Therapeut ihr beigebracht hatte. Bis zwei einatmen, bis vier ausatmen. Mit jedem Atemzug fiel Spannung von ihr ab, als strömte sie heraus. Langsam wurde ihre Haut wieder wärmer.
    Etwas Schweres landete auf ihrem Bett. Ein leises Geräusch begleitete es. Wie ein quietschendes Scharnier.
    Sie streckte die Hand aus, und ein Schnurren begrüßte sie.
    »Komm her, Billie«, flüsterte sie dem übergewichtigen schwarzen Perserkater zu.
    Billie drückte sich an ihre Handfläche und strich mit der Unterseite seiner Schnauze über Safias Finger, dann ließ er sich einfach auf ihre Oberschenkel plumpsen, als wären die unsichtbaren Fäden, die den Kater aufrecht hielten, durchtrennt worden. Die Sirenen hatten ihn offensichtlich bei seinem gewohnten nächtlichen Streifzug durch die Wohnung gestört.
    Das leise Schnurren ging in Safias Schoß weiter, ein sehr zufriedenes Geräusch.
    Dies entspannte die verkrampften Muskeln in ihren Schultern viel mehr als ihre Atemübungen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie den Rücken gekrümmt hatte, als fürchtete sie einen Schlag, der nie kam. Sie richtete sich auf und streckte den Hals.
    Die Sirenen und der Tumult gingen einen halben Block von ihrem Haus entfernt weiter. Sie musste aufstehen und herausfinden, was da los war. Sie würde alles tun, nur um in Bewegung zu sein. Die Panik hatte sich in nervöse Energie verwandelt.
    Sie schob die Beine zur Seite, achtete jedoch darauf, dass Billie auf dem Wollschal zu liegen kam. Das Schnurren setzte kurz aus, ging jedoch sofort weiter, als der Kater merkte, dass man ihn nicht aus dem Bett warf. Billie war in den Straßen Londons geboren worden, ursprünglich ein Gassenstreuner, ein wildes Knäuel aus verfilztem Fell und Feuchtigkeit. Safia hatte das Kätzchen lang hingestreckt auf ihrer Vordertreppe gefunden, ölverschmiert, mit einem gebrochenen Lauf, von einem Auto angefahren. Obwohl sie ihm helfen wollte, hatte der Kater ihr in den Daumen gebissen. Freunde hatten ihr geraten, das Kätzchen ins Tierheim zu bringen, aber Safia wusste, dass es dort nicht besser war als in einem Waisenhaus. Stattdessen hatte sie ihn in einen Kissenbezug gepackt und in die örtliche Tierklinik gebracht.
    Es wäre an diesem Abend ein Leichtes gewesen, auf der Treppe einfach über ihn hinwegzusteigen, aber sie war einmal selbst so einsam und verlassen gewesen wie das Kätzchen. Damals hatte jemand auch sie in sein Haus aufgenommen. Und wie Billie war auch sie domestiziert worden – doch beide wurden nie völlig zahm, sie zogen wilde Orte vor und das Herumstöbern in den vergessenen Winkeln dieser Welt.
    Doch das alles hatte mit einer Explosion an einem sonnigen Frühlingstag geendet.
    Alles meine Schuld … Wieder hallten Weinen und Schreie durch ihren Kopf und vermischten sich mit den Sirenen der Gegenwart.
    Safia streckte die Hand nach der Nachttischlampe aus, einer kleinen Tiffany-Kopie mit Libellen aus Buntglas. Ein paar Mal drückte sie auf den Schalter, doch die Lampe blieb dunkel. Der Strom war ausgefallen. Offensichtlich hatte das Unwetter eine Leitung unterbrochen.
    Vielleicht deshalb der ganze Tumult.
    Hoffentlich ist es etwas so Einfaches.
    Sie schwang sich aus dem Bett, barfuss zwar, aber in einem warmen Flanellnachthemd, das ihr bis zu den Knien reichte. Sie ging zum Fenster und kurbelte die Jalousien hoch, um auf die Straße sehen zu können. Ihre Wohnung lag im dritten Stock.
    Unter ihr war aus der normalerweise ruhigen und ehrwürdigen Straße mit Eisenlaternen und breiten Bürgersteigen ein surreales Schlachtfeld geworden. Trotz des Regens stiegen Rauchschwaden in die Höhe, aber wenigstens hatte das Unwetter sich abgeschwächt und war in gewohnten Londoner Regen übergegangen. Da die Straßenlaternen nicht brannten, kam die einzige Beleuchtung von den Blinklichtern auf den Dächern der Einsatzfahrzeuge. Und doch flackerte weiter unten ein tiefroter Schein durch den Rauch und die Dunkelheit.
    Feuer.
    Safias Herz pochte heftiger, ihr stockte der Atem – nicht wegen alter Ängste, sondern wegen neuer Befürchtungen. Das Museum. Sie öffnete die Verriegelung des Fensters, stemmte das Schiebefenster hoch und beugte sich hinaus in den Regen. Die eisigen Tropfen spürte sie kaum.
    Das British Museum lag nur einen kurzen Fußweg von ihrer Wohnung entfernt. Mit aufgerissenem Mund betrachtete sie die Szenerie. Die nordöstliche Ecke des Museums war nur noch eine lodernde Ruine. Flammen leckten aus zersplitterten Fenstern in
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