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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
Autoren: Heinrich Kraus
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hinschmiß , die Treppe hinunterfegte und zur Haustür hinaussprang. Meine Eltern kamen auch, und einige Nachbarn rannten herbei, weil der Hund immer noch heulte und die Oma kreischte. Dann sah ich das Blut auf dem schwarzen Fell und vom Bauch zum Boden tropfen, und die Frau schrie noch mehr, als sie es auch auf die Zementplatten unseres Eingangs herabtropfen sah.
    „Wie ist das passiert?“ fragte der Speck von schräg gegenüber.
    „Ich weiß auch nicht“, sagte mein Vater.
    „Ein Motorrad!“ schrie die alte Frau. „Und der auf dem Motorrad saß, hat ihn erschossen!“
    „Unerhört!“
    „So ein Verbrecher!“
    „Ist es schlimm?“ fragte mein Vater und beugte sich zu mir herab, während ich den X, der immer noch vor Schmerz und Schreck jaulte, untersuchte. Er hatte eine Wunde auf dem Rücken, aus der viel Blut quoll.
    „Ich weiß nicht“, sagte ich.
    „ Laßt mich sehn!“ rief da jemand. Das war der Doktor, aber nicht der Vieh-, sondern der Menschendoktor, der in der Nähe wohnt. Vielleicht wollte er wissen, warum so viele Leute dastanden und Radau machten , weil sie sich laut darüber aufregten, daß so ein Halunke einen Hund auf offener Straße erschießen wollte.
    Der Doktor untersuchte den X gründlich mit den Händen, die fürchterlich rot wurden von Blut. Dann erhob er sich und sagte, es sei bloß eine Fleischwunde, es bestehe keine Lebensgefahr. Der Hund hat Glück gehabt, da es nur ein Streifschuß gewesen sei, aber trotzdem ist es eine verdammte Sauerei, und wo bleibt denn die Polizei, wenn geschossen wird.
    „Hier“, sagte der Gendarm, der arg schnaufte und einen roten Kopf hatte vor lauter Aufregung.
    „Dann fangen Sie mal den Verbrecher!“
    „ Werd ich tun.“

    „Da bin ich gespannt“, knurrte der Doktor und guckte böse. „Da bin ich sehr gespannt!“ Auch die anderen Leute murrten laut darüber, daß so etwas möglich ist in unserem Staat. Wofür man eigentlich die vielen Steuern bezahle für die viele Polizei, wenn einer vom Motorrad herunter schießen kann und ein armes Tier als Zielscheibe benutzt und vielleicht nächstes Mal einen Menschen. Der Kopf des Gendarmen wurde noch roter, so daß er aussah, als ob er jeden Moment platzen würde, und er schrie, daß er unmöglich an jeder Straßenecke stehen könne und aufpassen, ob ein Verrückter vielleicht auf irgendwas oder irgendwen schießt.
    „Das war kein Verrückter“, sagte ich. „Wieso nicht?“
    „Das war derjenige, der den Hund aufgehängt hat.“
    „Ach was!“ brüllte der Gendarm und winkte ab.
    „Nur der hat einen Grund, ihn umzubringen.“
    „Und was ist der Grund?“
    „Er weiß, daß man ihn sucht.“
    „Aha!“ spottete der Gendarm.
    „Und daß man ihn findet.“
    „Und wer findet ihn?“ fragte der Gendarm. „Bestimmt nicht die Polizei!“ knurrte der Doktor.
    „Sondern?“
    „Ich!“
    „Der Sigi Wulle !“ sagte der Gendarm und putzte mit seinem Taschentuch Schweiß vom dicken roten Kopf. „Der Sigi Wulle ist wieder mal der schlaueste von uns allen.“
    „Zumindest der fleißigste“, sagte mein Vater.
    Ich freute mich, daß Papa das sagte, wo ich doch manchmal stinkfaul bin.
    Der Gendarm fragte nun, ob jemand das Verbrechen beobachtet habe, worauf sich die alte Dame meldete, die inzwischen aufgehört hatte zu zetern. Er fragte sie, was geschehen sei, und da erzählte sie, daß sie keinen Bohnenkaffee mehr im Haus habe und ohne Kaffee könne sie nicht leben. Deshalb hat sie sich extra umgezogen, weil in dem geblümten Kleid ein Fleck von der Johannisbeermarmelade ist, und es soll keiner denken, sie sei eine Schlampe. Sie hat lang überlegt, ob sie das getüpfelte anziehen soll oder das gestreifte, weil sie in dem gestreiften schlanker aussieht, aber das getüpfelte ist eleganter. Nach langem Überlegen hat sie sich schließlich...
    „...für das getüpfelte entschieden“, knurrte der Gendarm, dessen Kopf immer dicker und roter wurde.
    „Wie scharfsinnig!“ spottete der Doktor. Die Leute kicherten.
    „Ich habe das getüpfelte angezogen und den Geldbeutel gesucht“, erzählte die alte Dame eifrig. „Dann fragte ich mich, ob es vielleicht Regen geben könnte, denn der Himmel war bewölkt. Aber ich entschied mich doch dafür, den Schirm zu Hause zu lassen, weil der Weg zum Krämer nicht sehr weit ist und man sich unterstellen kann, falls es doch ein wenig regnen sollte...“
    „Ich habe Sie gefragt“, brüllte der Gendarm, „wer vom Motorrad herunter auf den Köter geschossen hat!“
    Da
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