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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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vor unserem Feuer und starrten uns eine Weile an, um sich dann die Ellbogen in die Seiten zu stoßen und ein lautes, brüllendes Gelächter anzustimmen, wohl weil wir wie Indianer ausgerüstet waren, mit Federschmuck und mit Kriegsbemalung. Sie lachten wie drei Narren und fanden kein Ende, obwohl wir nicht reagierten. Eine Rothaut macht nicht viele Worte, sondern zieht es vor zu schweigen, wenn ein Bleichgesicht keinen Anstand besitzt.
    „Gestatten!“ sagte der Dicke. „Mein Name ist Maier.“

    „Und ich heiße Schmitt!“ kicherte der Dünne.
    „Die verstehen doch bloß indianisch!“ rief der Junge, da wir keine Miene verzogen.
    „ Siouxisch oder komantschisch ?“ fragte der Dicke.
    „ Komantschisch “, entgegnete ich.
    Sie lachten wieder wie verrückt, wobei dem einen die Brille von der Nase fiel und der Bauch des Dicken auf und ab hüpfte. Dann stand Onkel Edi auf und hob die Rechte zum Zeichen, daß Ruhe eintreten sollte, was nach einer Weile auch geschah.
    „Häuptling Hängende Unterlippe bittet die fremden Krieger, ihn und seine roten Brüder in Ruhe zu lassen und ihrer Wege zu ziehen, denn wir wünschen in Frieden zu leben!“ Da lachten sie noch mehr und machten sich über unsere Kleidung lustig, die sie eine Maskerade nannten. Man feiere doch nicht Fasching, meinte der Dicke, und habe deshalb keine Ursache, sich zu vermummen.
    „Dann guck nur mal selbst in den Spiegel, du aufgeblasener Hanswurst!“ schrie meine Patin.
    „Wieso?“
    „Weil du kein richtiger Jäger bist, sondern ein komischer Mausfallenhändler, der mit seinem Geld, um das er die Leute beschissen hat, ein Revier kauft und einen grünen Hut mit Rasierpinsel drauf, damit er ein bißchen Förster vom Silberwald spielen kann!“
    „Weil ihr drei lächerliche Schlackenbergtiroler seid!“ fügte nun Onkel Edi hinzu.
    „Spatzenjäger!“ sagte auch ich voller Verachtung.
    Da lachten sie nicht mehr, sondern blickten einander eine Weile starr an, um dann uns zu mustern. Das Gesicht des Dicken wurde dabei immer röter und das des Dünnen immer blasser, während der Junge vor lauter Ärger zu schielen begann. So ist es meistens im Leben. Die Leute sind fest davon überzeugt, ihre Witze über andere machen zu dürfen; aber wenn die andern dann sie verspotten und es vielleicht besser können, werden sie böse. Das läuft auch in der Schule so ab, wo ein Lehrer seine Schüler auslacht, was jedoch umgekehrt verboten ist. Zu Hause verhält es sich nicht anders, wo mein Vater wütend wird, wenn ich etwas Treffendes über ihn sage, was meine Mutter belustigt.
    „Wir reden auch eine andere Sprache!“ knurrte der Dicke und wackelte mit seinem Gewehr.
    Die beiden anderen nickten.
    „Großmaul!“ sagte meine Patin.
    „Hier habt ihr nämlich nichts verloren!“
    „Ach wirklich?“ spottete Onkel Edi.
    „Übernachtungen sind nur auf dem Campingplatz erlaubt!“ schrie er voller Wut.
    „Und Feuer darf im Wald schon gar nicht angezündet werden!“ fügte der Dünne hinzu.
    „Auch nicht fachgerecht von uns Komantschen?“ fragte ich.
    „Von niemandem!“

    „Wer will uns daran hindern?“
    „Wir!“ schrien die drei.
    Zornig sprang der Dicke ans Feuer, um es mit den Füßen auseinander- und kaputtzutreten; doch es gelang ihm nicht, da ihm Patin Berta eine so kräftige Ohrfeige gab, daß er sich rücklings überschlug. Daraufhin wurde sie von den beiden andern angegriffen, die damit ihre Schurkenhaftigkeit bewiesen. Nur elende Schufte schlagen eine Squaw. Wir Männer waren also gezwungen, ebenfalls zu kämpfen, und so entstand eine hübsche Keilerei zwischen Bleichgesichtern und Rothäuten. Mit meinem Tomahawk schlug ich dem Jungen die Brille von der Nase, der mich dann allerdings in den Schwitzkasten kriegte und so fest zudrückte, daß ich fürchtete, der Kopf würde mir platzen. Glücklicherweise gelang es mir, ihn an der Nase zu grapschen und so fest daran zu ziehen, daß er wie ein Schwein quiekte. Auf diese Weise bearbeiteten wir uns alle gegenseitig, bis die Jäger plötzlich, Angstschreie ausstoßend, davonrannten, so
    daß wir uns über den schnellen Sieg wunderten.
    Dann merkten wir, daß wir nicht mehr zu dritt, sondern zu viert waren. Hinter uns stand Black Joe, der uns im Streit mit den Bleichgesichtern Beistand geleistet hatte, ohne daß wir es bei unserer Beschäftigung gemerkt hätten. Er lachte nun schallend hinter den Jägern her, die den Hang hinabrasten. Sie fürchteten sich vor ihm, der gewaltig aussah mit seinem
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