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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe
Autoren: Mirinda Jarrett
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einzelne Kerze und konnte die Dunkelheit des Waldes um sie herum kaum durchdringen. Aber sie waren nun nicht mehr weit vom Haus entfernt. Manche Dinge würde sie niemals vergessen.
    Das Mädchen stolperte wieder, diesmal fiel sie auf die Knie und stand nicht mehr auf. Sie weinte auch wieder, doch ihr
    Schluchzen wurde von dem Schal um ihren Mund erstickt. Wütend zerrte Antoinette an dem Strick, mit dem sie die Handgelenke des Mädchens gefesselt hatte, und wollte sie hochziehen.
    „Ungeschicktes Geschöpf!“ fuhr sie das Mädchen an. „Sei nicht so faul! Wer hätte gedacht, daß eine so kleine Person so eigensinnig sein könnte?“
    Cecilie blickte flehend zu ihr auf. Tränen liefen ihr aus den rotgeränderten Augen, und sie versuchte, mit dem Knebel im Mund zu sprechen. Ihre Schläfe wies eine rote Stelle auf, und der Knebel hatte ihre Mundwinkel eingeschnürt. Ihr Kleid war zerrissen und schmutzig, der Umhang war in der Kutsche geblieben. Zweige und Grashalme hingen in ihrem wirren Haar. Sie mag noch immer eigensinnig sein, dachte Antoinette zufrieden, doch stolz war sie nicht mehr. Welcher Bräutigam würde sie jetzt noch wollen, selbst wenn ihr Name Sparhawk war?
    Antoinette zerrte noch einmal am Seil, und endlich stand Cecilie mit einem Schmerzenslaut wieder auf.
    „Kommen Sie, Miss Sparhawk“, befahl Antoinette. „Wir haben es nicht weit.“
    Und das war auch gut so, dachte Antoinette. Sie war nun eine Lady, die nicht daran gewöhnt war, zu Fuß zu geben. Die schwere Laterne zu tragen und gleichzeitig dieses nutzlose kleine Frauenzimmer zu führen war mühsamer, als sie gedacht hatte. Bei jedem Schritt schlug die Pistole in ihrer Tasche gegen ihren Schenkel, und am liebsten hätte sie sie ins Gebüsch geworfen. Doch vielleicht würde sie die Waffe noch brauchen.
    Noch immer bereitete es ihr Vergnügen, daran zu denken, wie bereitwillig der Kutscher ihr die Waffe für den Louisdor überlassen hatte, so wie sie vorher mit einem Goldstück seine Bereitschaft erkauft hatte, das Mädchen zu fesseln, zu knebeln und in seine Kutsche zu zerren. Wie amüsant war es doch gewesen, ihm zu erzählen, daß das Mädchen wahnsinnig war, und diesmal die Überlegenheit des Wärters gegenüber der Gefangenen zu spüren.
    Endlich erreichten sie die Rodungen, die vor dreißig Jahren den Rasen gebildet hatten, der das Haus wie ein weit smaragdgrünes Meer umgeben hatte. Die Ruine selbst wirkte im Mondlicht gespenstisch. Die hohen Kalksteinmauern waren nicht abgebrannt, obwohl die Flammen ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Die eingefallenen Ziegelschornsteine an jedem Ende überragten noch immer die Palmen und weißen Gummibäume, die in der Ruine gewachsen waren. Die vier Säulen, die einst das Dach getragen hatten, und der Balkon, von dem aus man die Schiffe hatte sehen können, die in der Bucht vor Anker lagen, waren ebenfalls noch da.
    „Ach, Christian, zu sehen, was Sparhawk deinem Zuhause angetan hat!“ sagte Antoinette traurig, als sie sich der Ruine näherten. „Aber er wird dafür bezahlen müssen, mein Liebling. Bald, sehr bald wird dein Tod gerächt sein.“
    Antoinette blickte die geschwungene Steintreppe empor und stellte sich vor, wie Christian ganz oben an der Tür stand, wunderschön gekleidet in Gold und Königsblau, und ihr bedeutete, mit ihm zusammen zu Abend zu essen.
    „Ich komme, Christian“, rief sie und keuchte, als sie sich bemühte, über den Rasen zu ihm zu laufen. „O Christian, bitte warte auf mich!“
    Cecilie hielt sie zurück. Sie stemmte absichtlich die Absätze in den Boden, um Antoinette aufzuhalten. Christian haßte es, wenn man ihn warten ließ, und das gerissene kleine Frauenzimmer wußte sicher, daß Antoinette bestraft wurde, falls sie nicht in dem mit Samt bezogenen Stuhl saß, wenn der erste Gang aufgetragen wurde.
    Sie hatten die erste Stufe fast erreicht, als Cecilie wieder stürzte, und wütend holte Antoinette aus und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. „Warte, bis Christian davon erfährt!“ rief sie. „Christian wird glücklich sein, einer eigensinnigen Sparhawk Manieren beibringen zu können!“
    „Maman, tu es nicht!“
    Nervös tastete Antoinette nach der Pistole in ihrer Tasche. Wer machte sich über sie lustig, indem er sie so nannte? Sie war zu jung, um schon Mutter zu sein, sie war ja fast noch ein Kind.
    „Maman, hör auf! Laß sie gehen!“
    „Michel?“ Verwirrt blickte sie ihn an, als er in den Schein der Laterne trat. Wie konnte Michel hier sein, um
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