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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe
Autoren: Mirinda Jarrett
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eines war nicht vorherzusehen: Ich habe mich in sie verliebt.“
    „Verliebt?“ wiederholte Antoinette entsetzt. „Du liebst sie? Die Tochter von Gabriel Sparhawk?“
    Michel nickte. Er ließ Jerusa nicht aus den Augen. „Ja, Maman. Ich liebe sie, und sie liebt mich, und sie hat mir die unschätzbare Ehre erwiesen, meinen Heiratsantrag anzunehmen.“
    „Nein!“ schrie Antoinette, und ehe Michel begriff, was geschah, packte sie Jerusa und zerrte sie zur Treppe. Gleichzeitig zog sie die kleine Pistole aus ihrer Tasche und drückte sie an Jerusas Schläfe. Sofort stürzte er vor, um nach der Waffe zu fassen, doch Antoinette schrie noch einmal und stellte sich hinter Jerusa.
    „Ich werde sie jetzt töten, Michel, so wie du mir das Herz gebrochen hast“, rief sie aufgebracht. Die Laterne an ihrem Handgelenk pendelte vor und zurück, Schatten und Lichter huschten über ihr Gesicht. „Möchtest du dabei zusehen, mein geliebter Sohn? Wie das Blut deiner kleinen Dirne wie Tau auf den Stufen deines Vaterhauses glitzert?“
    Michel erstarrte. Er wußte nur zu gut, daß seine Mutter dazu fähig war. Woher in Gottes Namen hatte sie die Waffe? Von hier aus konnte er nicht sagen, ob sie entsichert oder überhaupt geladen war, aber er durfte kein Risiko eingehen. Im Schein der Laterne war Jerusas Gesicht bleich vor Angst, einen flehenden Ausdruck in den Augen.
    „Laß sie gehen, Maman, bitte, mach es für mich“, sagte er leise. „Sie hat dir doch nichts getan.“
    „Sie ist schuld, daß du mich betrogen hast! “ behauptete seine Mutter und weinte bitterlich. „Ist das nicht genug, Michel?“
    Sie war kleiner als Jerusa, aber die Waffe, die sie an deren -Wange drückte, änderte alles, und als Antoinette begann, die Treppen hochzusteigen, blieb Jerusa nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Ihre Röcke schleiften über die Steinstufen, als sie langsam nach oben gingen.
    Mit klopfendem Herzen blieb Jerusa oben stehen. Antoinette drückte ihre Finger tief in ihr Handgelenk, und der kühle Lauf der Pistole berührte Jerusas Wange. Sie wurde gezwungen, sich umzudrehen und nach unten zu schauen. Vor ihnen endete die Treppe und führte in die Tiefe. Von dem, was einst der zweite Stock gewesen war bis hinunter zum Keller waren es mehr als zwanzig Fuß, für die der Schein der Laterne nicht ausreichte.
    „Dies war einst das größte Haus der Westindischen Inseln“, erklärte Antoinette mit fester Stimme. „Mein Zimmer war dort, im Osten. Es hatte rosa Bettvorhänge, und an jeder Wand hingen vergoldete Spiegel. Dort hat Christian mich geliebt, und dort habe ich seinen Sohn empfangen, den Sohn, den du mir weggenommen hast!“
    Sie wollte Jerusa vorwärts stoßen, doch die wich mit einem kleinen Aufschrei zurück. Sie konnte kaum das Gleichgewicht halten über dem gähnenden Abgrund. Wenn sie sich nur auf etwas berufen könnte, irgend etwas, um Antoinette zu beeinflussen!
    „Bedenken Sie, was Sie tun, madame 11 , flehte Jerusa verzweifelt. „Wenn nicht um meinetwillen, dann um Ihres Sohnes willen, der Sie so sehr liebt.“
    Aber Antoinette hörte nicht zu. Sie starrte statt dessen in die Schatten der Ruine, gefangen von der Vergangenheit. „Dies
    war einst ein Ort der Schönheit und des Glücks für mich“, flüsterte sie auf Französisch. „Erinnerst du dich, Christian? Erinnerst du dich, wie du mich die Treppe hinaufgetragen und dann geliebt hast? Ehe die Sparhawks kamen und alles verbrannten, erinnerst du dich, wie sehr du mich liebtest?“
    Antoinette trat näher an den Abgrund und zog Jerusa mit sich. Ihre Röcke flatterten im Wind.
    „Nein, madame, nein! “ rief Jerusa und versuchte, sich zu befreien, bis sie das klickende Geräusch der Pistole hörte.
    Lieber Gott, sie würde sterben, hier, durch die Hand einer Wahnsinnigen, die sie entweder erschießen oder in die Tiefe stoßen würde. Sie, Jerusa, würde Michel niemals heiraten, nie wiederin seinen Armen die Leidenschaft erfahren. Aber wenigstens konnte sie ihm ein letztes Mal sagen, was sie für ihn empfand ...
    „Ich liebe dich, Michel!“ rief sie. „Ich liebe dich!“
    „Lassen Sie sie gehen!“ rief donnernd Gabriel Sparhawk.
    Jerusa vergaß die Waffe und den Abgrund. Rasch drehte sie sich zu ihrem Vater um. Er stand am Fuße der Treppe neben Michel und hielt seinen Hut in der Hand, als er zu ihr nach oben blickte.
    Auch Antoinette wandte sich um und hielt den Atem an, sobald sie Gabriel erkannte. „Töte ihn, Michel!“ kreischte sie auf Englisch.
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